Russland gegen die Ukraine: Hört dieser Krieg niemals auf?

    FAQ

    Russland gegen die Ukraine:Hört denn dieser Krieg niemals auf?

    Florian Neuhann
    von Florian Neuhann
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    Wie lange kann Russland noch durchhalten? Und wie lange die Ukraine? Die wichtigsten Fragen zum Krieg - und die Einschätzungen aus westlicher Sicht.

    Mit kaum verminderter Härte beginnt in diesen Tagen der zweite Winter des russischen Kriegs gegen die Ukraine: mit einem Abnutzungskrieg und hohen Verlusten auf beiden Seiten. Und tatsächlich mit keinerlei Aussicht auf Frieden?
    Die Antworten in diesem Text basieren auf Hintergrundgesprächen mit hochrangigen Diplomaten aus EU- und Nato-Kreisen. Die Gesprächspartner und ihre Herkunft dürfen dabei nicht genannt werden, ihre Einschätzungen schon.

    Ist ein Ende des Kriegs in Sicht?

    Eindeutig: Nein. Es gebe, so heißt es übereinstimmend, keinerlei Anzeichen dafür, dass der russische Präsident Wladimir Putin diesen Krieg beenden wolle - und er sei es, der über ein Ende dieses Kriegs entscheide.
    Zugleich gebe es keinen Hinweis darauf, dass die Ukraine bereit sei, sich zu ergeben und den besetzten Teil des Landes aufzugeben. Und so rechnet man in Brüssel fest damit, dass dieser Krieg mindestens das Jahr 2024 über andauern wird - und zwar ohne militärischen Sieg. "Dass einer der beiden Armeen im kommenden Jahr ein strategisch wichtiger Durchbruch gelingt, ist sehr unwahrscheinlich", sagt einer der Gesprächspartner.

    Wie lange kann Russland noch durchhalten?

    Russland verzeichnet die deutlich höheren Verluste als die Ukraine. Nato-Generalsekretär Stoltenberg nannte zuletzt die Zahl von über 300.000 getöteten oder verletzten russischen Soldaten - ein Vielfaches dessen, was die ukrainische Seite bisher erlitten hat. Der russische Präsident aber ist nach Ansicht aller Gesprächspartner bereit, solch hohe Verluste weiterhin in Kauf zu nehmen.
    Die Frage ist jedoch, ob Russland weiter auf unbegrenzten Nachschub setzen kann. Hier unterscheiden sich die Einschätzungen in Brüssel. Während manche die Ressourcen als den größten Vorteil Russlands darstellen, ziehen andere genau dieses Narrativ in Zweifel. "Putin glaubt, die Zeit sei auf seiner Seite - dieses Narrativ halten wir für falsch", sagt ein hochrangiger Diplomat.

    Und wie lange die Ukraine?

    Was alle Gesprächspartner übereinstimmend betonen, ist der Durchhaltewille auf der ukrainischen Seite. Zwar habe es zuletzt auch öffentliche Konflikte zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und seinem obersten General gegeben, doch sei die ukrainische Führung insgesamt fest entschlossen, weiter zu kämpfen.
    Offensichtlich ist dabei, dass die Stärke der ukrainischen Armee entscheidend von der Unterstützung des Westens abhängt.

    Welche Kraft hat der Westen noch?

    Auch wenn manch ein Gesprächspartner Optimismus verbreitet: Die Ermüdungserscheinungen im Westen - in der Europäischen Union und in den USA - lassen sich kaum wegdiskutieren. Zwar rechnet man in Brüssel weiterhin damit, dass das jüngste von US-Präsident Joe Biden vorgelegte Hilfspaket den Kongress passieren wird. Zugleich sind die Schwierigkeiten dabei ein Menetekel für das, was im nächsten Jahr folgen dürfte.
    Washington: "Unterstützung nachgelassen"
    "Selenskyj wird in Erinnerung rufen, dass es um einen Kampf für die Freiheit geht", berichtet ZDF-Korrespondentin Claudia Bates. Er werde damit in den USA allerdings "nicht viel ausrichten können".12.12.2023 | 2:51 min
    Auch die Blicke Putins, so heißt es in Brüssel, würden sich wohl auf die wichtigste Wahl des nächsten Jahres richten: die US-Präsidentschaftswahl. Eine Wiederwahl von Donald Trump dürfte das Ende der US-Unterstützung für die Ukraine bedeuten. Daran, dass Europa dann den US-Anteil ersetzen könne, glauben nicht einmal die größten Optimisten.

    Was ist das strategische Ziel des Westens?

    Und so kommt man zur heikelsten Frage: was in dieser Lage das strategische Ziel des Westens bei der Unterstützung der Ukraine ist. Die zuletzt von der "Bild"-Zeitung als "Geheimplan" verbreitete These, dass der deutsche Kanzler Olaf Scholz und US-Präsident Biden die Unterstützung für die Ukraine bewusst kleinhalten würden, um dem Land keinen Sieg über Russland zu ermöglichen, wird von allen Gesprächspartnern vehement zurückgewiesen. Vielmehr seien es unterschiedliche innenpolitische Bedenken, die die Lieferung etwa mancher Waffensysteme verhindert hätten.
    Fragen nach dem strategischen Ziel des Westens aber weichen die meisten Gesprächspartner aus. Es sei an der Ukraine, über ihre Strategie zu entscheiden. Allerdings hält auch im Hintergrund niemand mehr einen baldigen Sieg der ukrainischen Armee für wahrscheinlich. Stattdessen sei es nun wichtig, die Ukraine in eine gute Ausgangsposition zu bringen für eventuelle Verhandlungen mit Russland.
    Auch wenn diese Verhandlungen nach Ansicht aller Gesprächspartner in weiter Ferne liegen.
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