Indiens Premier Modi besucht die Ukraine

    Indiens Premier trifft Selenskyj:Modi will sich für Frieden in Ukraine einsetzen

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    Im Ukraine-Krieg verhält sich Indien offiziell neutral. Nun trifft Premier Narendra Modi in Kiew den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und wirbt für Frieden.

    Der indische Premierminister Narendra Modi und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schütteln Hände.
    Der ukrainische Präsident Selenskyj empfängt Indiens Premier Modi in Kiew. Indien sei bereit, sich aktiv für den Frieden zwischen der Ukraine und Russland einzusetzen, so Modi.23.08.2024 | 0:21 min
    Bei seinem ersten Besuch in der von Russland angegriffenen Ukraine hat Indiens Ministerpräsident Narendra Modi seine Hilfe angeboten, um den Krieg zu beenden. Konkrete Vorschläge machte er aber nicht. Trotzdem bedeutete der Besuch eine Annäherung, nachdem die Ukraine wegen des engen indischen Verhältnisses zu Russland misstrauisch war. Kiew hofft aber auf Unterstützung Indiens, weil es weltpolitisch eine wichtige Stimme ist.

    Modi fordert Dialog zwischen Russland und Ukraine

    Bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj betonte Modi den Einsatz seines Landes für Frieden und forderte einen Dialog zwischen Russland und der Ukraine.

    Der Weg zu einer Lösung kann nur durch Dialog und Diplomatie gefunden werden.

    Narendra Modi, Premierminister von Indien

    "Wir sollten uns in diese Richtung bewegen, ohne Zeit zu verlieren", sagte der indische Premierminister. Beide Seiten sollten sich zusammensetzen, um einen Ausweg aus dieser Krise zu finden. Er forderte aber nicht den Rückzug der russischen Truppen.
    Das Schulgebäude, das in der Nacht des 17. August 2024 durch zwei russische Gleitbomben im Dorf Yunakivka, 9 Kilometer von der Grenze zu Russland in der Region Sumy, zerstört wurde.
    Die ukrainischen Truppen geraten in der Region Donezk im Osten des Landes immer weiter in Bedrängnis. Besonders intensiv sind die Kämpfe in der Nähe der Städte Pokrowsk und Sumy. 23.08.2024 | 1:52 min
    Modi und der ukrainische Präsident Selenskyj bezeichneten das Treffen als "historisch". "Dieser Besuch ist sehr freundschaftlich und wichtig für alle Ukrainer", sagte Selenskyj.

    Symbolisch wichtiges Treffen von Modi und Selenskyj

    Um ein herzliches Verhältnis zu betonen, nahm Modi den ukrainischen Präsidenten mehrmals fest in den Arm.
    Indiens Premierminister Narendra Modi und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schütteln sich die Hände.
    Indiens Premierminister Narendra Modi (l.) trifft den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew.
    Quelle: AP

    Erst Anfang Juli hatte Modi Moskau besucht. Bilder des Treffens, bei dem er und Kreml-Chef Wladimir Putin sich umarmten, hatten in der Ukraine wie im Westen für heftige Kritik gesorgt. Nun reiste Modi als erster indischer Regierungschef in die unabhängige Ukraine.

    Indischer Außenminister: Wir meinen es gut mit der Ukraine

    Der indische Außenminister Subrahmanyam Jaishankar bekräftigte:

    Präsident Selenskyj weiß, dass wir es gut mit der Ukraine meinen.

    Subrahmanyam Jaishankar, indischer Außenminister

    "Wir glauben, dass dieser Konflikt enden muss." Man erwarte, dass beide Seiten an einer Lösung arbeiten. In einer gemeinsamen Erklärung erinnerten Selenskyj und Modi an den Friedensgipfel in der Schweiz im Juni. Russland hatte daran nicht teilgenommen, Indien die Abschlusserklärung nicht unterzeichnet.
    Selenskyj nannte das damalige Kommuniqué eine Grundlage für einen gerechten Frieden. Modi verwies auf die Bedeutung einer gesicherten Getreideversorgung aus der Ukraine. Er rief alle Seiten dazu auf, rasch zu einer Wiederherstellung des Friedens beizutragen. Beide betonten die Bedeutung der UN-Charta, die allen Staaten die Unverletzlichkeit ihrer Grenzen zusichert.
    Ukraine, Pokrowsk: Anwohner räumen nach einem russischen Bombardement eines Wohnviertels Glasscherben von ihren Balkonen.
    In der russischen Region Kursk halten die Kämpfe weiterhin an. Im ukrainischen Gebiet Donezk sind die russischen Truppen nahe der Stadt Pokrowsk besonders aktiv. 23.08.2024 | 1:46 min

    Modi gedenkt in Kiew toter ukrainischer Kinder

    Der 73-Jährige Modi besuchte in Kiew nicht das Michaels-Kloster oder andere Stätten, an denen getöteter ukrainischer Soldaten gedacht wird. Stattdessen fand das erste Treffen mit Selenskyj an einem Erinnerungsort für die toten Kinder der Ukraine statt.
    Der Inder legte in der früheren Kapelle eine Puppe nieder. "Konflikte sind für Kinder besonders zerstörerisch", schrieb Modi im sozialen Netzwerk X. Er denke auch an die Familien der toten Kinder und wünsche ihnen Kraft in ihrer Trauer.

    Enge Beziehungen zwischen Indien und Russland

    Indien - das bevölkerungsreichste Land der Welt - verhält sich offiziell neutral zu dem Krieg. Es trägt westliche Sanktionen gegen Russland nicht mit und wirbt regelmäßig für eine Konfliktlösung durch Dialog, hat aber bislang keine konkreten Vorschläge gemacht.
    Auf dem Bild ist der indische Premierminister Modi zu sehen.
    Narendra Modi sieht sich als Führer eines neuen, selbstbewussten Indiens und stellt sich auf eine Stufe mit Ikonen wie Nehru und Gandhi. 09.05.2024 | 43:33 min
    Der Subkontinent pflegt gute Beziehungen zum Westen und zu Moskau, von dem er mit Blick auf seine Militärausrüstung stark abhängig ist, auch wenn er versucht, diese Abhängigkeit zu verringern. Während des Kriegs ist Indien zudem zu einem der größten Käufer von billigem russischem Öl geworden.
    Quelle: AFP, Reuters, dpa

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