Hass in Uganda: Gewalt gegen queere Personen nimmt zu

    Hass und Hetze in Uganda:Angriff auf die queere Minderheit

    Es ist der Autor Alexander Glodzinski im Porträt zu sehen
    von Alexander Glodzinski, Kampala
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    In Uganda drohen drakonische Strafen für gleichgeschlechtlichen Sex. Politiker und Kirchen hetzen gegen queere Menschen und schüren damit Gewalt gegen Minderheiten.

    Mann aus Uganda mit Sticker im Gesicht
    In Uganda drohen drakonische Strafen für gleichgeschlechtlichen Sex. Politiker und Kirchen hetzen gegen queere Menschen und schüren damit Gewalt gegen Minderheiten. 17.07.2024 | 6:10 min
    Die Narben ziehen sich über Juliettes Gesicht, in ihren Handgelenken, Armen und Beinen sind immer noch kleine Steine. Spuren von dem Tag, als mehrere Männer sie gefesselt und mit dem Seil an ein Motorrad gebunden haben. Sie haben Juliette über die Schotterpiste gezogen und danach einfach liegen gelassen.
    Schlimmer war die Nacht vor etwa einem Jahr, als sie auf dem Heimweg überfallen wurde. Die Männer haben ihr einen Sack über den Kopf gestülpt, die Beine auseinander gedrückt und mit einem Messer angefangen ihre Hoden abzuschneiden. Wäre der Sicherheitsmann nicht mit einer Pistole gekommen, sie wäre wahrscheinlich gestorben.

    Sie riefen ich sei nutzlos, schwul und ich würde keine Kinder wollen.

    Juliette

    Juliette ist eine Transperson, ihren Namen haben wir geändert. Wir treffen sie in einem Safe House in Ugandas Hauptstadt Kampala. Hier kann sie ihre Anspannungen für eine Weile ablegen, Kleider und Make-up tragen. Mit Lidschatten und Lippenstift auf offener Straße herumzulaufen ist lebensgefährlich für Menschen wie Juliette.
    Queere Menschen fliehen nach Kenia
    Ein neues Gesetz in Uganda will Strafen für Homosexualität verschärfen. Im schlimmsten Fall droht die Todesstrafe. Deshalb fliehen immer mehr queere Menschen nach Kenia. 31.03.2023 | 1:24 min

    Hetze und Gewalt gegen die queere Community

    Im April 2023 verabschiedet Ugandas Parlament mit überwältigender Mehrheit ein Gesetz, das Befürworter jubelnd durch die Straßen ziehen lässt. Politiker und die mächtigen Kirchen hatten seit Jahren dafür getrommelt, was sie "Förderung von Homosexualität nennen", hart zu bestrafen.

    Wer bei einem homosexuellen Akt erwischt wird, sollte getötet werden.

    Mutebi Noah Wanzala, Parlamentsabgeordneter

    Die Parlamentsabgeordnete Sarah Opendi forderte im Plenum: "Diese Menschen sollten kastriert werden." Bei besonders schweren Fällen von Homosexualität, wie etwa gleichgeschlechtlicher Sex mit Personen, die älter sind als 75, die körperlich oder geistig beeinträchtigt sind, mit Minderjährigen, bei wiederholter Verurteilung oder bei Vergewaltigung, droht jetzt die Todesstrafe.
    Wer Homosexualität öffentlich fördert, durch Finanzierung oder Kommunikation, die Homosexualität normalisieren könnte, dem drohen lange Haftstrafen. Seit dem neuen Gesetz häufen sich die Fälle von Selbstjustiz.
    Auf dem Bild sieht man, wie ein Protestand von mehreren Polizisten weggetragen wird.
    In Kenia gehen die Jugendlichen auf die Barrikaden, die Lage eskaliert. Denn die Regierung ist verschuldet, Steuern werden erhöht. 02.07.2024 | 6:09 min

    Drastischer Anstieg homophober Gewalt

    Junior betreut das Notfalltelefon des Strategic Response Teams. Auch seinen Namen haben wir zu seinem Schutz geändert. Wenn Menschen aus der LGBTQ-Gemeinschaft in Not sind, rufen sie Junior an. Er kümmert sich um sichere Krankenhäuser, eine Unterkunft, um Betreuung und Traumatherapie. Allein in den vergangenen neun Monaten hat er über 1.000 Fälle registriert.

    Es ist unsere Rolle, Leben zu retten.

    Junior, Strategic Response Team

    Der Angriff auf Juliette vor einem Jahr war einer der ersten Fälle, um die sich Junior gekümmert hat. Nicht immer geht es um physische Gewalt. Menschen, die als schwul oder lesbisch geoutet werden, verlieren ihre Wohnungen, ihre Jobs, bekommen keine medizinische Behandlung oder werden von ihren Familien gezwungen, sich sogenannten "Konversionstherapien" zu unterziehen. Einige seiner Klienten betreut Junior über Monate. "Am Ende geht es um ihr Wohlbefinden", sagt er.

    Neues Gesetz beschlossen
    :Ugandas queere Menschen in Lebensgefahr

    Das Parlament in Kampala hat harte Strafen beschlossen. Homosexuellen droht im schlimmsten Fall der Tod. Auch Heterosexuelle müssen mit Gefängnis rechnen - wenn sie helfen.
    von Susann von Lojewski
    Ein schwules ugandisches Paar bedeckt sich mit einer Pride Flagge, während es für ein Foto in Uganda posiert.

    Vorwurf an den Westen: Heuchelei

    Die Ausgrenzung Homosexueller in Uganda ist keine neue Entwicklung, aber das Ausmaß der Stigmatisierung. In seinem Parlamentsbüro nennt der Abgeordnete Asuman Basalirwa Homosexualität ein Laster, das "unwillkommen, unkorrekt und unmoralisch" sei. Ugandas Gesellschaft werde sie nicht akzeptieren. Die Empörung des Westens bezeichnet er als Heuchelei, die verhängten Sanktionen gegen einzelne Abgeordnete reine Willkür.
    • Weltweite Rechtslage: Wo Reisen für die LGBTQ-Community sicher ist
    Ugandas Gesellschaft habe Schwule und Lesben schon immer geächtet, sagt Basalirwa. Traditionell wurden sie von ihren Familien verstoßen und durften in ihren Gemeinden nicht mehr heiraten. Heute verbreiten Politiker und evangelikale Kirchen Angst, Homosexuelle würden Ugandas Kinder verführen, und schüren mit ihrer extremen Rhetorik Gewalt.

    Amnesty-Bericht
    :Homosexuelle in Afrika zunehmend in Gefahr

    Wer homosexuell ist, muss in vielen afrikanischen Ländern um sein Leben bangen. Die Lage hat sich laut Amnesty International noch einmal deutlich verschlechtert.
    Schwules ugandisches Paar bedeckt sich mit einer Regenbogenfahne, aufgenommen am 25.03.2023

    Zufluchtsorte werden seltener

    Am Stadtrand von Kampala treffen wir Frank Mugisha, den prominentesten Aktivisten für die queere Community des Landes. Seine Stimme hat auch im Ausland Gewicht - was ihm ein gewisses Maß an Sicherheit gibt. "Das Gesetz radikalisiert die Menschen", sagt Mugisha. Die Gewalt gehe seltener von Polizei und Sicherheitskräften aus, sondern vielmehr von ganz normalen Ugandern.
    Es gibt nicht mehr viele Zufluchtsorte für Menschen, die verfolgt oder ausgegrenzt werden. Henry Mukiibi hat eine dieser Notunterkünfte eröffnet. Mit Spendengeldern aus Amerika und Europa mietet er Häuser, in denen sich die verstecken, die nicht mehr weiterwissen. Hochbetten stehen in den Zimmern, Matratzen liegen in den Ecken. Eigentlich soll es nur eine Übergangslösung sein. Aber die Menschen, die zu ihm kommen, weil sie Hilfe benötigen, bleiben immer länger.
    Alexander Glodzinski berichtet für das ZDF-Studio in Nairobi über Ost-, Zentral- und Westafrika.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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