Nach Imamoglu-Festnahme:Türkei: Erneut Proteste gegen Regierung
|
Die Proteste in der Türkei gegen die Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters Imamoglu reißen nicht ab. Kritiker sehen in den Vorwürfen einen politisch motivierten Angriff.
Die Festnahme des türkischen Oppositionsführers Imamoglu hat Massenproteste ausgelöst. Ein Gericht entscheidet nun, ob der Erdogan-Konkurrent in Untersuchungshaft kommt.22.03.2025 | 2:28 min
Nach der Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu sind in der Türkei den vierten Abend in Folge Menschen zum Protest auf die Straße gegangen. In Istanbul, Ankara, Izmir und anderen türkischen Städten setzten sich Demonstrationsmärsche in Gang, wie lokale Medien und Beobachter berichteten.
Auf Bildern der Nachrichtenagentur Anka von einer Versammlung in Istanbul waren Tausende Teilnehmer zu sehen. Aus Istanbul und Ankara wurde erneut vom Einsatz von Pfefferspray gegen Demonstranten berichtet.
Trotz Festnahme soll Ekrem Imamoglu Präsidentschaftskandidat der CHP werden. Kundgebungen zeigen, wie beliebt er ist, und wie gefährlich für Erdogan.22.03.2025 | 1:36 min
Imamoglu weist Vorwürfe in Polizeibefragung zurück
Im Anschluss an eine mehrstündige Befragung auf der Polizeistation am Samstag sagte Imamoglu laut einer Mitteilung der Stadtverwaltung:
Die gegen mich erhobenen unmoralischen und haltlosen Anschuldigungen, die von erfundenen Berichten bis hin zum Zeitpunkt der Ermittlungen reichen, zielen darauf ab, mein Ansehen und meine Glaubwürdigkeit zu untergraben.
„
Ekrem Imamoglu, Istanbuls Bürgermeister
Der politische Rivale des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan wurde nach der Befragung zum Gericht gebracht. Dort gab er am Abend eine Aussage gegenüber der Staatsanwaltschaft ab.
Er sollte zudem einem Richter zur Aussage vorgeführt werden. Ob darauf die Anordnung einer Untersuchungshaft folgen wird, ist ungewiss.
In Istanbul demonstrieren viele gegen die Festnahme von Ekrem Imamoglu. Wie stark das Erdogan unter Druck setzt, ordnet ZDF-Korrespondentin Phoebe Gaa ein.22.03.2025 | 1:06 min
Kritiker werfen Regierung Willkür vor
Vor dem Gerichtsgebäude hatte die Polizei zahlreiche Wasserwerfer in Position gebracht. Auch dort kamen Menschen zum Protest zusammen. Die Zeitung "Cumhuriyet" berichtete, die Polizei hätte Anwälte daran gehindert, in das Gerichtsgebäude zu gelangen und teilte ein Video von einer Rangelei.
Imamoglu war am Mittwoch festgenommen worden. Konkret geht es bei den Vorwürfen unter anderem um den Verdacht der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Erpressung, Bestechung, Betrug, Ausschreibungsmanipulation und die Unterstützung der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.
Kritiker sehen dahinter den Versuch der Regierung, einen politischen Kontrahenten auszuschalten und halten die Vorwürfe für fingiert.
Was sagt die türkische Community zur Festnahme von Ekrem Imamoglu? Stimmen aus Köln, unter anderem bei einer Kundgebung zum kurdischen Neujahrsfest.22.03.2025 | 1:30 min
Versammlungsverbot für Istanbul verschärft
Unterdessen hat das Istanbuler Gouverneursamt die Protestverbote für die Stadt verschärft und verlängert. Ab Sonntag gelten auch Zugangsbeschränkungen für die Stadt, wie aus einer Mitteilung des Amtes hervorgeht. Menschen, die etwa an Demos teilnehmen wollen, sollen demnach nicht mehr in die Stadt gelassen werden. Wie das umgesetzt werden soll, war zunächst unklar.
Zusätzlich zu Demonstrationen und Versammlungen sind dann auch etwa das Aufhängen von Plakaten, Austeilen von Flyern, Unterschriftensammlungen oder Gedenkveranstaltungen verboten. Alle Maßnahmen gelten der Mitteilung zufolge vorerst bis Mitternacht am Mittwoch.
Ekrem Imamoglu, Präsident Erdogans zentraler Herausforderer, wurde festgenommen. Es ist nicht seine erste Konfrontation mit der Justiz. Wie die Türkei gegen Oppositionelle vorgeht.
von Jörg Brase
Analyse
Quelle: dpa
Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.
Um dir eine optimale Website der ZDFmediathek, ZDFheute und ZDFtivi präsentieren zu können, setzen wir Cookies und vergleichbare Techniken ein. Einige der eingesetzten Techniken sind unbedingt erforderlich für unser Angebot. Mit deiner Zustimmung dürfen wir und unsere Dienstleister darüber hinaus Informationen auf deinem Gerät speichern und/oder abrufen. Dabei geben wir deine Daten ohne deine Einwilligung nicht an Dritte weiter, die nicht unsere direkten Dienstleister sind. Wir verwenden deine Daten auch nicht zu kommerziellen Zwecken.
Zustimmungspflichtige Datenverarbeitung • Personalisierung: Die Speicherung von bestimmten Interaktionen ermöglicht uns, dein Erlebnis im Angebot des ZDF an dich anzupassen und Personalisierungsfunktionen anzubieten. Dabei personalisieren wir ausschließlich auf Basis deiner Nutzung der ZDFmediathek, der ZDFheute und ZDFtivi. Daten von Dritten werden von uns nicht verwendet. • Social Media und externe Drittsysteme: Wir nutzen Social-Media-Tools und Dienste von anderen Anbietern. Unter anderem um das Teilen von Inhalten zu ermöglichen.
Du kannst entscheiden, für welche Zwecke wir deine Daten speichern und verarbeiten dürfen. Dies betrifft nur dein aktuell genutztes Gerät. Mit "Zustimmen" erklärst du deine Zustimmung zu unserer Datenverarbeitung, für die wir deine Einwilligung benötigen. Oder du legst unter "Einstellungen/Ablehnen" fest, welchen Zwecken du deine Zustimmung gibst und welchen nicht. Deine Datenschutzeinstellungen kannst du jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in deinen Einstellungen widerrufen oder ändern.