US-Wahl: Was Trumps Wahlsieg für den Nahen Osten bedeutet

    So könnte Netanjahu profitieren:Was Trumps Sieg für den Nahen Osten bedeutet

    von Thomas Reichart, Tel Aviv
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    Israels Premier Netanjahu hat ganz auf den Wahlsieg Trumps gesetzt - er kann nun hoffen, dass er freie Hand bekommt für seine Ziele in Gaza, in der Westbank und im Südlibanon.

    Trump Plakat zum Wahlsieg in Israel
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    Um uns herum ist tiefe Dunkelheit. Nur schemenhaft erkennt man die Soldaten der israelischen Armee, die uns im Schutz der Nacht über die Grenze in den Südlibanon gebracht haben zu einem zerbombten Dorf. Mitten hinein in das Kriegsgebiet mit der Hisbollah. Auf dem Dorffriedhof, zwischen Grabplatten, ist der Eingang zu einem Hisbollah-Tunnel. Den wollen uns die Soldaten zeigen.
    An Israels Bodenoffensive im Libanon gegen die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz lässt sich erkennen, was im Moment auf dem Spiel steht im Nahen Osten. Wie wichtig einige von Trumps Personalien für die neue US-Regierung hier sein könnten. Und warum ein Tunnelsystem unter einem Friedhof ganz nah an der Grenze zu Israel dabei eine wichtige Rolle spielt.

    Ein Tunnel als Versteck für Hisbollah-Kämpfer

    Im Hisbollah-Tunnel geht es in langen Gängen tief hinab in den Berg. Wer hier im harten Gestein so aufwändig gräbt, braucht Zeit, schweres Gerät. Und viel Geld. Zehn Millionen Dollar, schätzt Israels Armee, müsse der Bau gekostet haben.
    "In einem dieser Räume hatten etwa hundert Hisbollah-Kämpfer Platz", erklärt einer der Soldaten, die anonym bleiben wollen. "Es gibt mehrere solcher Räume. Hier im Untergrund konnten sich also Hunderte Terroristen verstecken."
    Wir sehen Matratzen und Decken, Lebensmittelkonserven. Daneben Munition für Kalaschnikow-Gewehre, für Panzerfäuste. Es wirkt, als sei der Ort hastig verlassen worden.
    Reichart zur Wahl in den USA
    Die Reaktionen in Israel "nicht nur von Netanjahu, sondern auch von seinen zum Teil rechtsextremen Regierungspartnern" seien "geradezu überschwänglich", so Thomas Reichart.06.11.2024 | 2:17 min

    Hat die Hisbollah einen Angriff auf Israel geplant - ähnlich wie jener der Hamas?

    Die Hisbollah-Kämpfer sollten getarnt als Zivilisten in das Gebiet kommen, sich im Tunnelsystem bewaffnen - von dort losschlagen. Israels Bodenoffensive im Libanon habe das verhindert. So sieht es Israels Armee.
    Man habe nie die Absicht gehabt, libanesisches Gebiet zu besetzen, sagt einer der Soldaten, "unsere Hauptaufgabe besteht darin, Zehntausenden israelischer Zivilisten zu helfen, sicher nach Hause zurückkehren können."
    Was aber ist sicher? Hinter den Kulissen erklärt die Armeeführung: Sie habe große Teile der Hisbollah-Infrastruktur wie diesen Tunnel erobert, zerstört. Die Politik habe nun Optionen.

    Ein Waffenstillstand ist nach der US-Wahl unwahrscheinlicher

    Netanjahu aber bremst bei einem Waffenstillstand. Seinen wichtigsten Kritiker, den angesehenen Verteidigungsminister Joav Gallant, hat er im Windschatten der US-Wahl entlassen. Der Nachfolger, Israel Katz, ist jetzt wie Netanjahu gegen einen Waffenstillstand. In der Regierung widerspricht Netanjahu niemand mehr.
    AfD-Chef Chrupalla und und Linken-Vorsitzende Schwerdtner im US-Wahlstudio
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    Und im Weißen Haus kann er bald auf eine fast bedingungslose Unterstützung hoffen.

    Ich glaube, Netanjahu hat für Trumps Wahl gebetet und ist sehr glücklich darüber, ...

    Gideon Rahat, Israel Democracy Institut

    ... sagt der Politikwissenschaftler Gideon Rahat vom Israel Democracy Institute. Netanyahu denke, dass Trump ein guter Verbündeter für ihn sei. "Dass er ihm viel mehr Spielraum für seine Ideen in Bezug auf die Außenpolitik und den Krieg geben würde."

    Trumps Personalien stützen Netanjahus Politik

    Einige von Trumps Personalien scheinen Netanjahu recht zu geben. Zuvorderst Mike Huckabee, den Trump als neuen US-Botschafter in Israel nominiert hat. Huckabee hat enge Beziehungen zu Israels Siedlern. In einem Interview mit Israels Armeeradio sagte er kürzlich, dass die Annexion des Westjordanlandes - er selbst spricht ausschließlich von Judäa und Samaria - "natürlich" eine Möglichkeit sei.
    Mike Waltz, Trumps zukünftiger nationaler Sicherheitsberater, wiederum schrieb kürzlich im Magazin "Economist" in Bezug auf den Krieg in Gaza, Israel solle den Job zu Ende bringen und "es schnell hinter sich bringen" gegen die Hamas. Auch Marco Rubio, nominiert als Außenminister, gilt als scharfer Verfechter einer pro-israelischen Politik.
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    Weitere Eskalation im Nahen Osten?

    Wie wird Netanjahu damit nun umgehen? Wird es weitere Kämpfe im Südlibanon geben? Einen neuen Angriff auf den Iran, den großen Unterstützer der Hisbollah?
    "Es hat wahrscheinlich viel mit den Gesprächen zwischen Netanjahu und Trump zu tun", glaubt Politikwissenschaftler Rahat. "Denn ich glaube, dass er Biden jetzt schon wie eine lahme Ente behandelt und er hat bereits seine Verbindungen, er nutzt seine Verbindungen zu Trump, um zu sehen, was die nächsten Schritte sind."
    Die freie Hand für Netanjahus Kriegsziele könnte bedeuten - eine weitere Eskalation im Nahen Osten.
    Thomas Reichart leitet das ZDF-Studio in Tel Aviv.

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    Quelle: ZDF

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