Wahlkampf nach Colorado-Urteil: Trumps Ton wird aggressiver
Wahlkampf in den USA:Colorado-Urteil: Trumps Ton wird aggressiver
von Bastian Hartig, Washington
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Nach dem Urteil, das Donald Trump von der Colorado-Vorwahl ausschließt, geht dieser immer aggressiver gegen seine Gegner vor. Sogar vor Hitler-Sprech schreckt er nicht mehr zurück.
Ex-Präsident Donald Trumps Ton wird schärfer - nicht selten sorgt das für Todesdrohungen im Netz.
Quelle: AP
Es dauerte nicht lange, bis die Todesdrohungen im Netz auftauchten. Gerichtet waren sie gegen die Richter und Richterinnen des Obersten Gerichtshofs des US-Bundesstaates Colorado.
Trumpisten: Aufrufe zur Gewalt nach Colorado-Urteil
Einige von Trumps Anhängern wurden offensichtlich sofort aktiv. In den 24 Stunden nach dem Urteil seien in einschlägigen Online-Foren massenhaft Aufrufe zur Gewalt gegen die Richter aufgetaucht, wie der US-Sender NBC unter Berufung auf die Organisation Advance Democracy berichtet. Diese nimmt die Rhetorik und den Einfluss gewaltbereiter extremistischer Gruppen in den USA und Europa unter die Lupe. Sogar die Telefonnummern, E-Mail- und Büroadressen seien veröffentlicht worden.
Derartige Drohungen sind nicht neu. Die Richterin einer niedrigeren Instanz, die sich zuvor mit dem Fall beschäftigte, verbot durch einen Gerichtsbeschluss bedrohliche oder einschüchternde Aussagen in Zusammenhang mit dem Verfahren. Nach dem, was sie in ähnlichen Fällen gesehen habe, sei sie besorgt um ihre Sicherheit und die ihrer Mitarbeiter, sagte die Richterin zur Begründung.
Trump greift Richter und Staatsanwälte an
Aber nicht nur bei Trumps Anhängern wird die Rhetorik zunehmend aggressiver. Auch der Ex-Präsident selbst bedient sich immer schärferer Worte. Gerade in den diversen Gerichtsverfahren, die gegen ihn laufen, greift er Richter, Staatsanwälte und Mitarbeiter des Gerichts immer wieder persönlich an.
Den vom Justizministerium eingesetzten Sonderermittler Jack Smith, der gleich in zwei Strafverfahren gegen Trump die Anklage vertritt, bezeichnete der Präsidentschaftsanwärter wiederholt als "geistesgestört". Die Vorsitzende Richterin des Verfahrens, das in der US-Hauptstadt Washington gegen Trump wegen seiner Rolle beim Sturm auf das Kapitol läuft, verbot es Trump, Beteiligte des Prozesses öffentlich zu verunglimpfen und einzuschüchtern, darunter auch mögliche Zeugen.
Nach Trump-Beschimpfungen: Richter erhielt Todesdrohungen
In dem Verfahren vor einem New Yorker Gericht wegen Betrugsvorwürfen gegen Trump und seine Firma griff Trump mehrfach den Richter, dessen Frau und eine Beisitzerin verbal an. Auch hier hagelte es in der Folge Todesdrohungen und auch hier sah sich der Richter gezwungen, Trump den Mund zu verbieten.
Trumps aggressive Rhetorik ist nicht neu. Schon in seinem ersten Präsidentschaftswahlkampf und während seiner Amtszeit verunglimpfte er Gegner und Minderheiten. Einwanderer aus Lateinamerika bezeichnete er beispielsweise als Drogenschmuggler und Vergewaltiger.
Ex-Frau: Trump hatte Hitlers Reden im Nachttisch
In jüngster Zeit bedient sich der republikanische Spitzenreiter aber einer noch drastischeren Wortwahl. Bei einem Wahlkampfauftritt erklärte er jüngst, Einwanderer an der Südgrenze der USA "vergiften das Blut unseres Landes". Rhetorik, die in erschreckender Weise der aus Adolf Hitlers Hetzschrift "Mein Kampf" ähnelt. Er habe das Buch nie gelesen, verteidigte sich Trump gegen Vorwürfe, mit Hitlers faschistischem Gedankengut zu sympathisieren.
"Der Aufsteiger" heißt die erste Folge der dreiteiligen ZDF-Dokumentation "Hitlers Macht", die das ZDF 90 Jahre nach Hitlers Regierungsübernahme am 30. Januar 1933 zeigt.17.01.2023 | 43:44 min
Dass er sich zumindest mit der nationalsozialistischen Weltsicht beschäftigte, legt ein Artikel der Zeitschrift "Vanity Fair" aus dem Jahr 1990 nahe. Darin steht, Trumps inzwischen verstorbene Ex-Frau Ivana Trump habe ihrem Anwalt erzählt, Trump lese hin und wieder ein Buch mit Hitlers gesammelten Reden, das er in seinem Nachttisch aufbewahre. Auch Trumps jüngste Verunglimpfung seiner politischen Gegner als "Ungeziefer" erinnert an die Wortwahl Hitlers.
Für die Menschen in der Ukraine wäre die Wiederwahl Donald Trumps "der Worst Case", sagt Linken-Politiker Stefan Liebich.03.12.2023 | 0:45 min
Experten warnen, dass solch menschenfeindliche Rhetorik Folgen habe. Und die seien auch gewollt sagte Ruth Ben-Ghiat, Geschichtsprofessorin an der New York University dem Radiosender NPR. Autoritäre Führer wollten Gewalt als etwas Positives, etwas Notwendiges und Patriotisches darstellen. Eine entmenschlichende Sprache, wie sie Trump verwende, baue zudem Tabus gegen die Anwendung von Gewalt ab.
Das ist eine sehr gefährliche Rhetorik.
„
Ruth Ben-Ghiat, Geschichtsprofessorin an der New York University
Bastian Hartig berichtet aus dem ZDF-Auslandsstudio in Washington.
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