Donald Trump: Wie Russland auf seine Ukraine-Politik blickt

Ukraine-Politik von Donald Trump:Moskau zwischen Feierlichkeit und Vorsicht

Felix Klauser in Tiflis zu den Protesten in Georgien.
von Felix Klauser
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Der Kreml frohlockt über die Ukraine-Politik von Trump - und wünscht sich doch mehr Fortschritte im US-russischen Verhältnis. Auch in Moskau weiß man: Trump bleibt unberechenbar.

Putin vor jungen Soldaten
Donald Trump hat Wladimir Putin zurück auf die Weltbühne geholt. Entsteht jetzt eine neue Allianz gegen Europa? In Russland hoffen die Menschen auf ein Ende der Isolation.05.03.2025 | 6:35 min
In der russischen Politik und Presse frohlockt man dieser Tage über die Politikwende in den USA und den, der sie verantwortet. Jedes Statement, jede Rede Donald Trumps mag in Europa Angst vor neuen Überraschungen schüren. Im Kreml ist das wohl kaum der Fall.
Denn Überraschendes von Trump war in den vergangenen Tagen häufig überraschend positiv für Moskau. Der US-Präsident hat die Gespräche mit Russland wieder aufgenommen, Positionen teils übernommen. Dazu hat er die Militärhilfen für die Ukraine vorerst eingestellt - und Wolodymyr Selenskyj ins Abseits platziert.
Union leaders and workers rally outside the Office of Personnel Management (OPM) headquarters on March 04, 2025 in Washington, DC.
US-Präsident Donald Trump hat einen Stopp der Militärhilfen für die Ukraine angeordnet. Er solle solange andauern, bis die Führung in Kiew guten Willen zum Frieden zeige.04.03.2025 | 2:31 min

Moskau: Frohlocken über Donald Trump

Auf den Straßen von Moskau kommt das Treiben Trumps bestens an. "Ich glaube, dass es mit ihm gut wird. Mit ihm werden Lösungen in etlichen Fragen, die die militärische Sonderoperation betreffen, möglich sein", meint Jurij, ein Passant unweit der Kremlmauern. Sonderoperation: So bezeichnet der Kreml den Krieg in der Ukraine.
Und Jurij ergänzt, was wohl viele Russen hoffen: "Es scheint, als wollten Trump und sein Team Russland rehabilitieren, in den Augen der ganzen Welt. Und das gefällt mir."
Von links: Katrin Eigendorf, Omid Nouripour, Maybrit Illner, Manfred Weber, Mariam Lau
Zu Gast: EVP-Chef Manfred Weber, der ehemalige Grünen-Chef Omid Nouripour, der frühere Trump-Sicherheitsberater John Bolton sowie die Journalistinnen Katrin Eigendorf u. Mariam Lau12.12.2024 | 63:12 min

Ukraine-Politik der USA: Triumph und Ungeduld im Kreml

Doch wenige Meter entfernt, im Kreml selbst, könnte die Stimmung getrübter sein, als man offiziell vorgibt. "Es gibt zwei Tonlagen in Moskau", meint Alex Yusupov, Leiter des Russland-Programms der Friedrich-Ebert-Stiftung - einerseits die Propaganda, die triumphal kommentiert, dass Trump die Abrissbirne des Westens sei, so Yusupov.
"Auf der anderen Seite, in der diplomatischen Tonlage, herrscht ehrlich gesagt Ungeduld", sagt der Politikwissenschaftler. "Denn diese ersten Schritte, die wir gesehen haben, zur Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen, sind Moskau und Wladimir Putin gar nicht schnell genug." So wünsche man sich auch die Wiederaufnahme von Flugverbindungen und die Rücknahme von Sanktionen.
Protest von zwei Aktivisten vor dem Brandenburger Tor: Sie tragen Masken von Trump und Putin und ein Schild mit der Aufschrift "Make Russia great again".
US-Präsident Trumps Äußerungen über die Ukraine sorgen in Europa für Entsetzen, während der Kreml begeistert reagiert. Deutschland muss nun auf diese Entwicklungen reagieren.20.02.2025 | 1:44 min

Wirtschaft in Russland kriselt

Es gäbe eine Ungleichzeitigkeit, meint Yusupov: Auf der einen Seite eine feierliche Laune, auf der anderen Seite eine große Vorsicht, denn die Lage sei fragil. Und:

Moskau kennt Trump ein bisschen länger und weiß, dass sich das bei ihm auch wieder drehen kann.”

Alex Yusupov, Leiter Russland-Programm der Friedrich-Ebert-Stiftung

Denn auch in Russland mehren sich im jetzt vierten Kriegsjahr die Probleme: kriselnde Wirtschaft, Inflation und hohe Zinsen, angetrieben von den hohen Staatsausgaben fürs Militär.

Verstaatlichungen in Russland
:Verzockt sich Putin in der Wirtschaft?

In St. Petersburg lädt der russische Präsident zum Wirtschaftsforum. Die russische Wirtschaft wächst, vor allem wegen der Rüstungsinvestitionen. Doch diese Politik birgt Risiken.
von Sebastian Ehm
Wladimir Putin im Kreml in Moskau, am 31.05.2024.
Analyse

Krieg in der Ukraine: Kriegsmüdigkeit in Russland?

Zahlen des Lewada-Zentrums, einem kremlnahen Institut für Meinungsforschung, sollen zeigen, dass noch immer 80 Prozent der Russen den Krieg gegen die Ukraine befürworten. Manch einer hat daran aber seine Zweifel, so wie Alexey Minyailo.
Der Meinungsforscher untersucht, wie es um die Kriegszustimmung in Russland steht, hat dafür mit Soziologen und Big-Data-Experten ein Projekt ins Leben gerufen. Zu Minyailos Fragen zählt, ob Russland Friedensverhandlungen führen sollte, selbst wenn die Ziele des Kremls in der Ukraine nicht erreicht würden.

Wir sehen, dass die Gruppen derjenigen, die bis zum Sieg kämpfen wollen, und derjenigen, die nur wollen, dass das alles endlich endet, ungefähr gleich groß sind.

Alexey Minyailo, Politikwissenschaftler

Ukraine-Krieg - Dritter Jahrestag
Die EU-Außenminister haben ein neues Sanktions-Paket gegen Russland beschlossen. Wirtschaftssanktionen gegen Syrien sollen nach dem Machtwechsel dagegen ausgesetzt werden.24.02.2025 | 0:17 min

Vorbereitung von Friedensverhandlungen

Noch kämpft Russland in der Ukraine und bereitet sich gleichzeitig auf mögliche Verhandlungen vor. Außenminister Sergej Lawrow schmiedet Allianzen und teilt gen Westen aus. Jetzt, nach Joe Bidens Amtszeit, seien Leute gekommen, die sich vom gesunden Menschenverstand leiten lassen wollten. Sie sagten unverblümt, dass sie alle Kriege beenden und Frieden wollten - und meint damit die Trump-Administration.

Und wer fordert eine ‘Fortsetzung des Festmahls‘ in Form eines Krieges? Europa.

Sergej Lawrow, Außenminister Russland

Moskau scheint auf Trump zu hoffen und arbeitet an der Verschiebung seines Feindbilds. Europa muss dafür jetzt alleine herhalten.

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Quelle: dpa

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