Rede zu Amtsantritt :Trumps Start ist eine Abrechnung mit Biden
von Anna Kleiser, Washington D.C.
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Ein bestärkter Donald Trump macht in seiner Antrittsrede deutlich: Er will sich nicht aufhalten lassen. Es ist eine absolut parteiische Rede und eine Abrechnung mit Biden.
"Das goldene Zeitalter beginnt jetzt", so Donald Trump bei seiner Amtseinführung. 20.01.2025 | 29:53 min
Präsidentiell oder radikal? Die Frage, wie sich Donald Trump dieses Mal der Weltöffentlichkeit präsentiert, ist schnell beantwortet. Es gibt keine vereinigenden Elemente in seiner Rede nach dem Amtsschwur in der Rotunde des US-Kapitols. Es ist eine brutale Abrechnung.
Trump zeichnet das Bild eines kaputten Landes, das er nun retten wird. In bekannt scharfer Rhetorik macht er deutlich, dass er wenig von Traditionen wie einer versöhnlichen Rede hält.
In einem ZDF-spezial analysieren wir die Antrittsrede von Donald Trump zusammen mit Politikwissenschaftlerin Liana Fix.20.01.2025 | 8:46 min
Entfesselter Trump feiert sein Comeback: "Das Volk hat gesprochen"
Nichts von dem, was der Republikaner in seiner Rede bespricht und ankündigt, ist neu. Er knüpft konkretere Pläne an seine Wahlkampfversprechen wie geschlossene Grenzen, massenweise Abschiebungen, mehr Ölförderung, ein Ende der Klimapolitik. Nichts werde sein Amerika aufhalten.
Er macht dies genau an dem Ort, wo vor vier Jahren ein Mob seiner Anhänger randalierte. Im Herz des US-Kapitols schließt sich damit der Kreis von seinem politischen Ende zu seinem politischen Comeback.
Dass er die Wahl gewonnen hat, die Republikaner in beiden Kongresskammern die Mehrheit erlangt haben, die Verfahren gegen ihn verschwunden sind - all das sorgt dafür, dass Trump mit breitem Rücken eine sehr parteiische Rede hält.
Sein Vize-Präsident J.D. Vance lobt ihn nach der Rede dafür, sich nicht zurückgenommen zu haben.
Donald Trump ist erneut Präsident. In seiner zweiten Amtszeit will er die US-Politik radikal umkrempeln. Was das für Europa und die Welt bedeutet, analysiert ZDFheute live.20.01.2025 | 27:17 min
Klares Zeichen an die Welt
Während Trump seinen Landsleuten ein "goldenes Zeitalter" für Amerika verspricht, macht die Rede einmal mehr deutlich: Die Welt kann sich warm anziehen.
In den ersten Minuten sagt Trump, dass "wir uns nicht länger ausnutzen lassen". Er kündigt an, die USA würden ihr Territorium wieder vergrößern. Er werde den Golf von Mexiko in Golf von Amerika umbenennen und versprach, den Panamakanal zu beschlagnahmen. "Wir holen ihn uns zurück", sagte er - wie genau, ließ er offen.
Die Amtseinführung Donald Trumps als nächster US-Präsident steht kurz bevor. Unser Korrespondent Elmar Theveßen berichtet über die Auswirkungen auf das Land und seine Bürger.15.01.2025 | 12:39 min
So rechnet Trump mit Biden ab
Direkt hinter dem neuen Präsidenten stehen während seiner Rede - neben der Familie - die Chefs der großen amerikanischen Tech-Unternehmen. Elon Musk kommentiert nach der Rede auf X, ehemals Twitter, zu Trump: "Die Rückkehr des Königs".
Auf der anderen Seite sitzen die ehemaligen Präsidenten, ganz vorne der 46. Präsident Joe Biden mit seiner Vize-Präsidentin Kamala Harris. Trump nennt ihn nicht beim Namen, aber bezeichnet die amerikanische Führung in den letzten vier Jahren als inkompetent und korrupt, Amerika als kaputtes Land.
Biden und Harris lassen es regungslos über sich ergehen, obwohl sie ihrem Nachfolger - entgegen seiner Darstellung - eine wachsende Wirtschaft, sinkende Kriminalität und gute Arbeitsmarktzahlen hinterlassen.
Für die Familie Morales war New York das Ziel, nach monatelanger Flucht aus ihrer Heimat Venezuela. Doch mit Blick auf Trumps Amtseinführung haben sie Angst um ihre Sicherheit.18.01.2025 | 2:43 min
Trump wird vieles am ersten Tag angehen
Auch den neuen Präsident wird man weniger an seinen Worten, sondern an seinen Taten messen. Und da macht er seinen Anhängern auch in dieser Rede erneut zahlreiche Versprechen.
Schon am ersten Tag will er viele per Dekret umsetzen. In einem ZDF-Interview hatte sein Ex-Berater Steve Bannon von 50 bis 100 Dekreten am ersten Amtstag gesprochen. Der Trump-nahe Sender Fox News berichtet von mehr als 200 geplanten Beschlüssen.
Im Kapitol und in der Stadt bejubeln seine Anhänger seine Rede, seine Pläne. Er hat gewonnen, betont Trump im Kapitol. Anders als bei der ersten Amtszeit 2017 ist allen klar, wer da gerade US-Präsident geworden ist.
Während er und seine Anhänger sich entfesselt fühlen, haben viele Gegner Angst vor dem, was da auf sie zukommt.
Anna Kleiser ist Korrespondentin im ZDF Studio Washington.