Nach Attentat: Wie jetzt noch protestieren gegen Trump?
Parteitag nach Attentat:Wie jetzt noch protestieren gegen Trump?
von Anna Kleiser, Milwaukee
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Wie politisch gegen Trump ankommen, wenn er gerade ein Attentat überlebt hat? Nichts zu tun sei keine Option, sagen sie beim Protestmarsch. Die Frage stellt sich auch für Biden.
Zwei Tage nach dem Attentat auf Ex-Präsident Donald Trump wurde er beim Parteitag in Milwaukee offiziell zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner gekürt. 16.07.2024 | 1:36 min
Bei dem Parteitag der Republikaner gibt es keinen offenen Protest. Parteigrößen, die sich von Donald Trump distanziert haben, sind schlicht und einfach nicht gekommen. Bisher ist es eine große Feier des Kandidaten, der schon lange feststand. Selbst einige Zweifler an der Basis scheinen sich nach dem gescheiterten Attentat hinter Trump zu versammeln.
Außerhalb der Partei und rein örtlich außerhalb der großen Trump-Festspiele jedoch gibt es Protest. Ein breites Bündnis von progressiven bis linken Gruppen hatte zum Marsch gegen die Republikaner gerufen. Gekommen sind Menschen, die sich vor einer zweiten Trump-Amtszeit fürchten und nach einem Weg suchen, ihn zu stoppen.
Gescheitertes Attentat auf Trump erschwert Protest
"Ich bin hier, um die Menschen an die 34 Straftaten von Präsident Trump zu erinnern", sagt John Miller, hier im organgefarbenen Häftlingsanzug.
Quelle: ZDF/Anna Kleiser
John Miller hat sich einen orangenen Häftlingsanzug angezogen und trägt eine große Trump-Maske vor dem Gesicht. Der 70-Jährige sagt, er habe lange überlegt, ob er nach dem Attentat an dem Protest teilnehmen wolle. Aber es sei zu wichtig, um nicht zu kommen.
"Wo ich herkomme, ist fast jeder Republikaner. Ich habe schon einige Erfahrung damit", sagt Mary auf die Frage nach dem Austausch mit politischen Gegnern.
Quelle: ZDF/Anna Kleiser
Etwas weiter hinten steht Mary mit dem Schild: "Es ist so schlimm, dass Introvertierte hier sind." Sie wäre lieber nicht hier, sagt sie, aber es sei zu wichtig, Gesicht zu zeigen und gegen Trumps Agenda zu protestieren. Das sei nach dem Attentat schwerer geworden, betont die 29-Jährige. Es gebe den Republikanern etwas, hinter dem sie sich versammeln können.
"Lasst nicht zu, dass dieser Verbrecher in das Amt des Präsidenten kommt", ruft Blake bei der Protestveranstaltung.
Quelle: ZDF/Anna Kleiser
Ganz anders spricht Justin Blake - auf der Protestbühne und danach im Interview. Er sagt, diese Wahl sei wahrscheinlich die wichtigste Wahl seines Lebens.
Blake wirbt emotional und mit Nachdruck dafür, wählen zu gehen. Jetzt sei nicht die Zeit, Angst zu haben. Angst müssen man haben, sollte Trump wieder ins Amt kommen. Auf die Frage, ob es aktuell wichtig sei, dass sich alle etwas beruhigen, sagt er:
Blakes Neffe wurde durch sieben Schüsse der Polizei getötet, seither ist er politisch aktiv. Er fürchtet, eine zweite Amtszeit werde den Schwarzen im Land alle Rechte entziehen, "für die Menschen gestorben sind".
Es sei elementar zu wählen, sonst werde man wieder von vorne anfangen müssen. Daher sagt er in Richtung der Republikaner:
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US-Präsident Joe Biden und die Demokraten stehen genau in diesem Zwischenraum. Für einige Tage wurde der Wahlkampf offiziell pausiert, nun rollt er wieder an. In einem Interview bei NBC sagt Biden, er habe falsche Worte gewählt, als er zu Spendern gesagt hatte, es sei an der Zeit, Trump "ins Fadenkreuz" zu nehmen. Gemeint habe er, es brauche einen stärkeren Fokus darauf, was Trump tue.
Die USA sind so polarisiert wie selten zuvor. Entzweit in politische Lager. In 40 US-Staaten kann eine Partei kompromisslos durchregieren. Die Republikaner oder die Demokraten. 18.07.2024 | 29:14 min
Im Kern bleibt Biden bei seinem Vorwurf, dass Trump eine große Gefahr für Amerikas Demokratie sei. Er wirft ihm in dem Interview auch vor, dass es Trump sei, der die Rhetorik im Wahlkampf befeuere, indem er etwa davon spreche, einen Tag Diktator zu sein oder indem er das Ergebnis der Wahl 2020 bis heute nicht akzeptiere und sich weigere, zuzusichern, das Ergebnis 2024 zu akzeptieren.
Für Biden, dessen Kandidatur zwar nicht mehr so öffentlich, aber innerhalb der Partei weiter angezweifelt wird, gibt es aktuell wenige Zeichen, die ihn optimistisch stimmen. Weiterkämpfen, das hat er oft genug gesagt, wird er dennoch.
Anna Kleiser ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington.
Quelle: ZDF
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