Irans Mordpläne gegen Trump: "Berichte sind sehr plausibel"

    Interview

    Mordpläne gegen Trump?:Experte: Iranisches Attentat jederzeit möglich

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    Plante der Iran ein Mordkomplott gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump? "Diese Berichte sind sehr plausibel", sagt ein Terrorismusexperte im Interview mit ZDFheute live.

    Guido Steinberg: Iranisches Mordkomplott gegen Trump?
    Sehen Sie das Gespräch mit Nahost- und Terrorismusexperte Guido Steinberg hier in voller Länge.17.07.2024 | 10:00 min
    Hatten amerikanische Sicherheitsbehörden Hinweise auf ein iranisches Mordkomplott gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump? Das berichten zumindest mehrere Medien in den USA. Der Iran weist die Berichte zurück und spricht von einem "juristischen Weg", den man gegen Trump einschlagen wolle.
    Was es mit den Berichten und den Hintergründen auf sich hat, ordnet Nahost- und Terrorismusexperte Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik bei ZDFheute live ein.
    Sehen Sie das Gespräch mit Guido Steinberg oben im Video in voller Länge und lesen Sie hier Auszüge. Das sagt Steinberg dazu, …

    ... für wie plausibel er die Berichte hält

    "Diese Berichte sind sehr plausibel", sagt der Nahost- und Terrorismusexperte. Die amerikanischen Sicherheitsbehörden hätten "ganz überlegene Aufklärungsmöglichkeiten" was derartige Aktivitäten angehe, so die Einschätzung Steinbergs.

    Man muss tatsächlich jederzeit mit einem iranischen Attentat rechnen.

    Guido Steinberg, Nahost- und Terrorismusexperte

    16.07.2024: Der republikanische Präsidentschaftskandidat und ehemalige Präsident Donald Trump erscheint während der Republican National Convention in Milwaukee.
    Zwei Tage nach dem Anschlag auf Donald Trump wurde er beim Parteitag der Republikaner in Milwaukee zu ihrem offiziellen Präsidentschaftskandidaten ernannt. 16.07.2024 | 1:41 min
    Berichte des US-Senders CNN, wonach die US-Behörden aus einer "menschlichen Quelle" Hinweise auf einen iranischen Plan zur Ermordung Trumps erhalten hätten, bewertet Steinberg vorsichtig:

    Es macht […] einen Unterschied, ob die Amerikaner solche Informationen aus technischem Aufkommen erhalten, was in der Regel sehr verlässlich ist oder aus menschlichen Quellen. Da muss man sicherlich einige Abstriche machen.

    Guido Steinberg, Nahost- und Terrorismusexperte

    Der Experte geht davon aus, dass man darüber bald mehr erfahren werde.

    … warum Trump das Ziel der mutmaßlichen Pläne ist

    Dass sich die mutmaßlichen iranischen Pläne nicht etwa gegen den amtierenden US-Präsidenten Joe Biden richten, sondern gegen Trump, hat für Steinberg einen einfachen Grund: Trump sei während seiner Amtszeit für eine Aktion verantwortlich gewesen, "die die islamische Republik Iran erschüttert hat und das war der Luftschlag am 4. Januar 2020 auf den iranischen General Ghassem Soleimani zusammen mit einigen Gefährten am Flughafen von Bagdad".

    Die Iraner haben damals Rache geschworen und es hat nie ein Zweifel daran bestanden, dass sie nach Wegen suchen, sich zu rächen.

    Guido Steinberg, Nahost- und Terrorismusexperte

    Marietta Slomka im Gespräch mit Elmar Theveßen
    "Trump und J.D. Vance könnten Amerika tatsächlich zu einem autoritärem Führungsstil weiterentwickeln", so Elmar Theveßen über das was passieren könnte, wenn Trump die Wahl gewinnt.16.07.2024 | 2:51 min
    Aus diesem Grund würden auch wichtige Politiker aus der Amtszeit von Trump "besonders geschützt", so der Terrorismusexperte.

    Das gilt beispielsweise für den Außenminister Mike Pompeo, das gilt aber auch für den ehemaligen nationalen Sicherheitsberater John Bolton.

    Guido Steinberg, Nahost- und Terrorismusexperte

    Irans Behauptungen, Trump auf juristischem Weg verfolgen zu wollen, hält Steinberg dagegen für "eine Lüge": "Wir wissen, dass das Regime der islamischen Republik zu politischen Unwahrheiten neigt, insofern würde ich auf diese Aussagen erstmal nichts geben."
    A woman buys a copy of the British Mail on Sunday newspaper at a newsagents in London, Sunday, July 14, 2024, showing the reaction to events at former President Trump's campaign rally in Butler, Pennsylvania.
    Der mutmaßliche Attentäter, der auf Trump schoss, war ein 20-Jähriger aus Pennsylvania. Sein Motiv ist noch unklar. 14.07.2024 | 0:54 min

    … warum es bislang nicht zu einem iranischen Anschlag auf Trump gekommen ist

    Vor diesem Hintergrund erklärt Steinberg, dass die iranischen Möglichkeiten "sehr von dem Einsatzgebiet" abhingen. In Gebieten, wie im Nahen Osten, im Libanon, im Irak oder auch in Syrien, habe der Iran "sehr gutes Personal und auch sehr gute Operationsbedingungen". Bewegten sie sich allerdings aus ihrer "Herkunftsregion" heraus, seien sie "oft sehr schlecht", erklärt der Nahost-Experte und ergänzt:

    Sie haben schon in der Vergangenheit mehrfach versucht, Anschläge in den USA zu verüben, indem sie organisierte Kriminelle für solche Anschläge anwerben.

    Guido Steinberg, Nahost- und Terrorismusexperte

    Allerdings sei der Verfolgungsdruck durch die US-Behörden sehr hoch, "zum Glück muss man sagen, weil sonst wäre wahrscheinlich schon in Richtung Trump, Bolton oder auch Pompeo etwas passiert".

    … welche Auswirkungen ein iranischer Anschlag auf einen US-Präsidenten hätte

    Zu einem solchen Szenario sagt Steinberg:

    Wenn ein solches Attentat irgendwann einmal durchgeführt wird, dann könnte das sogar ein Kriegsgrund sein.

    Guido Steinberg, Nahost- und Terrorismusexperte

    Allerdings merkt der Experte mit Blick auf die aktuelle Berichterstattung an: "Ich glaube, wir können schon eine Stufe niedriger ansetzen." Sollten die amerikanischen Sicherheitsbehörden zu dem Schluss kommen, "dass dieser Informant die Wahrheit gesagt hat, dass es tatsächlich Pläne gibt für ein iranisches Attentat auf den [früheren] Präsidenten Trump", dann müsse man, unabhängig davon, wer gegenwärtig Präsident ist, mit amerikanischen Gegenmaßnahmen rechnen.
    Das Interview führte Philip Wortmann, zusammengefasst hat es Clara Eberle.

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    Quelle: ZDF

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