So nah kam der mutmaßliche Attentäter an Trump heran

"Plötzlich hörten wir Schüsse in der Luft. Ich schätze, es waren wahrscheinlich vier oder fünf", sagte Ex-US-Präsident Donald Trump am Montag bei einer Online-Veranstaltung des Kurznachrichtendienstes X.

Es waren Trumps erste Äußerungen zu dem Vorfall vom Sonntag. In seinem Club in West Palm Beach, Florida, hatte Trump mit dem Immobilieninvestor und Parteispender Steve Witkoff am Vortag Golf gespielt, als ein Personenschützer des Secret Service einen Gewehrlauf aus dem mit Büschen umpflanzten Zaun des Golfplatzes ragen sah.

Daraufhin eröffneten Beamte nach Polizeiangaben zügig das Feuer. Der nur wenige hundert Meter von Trump entfernte Verdächtige gab demnach keinen Schuss ab. Er habe keine klare Sicht auf den Ex-Präsidenten gehabt. Der später als Ryan R. identifizierte Mann flüchtete in einem Auto und wurde kurze Zeit später circa 45 Autominuten nördlich auf einem Highway in Martin County festgenommen.

Die ZDFheute-Karte zeigt, wie nah der Verdächtige auf dem Golfplatz an Trump herankommen konnte. Der Mann hatte nach FBI-Erkenntnissen seit Stunden mit einem halbautomatischen Gewehr vom Typ SKS im Gebüsch am 6. Loch gewartet. Zwischen ihm und Trump auf seinem Weg zum 5. Loch des Golfplatzes sollen kaum 350 Meter Luftlinie gelegen haben. Anschließend wäre der Ex-Präsident weiter zum 6. Loch gezogen - und damit in unmittelbare Nähe des Bewaffneten.

Ob und woher der Verdächtige wusste, dass Trump dort golfen würde, ist unbekannt. Der Golfplatz ist ein großes, offenes Gelände. Und er ist verhältnismäßig leicht zu erreichen - nur eine Hecke mit einem Zaun trennt die Anlage von einer öffentlichen Straße.

Zwei Tage nach dem vereitelten Anschlag setzt Trump seinen Wahlkampf als republikanischer Präsidentschaftskandidat fort. Der 78-Jährige tritt an diesem Dienstag im Bundesstaat Michigan vor seinen Anhängern auf.

Der vereitelte Angriff sorgt im ohnehin explosiven US-Wahlkampf für neuen Zündstoff. Trump warf seiner demokratischen Kontrahentin Kamala Harris sowie Amtsinhaber Joe Biden am Montag vor, mit ihrer Rhetorik die Gewalt gegen ihn angezettelt zu haben.

Nach dem Vorfall wurden außerdem Fragen laut, wie sich der Verdächtige ungehindert in Sichtweite des Ex-Präsidenten aufhalten konnte. Die republikanische Kongressabgeordnete Elise Stefanik sagte:

Sie forderte "eine deutliche Erklärung dafür, was in Florida passiert ist".

Der Secret Service, der für den Schutz amtierender und ehemaliger Präsidenten zuständig ist, war nach dem ersten Versuch eines Mordanschlags auf Trump am 13. Juli im Bundesstaat Pennsylvania massiv in die Kritik geraten. Damals hatte bei einer Wahlkundgebung in der Kleinstadt Butler ein Mann mehrere Schüsse auf Trump abgegeben, was der 78-Jährige nur um Haaresbreite überlebte. Die damalige Secret-Service-Chefin Kimberly Cheatle trat daraufhin zurück, mindestens fünf Beamte wurden beurlaubt.

Präsident Biden sagte am Montag, der Secret Service müsse verstärkt werden. US-Justizminister Merrick Garland erklärte, seine Behörde würde "alle verfügbaren Mittel" für die Ermittlungen zu dem Anschlagsversuch einsetzen.