100 Jahre "The New Yorker": Cover, Cartoons und Co.

    Ein Magazin - eine Institution:"The New Yorker" feiert 100. Geburtstag

    von Susanne Lingemann, New York
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    Am 21. Februar 1925 erschien die erste Ausgabe von "The New Yorker". Das Magazin gehört zu den renommiertesten Zeitschriften der Welt. Vor allem die Cover machten es berühmt.

    "The New Yorker" Magazin Cover mit Karikatur eines Mannes mit Zylinderhut und einem Monokel
    "The New Yorker" zeichnet sich insbesondere durch die auffällig gestalteten Cover aus - ob Comic, Cartoon oder satirische Karikatur.
    Quelle: "The New Yorker"

    "Man kann ein Magazin nicht nach seinem Titelbild beurteilen" - das gilt wohl besonders für "The New Yorker". "Wir zeichnen uns dadurch aus, dass unser Cover nicht zwangsläufig mit dem Inhalt des Magazins verknüpft ist", erklärt Françoise Mouly, die seit über 30 Jahren für die Titelbilder verantwortlich ist. Diese kreative Freiheit - sowohl in der Bildsprache als auch im Inhalt - hat das Magazin zu einer intellektuellen Institution gemacht.
    Während andere Publikationen auf Mode, Reisen oder Sport spezialisiert sind, bleibt "The New Yorker" ein Magazin mit tiefgründigen Reportagen, Essays, Lyrik und seinen berühmten Cartoons - quer durch alle Lebensbereiche.
    Leon Windscheid vor Skyline von New York Collage
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    Die Bedeutung der Cover

    "The New Yorker" ist bekannt für seine ikonischen Cover, die oft gesellschaftspolitische Themen kommentieren. Nur ein Beispiel ist die Parodie auf eine berühmte "Calvin-Klein"-Werbung, die in den 1990er-Jahren über dem Times Square hing. Zum Jubiläum sollten diese historischen Cover an Bushaltestellen in New York gezeigt werden - doch die Verkehrsbehörde lehnte eine Karikatur als "zu umstritten" ab, ganze 30 Jahre nach ihrer Veröffentlichung.
    "The New Yorker" Magazin Cover mit Karikatur eines Mannes mit Zylinderhut und einem Monokel
    "The New Yorker" Magazin Cover mit Karikatur von Donald Trump und anderen Personen in schwaren Richterroben
    "The New Yorker" Magazin Cover zeigt mittels einer eine Karikatur Politikprominenz bei einem Marathonlauf mit Gehhilfen
    "The New Yorker" Magazin Cover zeigt eine Karikatur von Barack und Michelle Obama im Oval Office
    "The New Yorker" Magazin Cover auf schwarzem Grund zeigt die Schemen der Twin Towers in New York
    "The New Yorker" Magazin Cover mit bunter Zeichnung einer Frau, die an einer Bushaltestelle steht

    "The New Yorker" Magazincover Oktober 2023

    Zum Oktober 2023 veröffentlichte "The New Yorker" ein Cover, welches Politikprominenz mit Gehhilfen zeigt.

    Quelle: "The New Yorker"


    Viele Titelbilder sind längst Kult. Besonders eindringlich war das Cover nach den Anschlägen vom 11. September 2001: ein fast vollständig schwarzes Titelbild mit nur schemenhaft erkennbaren Silhouetten der Twin Towers. "Diese bewusste Verneinung der Bildmacht ließ eine Abwesenheit sichtbar werden - die Lücke in der Skyline", reflektiert Mouly. Die Gestaltung übernahm sie gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Pulitzer-Preisträger Art Spiegelman.
    Doch nicht alle Cover wurden gefeiert. 2008 sorgte eine Illustration für Aufruhr: Barack Obama in traditioneller islamischer Tracht, Michelle Obama bewaffnet mit einer AK-47, im Hintergrund eine brennende US-Flagge im Kamin des Oval Office. Ein satirischer Kommentar auf die Verschwörungstheorien rund um Obamas Herkunft - doch vielen Lesern war die Ironie zu scharf.
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    Zeitlose Reportagen

    "The New Yorker" zeichnet sich nicht nur durch seine Cover aus, sondern auch durch Texte, die über Tagespolitik hinausgehen.

    Man kann eine Ausgabe sechs Monate oder sechs Jahre später lesen und die Reportagen sind immer noch relevant.

    Françoise Mouly, The New Yorker

    Einige Artikel sind sogar in die Weltgeschichte eingegangen: John Herseys legendäre Hiroshima-Reportage von 1946 prägte das Verständnis für die Folgen des Atombombenabwurfs. Rachel Carsons Umweltanalyse "Silent Spring" legte 1962 den Grundstein für die moderne Umweltbewegung. James Baldwins Essays über Rassismus in den USA sind bis heute prägend. Und Ronan Farrows Enthüllungen über Harvey Weinstein brachten die "MeToo" Bewegung ins Rollen.
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    Doch "The New Yorker" bleibt nicht frei von Kritik. "Wenn Sie ihn lesen, erfahren Sie vielleicht mehr über Indien als über Indiana", meint Medienkritiker Michael Massing - ein Hinweis darauf, dass die Perspektiven des ländlichen Amerikas oft zu kurz kommen.

    Die Zukunft von "The New Yorker"

    Trotz aller Herausforderungen bleibt "The New Yorker" für seine Leser ein Leuchtturm des Qualitätsjournalismus. Mit 1,2 Millionen Abonnenten finanziert sich das Magazin fast ausschließlich über seine Leserschaft - ein Modell, das in der heutigen Medienlandschaft selten geworden ist. Die digitale Präsenz wächst, mit Podcasts, täglichen Cartoons und Audio-Versionen langer Reportagen.

    Für Autoren und Künstler ist "The New Yorker" die Krönung ihrer Karriere.

    Michael Massing, Medienkritiker

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    In einer zunehmend fragmentierten Medienwelt will das Magazin eine Publikationen bleiben, die ihren Lesern nicht nur Nachrichten, sondern auch Tiefe, Kultur und Reflexion bietet.

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    Quelle: dpa

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