ATACMS-Lieferung: Warum die Taurus-Debatte wieder hochkocht

    Nach ATACMS-Lieferung:Warum die Taurus-Debatte wieder hoch kocht

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    Mit der ATCAMS-Lieferung der USA flammt die Taurus-Debatte in Deutschland wieder auf. Warum? Und wird sich Olaf Scholz umstimmen lassen? Fragen an den Militärhistoriker Neitzel.

    FILE PHOTO: A Taurus cruise missile made by MBDA
    Da sie bis weit in russisches Gebiet eindringen könnten, lehnt Scholz Lieferungen von Taurus-Marschflugkörpern weiterhin ab. Der politische Druck indes wächst: von außen wie innen.28.04.2024 | 1:59 min
    Seit der Lieferung von ATACAMS-Raketen durch die USA an die Ukraine ist eine alte Debatte neu entbrannt: die Forderung nach Taurus-Lieferungen an Kiew.
    Über Monate hinweg fordern die Union, aber auch Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) und Anton Hofreiter (Grüne), dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sein kategorisches Nein zu Taurus überdenkt. Gleiches tat zuletzt auch Christoph Heusgen, Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz.
    Im Gespräch mit den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland bezeichnete er die Entscheidung des Kanzlers, die Taurus-Raketen nicht an die Ukraine zu liefern, als "immer unverständlicher". Warum ist diese Debatte nun erneut entbrannt? Und wird Olaf Scholz sich umstimmen lassen? ZDFheute hat nachgefragt bei Militärhistoriker Sönke Neitzel.
    SGS Hinterleitner
    Polens Außenminister Sikorski fordert die Lieferung von Taurus-Marschkörpern. Was der polnische Außenminister mit dem Appell bewirken kann, erklärt Karl Hinterleitner.28.04.2024 | 1:30 min

    Militärexperten widersprechen Scholz

    "Die öffentlich geäußerten Begründungen überzeugen weder Fachexperten, noch Journalisten oder etliche Politiker. Deswegen kocht die Diskussion immer wieder hoch", erklärt Sönke Neitzel.

    Sönke Neitzel, Inhaber des Lehrstuhls für Militärgeschichte an der Universität Potsdam; Dresden; 13.11.2022
    Quelle: dpa

    ... ist Militärhistoriker und Inhaber des Lehrstuhls für Militärgeschichte und Kulturgeschichte der Gewalt an der Uni Potsdam. Davor lehrte er unter anderem an der University of Glasgow und der London School of Economics. Sein Forschungsschwerpunkt liegt unter anderem bei der Militär- und Gewaltgeschichte der Moderne.

    So hatten etwa die Militärexperten Frank Sauer und Gustav Gressel Scholz’ Erklärung widersprochen, dass für den Einsatz von Taurus zwingend Soldaten der Bundeswehr nötig seien.
    "Es müssen nicht zwingend deutsche Soldaten oder Techniker der Bundeswehr vor Ort sein, um den Taurus einzusetzen. Auch die Geodaten müssten nicht zwingend aus Deutschland kommen", erklärte Frank Sauer ZDFheute im Februar.
    11.03.2024, Berlin: Boris Pistorius (SPD, M), Verteidigungsminister, wartet neben Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP, M-r), Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestages, auf den Beginn der Sondersitzung des Ausschusses.
    Die Debatte um eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern in die Ukraine wurde schon im März angeheizt. Offenbar wurden geheime Details zur deutschen Verteidigungsfähigkeit geleakt. 16.03.2024 | 1:41 min

    "Zentraler Faktor bei Verteidigung der Nato-Ostflanke"

    Es gebe laut Neitzel aber noch weitere Gründe für die andauernde Debatte: "Vielen Deutschen ist mittlerweile klar, dass die Bundesrepublik ein zentraler Faktor bei der Verteidigung der Nato-Ostflanke ist und sich - anders als früher - nicht mehr wegducken kann."
    Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) verteidigt dabei weiterhin die Haltung des Kanzlers. Unter der Woche auch in der Talkshow von Sandra Maischberger. Dort erklärte er: "Es gibt Aspekte einer solchen Entscheidung, die sind so bedeutend für die nationale Sicherheit, dass man sie nicht öffentlich diskutiert."
    Solche Äußerungen erwecken den Eindruck, dass eine Taurus-Lieferung die nationale Sicherheit Deutschland gefährden könnte.
    Die Infokarte zeigt die potenzielle Reichweite der deutschen Waffensysteme, die im Ukraine-Krieg eingesetzt werden. Die bereits gelieferte Panzerhaubitze 2000 hat eine Reichweite von maximal 40 Kilometern, die zugesagte Radhaubitze RCH 155 kann Ziele in bis zu 54 Kilometern Entfernung anvisieren, der Raketenwerfer Mars II hat eine Reichweite von maximal 84 Kilometern. Die von der Ukraine geforderten Marschflugkörper vom Typ Taurus können Ziele in bis zu 500 Kilometern Entfernung erreichen.

    Nationale Sicherheit gefährdert?

    Verstärkt wurde den Eindruck im März auch durch einen Artikel von "t-online". Unter Berufung auf eine "mit dem Vorgang vertraute Person" berichtete die Nachrichtenwebsite über eine Sondersitzung des Verteidigungsausschusses, in der Generalinspekteur Carsten Breuer das technische und operative Verfahren zur Taurus-Zielsteuerung erläutert haben soll. Eine der Erkenntnisse demnach: Deutschlands Verteidigungsfähigkeit könnte durch eine Taurus-Lieferung womöglich geschwächt werden.
    TN: Neues US-Hilfspaket für die Ukraine: Kann Putin damit gestoppt werden?
    Stärkt die ATACMS-Raketen die Abwehr gegen Russland? ZDFheute live mit Militärexperte Gressel.25.04.2024 | 36:47 min
    "Ich kann nicht erkennen, dass eine Lieferung des Taurus die nationale Sicherheit gefährdet", erklärt Sönke Neitzel vor diesem Hintergrund.

    Aber ich kenne natürlich auch nicht alle geheimen Informationen.

    Sönke Neitzel, Militärhistoriker an der Universität Potsdam

    Dabei bleibt die zentrale Frage der neu aufgeflammten Debatte, ob Olaf Scholz sich bei der Taurus-Frage doch noch umstimmen lassen wird. Sönke Neitzel bezweifelt das - und macht klar: "Nein, die Messe ist gesungen."
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    Auf dem Bild sieht man ukrainische Soldaten von hinten.
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    Quelle: kbl
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