Umsturz in Syrien: Wer ist die Islamistengruppe HTS?
FAQ
Neue starke Kraft in Syrien:Wer steckt hinter der Islamistengruppe HTS?
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Die islamistische Miliz HTS distanziert sich von ihren Ursprüngen in der Terrorgruppe Al-Kaida und gibt sich moderat. Manche Experten bezweifeln das.
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Bei der Einnahme von Damaskus und dem Sturz von Syriens Machthaber Baschar al-Assad hat die Gruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) die Offensive angeführt. Das "Komitee zur Befreiung der Levante", wie HTS übersetzt heißt, scheint die neue starke Kraft in Syrien zu werden. Bereits seit 2019 beherrscht sie weite Gebiete im Nordwesten des Landes. Was über die HTS bekannt ist.
HTS ist aus der Al-Nusra-Front hervorgegangen, dem syrischen Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida. Hajat Tahrir al-Scham versuchte in den vergangenen Jahren, sich ein neues, gemäßigtes Image zu geben.
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Bereits seit 2016 habe sie keine Verbindungen mehr zu Al-Kaida, behauptet die Gruppe. In ihren Hochburgen nahm sie Verantwortliche von Al-Kaida und der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) fest, wie die International Crisis Group (ICG) berichtet.
Anführer von Hajat Tahrir al-Scham ist Abu Mohammed al-Dscholani. Auch er versucht seit seinem Bruch mit Al-Kaida im Jahr 2016, sein Image zu glätten und sich moderater zu zeigen, was Experten allerdings nicht überzeugt.
Sind die HTS-Kämpfer Dschihadisten?
Dazu gibt es unterschiedliche Einschätzungen. Bemerkenswert sei der Typenwandel, den Anführer Al-Dscholani vollzogen habe, und was er in den Reihen seiner Kämpfer gemacht habe, sagt ZDF-Reporterin Golineh Atai. "Er hat nämlich die Hardliner zurückgedrängt."
Auch der französische Journalist Wassim Nasr traf im vergangenen Jahr Al-Dscholani. "Er und seine Gruppe sind nicht mehr dem internationalen Dschihad verpflichtet, das war glasklar", sagte Nasr danach der Zeitschrift "CTC Sentinel" der US-Militärakademie West Point. Sie seien der Auffassung, dass der Dschihadismus den Menschen "nur Zerstörung und Misserfolg" gebracht habe.
ZDF-Korrespondentin Golineh Atai berichtet über den Wandel Al-Dscholanis vom Dschihadisten zum moderaten und versöhnlichen Kämpfer.08.12.2024 | 3:26 min
Andere Experten bezweifeln, dass die HTS vollständig mit der Vergangenheit gebrochen hat. Die Gruppe habe "gezeigt, dass sie in ihren Loyalitäten und Allianzen unglaublich opportunistisch ist", sagt Tammy Lynn Palacios von der Denkfabrik New Lines Institute in Washington. Sie betrachtet HTS weiterhin als "dschihadistische Organisation".
Wie stuft der Verfassungsschutz die Gruppe ein?
Die Rebellengruppe wird vom Verfassungsschutz nicht konkret als terroristische Organisation gelistet, wie eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums sagt. Dies liege daran, dass die HTS einzig auf Syrien abziele und dort den Sturz des Regimes herbeiführen habe wollen. Anschläge in anderen Ländern lehne die Organisation ab, sie engagiere sich vor Ort.
Nach Angaben des Auswärtigen Amts gilt HTS in Deutschland aber trotzdem als terroristische Organisation. "HTS ist durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen als Terrororganisation gelistet. Diese UN-Sanktionslisten werden von der Europäischen Union umgesetzt und gelten damit auch für Deutschland." Gelder und wirtschaftliche Ressourcen der HTS in Deutschland werden demnach eingefroren, außerdem dürfen den Mitgliedern keine wirtschaftlichen Mittel zur Verfügung gestellt werden.
Wie gehen andere Länder mit HTS um?
Großbritannien und die USA stufen Hajat Tahrir al-Scham ebenfalls als terroristisch ein. Großbritannien könnte ein bestehendes Verbot der syrischen Rebellengruppe allerdings überdenken, wie Minister Pat McFadden ankündigte. "Es wird teilweise davon abhängen, wie sich diese Gruppe nun verhält", sagte er in einem Fernsehinterview.
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Wie herrscht die Gruppe in Idlib?
In der nordwestlichen Provinz Idlib hat HTS eine so genannte Regierung der Rettung eingesetzt, die die Wirtschaft der Rebellenhochburg kontrolliert. Es sei eine autoritäre, erzkonservative Herrschaft, sagt ZDF-Reporterin Golineh Atai.
Ihr sei allerdings auch aufgefallen, "dass Mädchen zur Schule gehen, Frauen Universitäten besuchen und in Restaurants gehen", so Atai. Christen, die in die Oppositionsenklave flohen, bekamen Hilfe beim Aufbau ihrer Kirchen.
HTS stimme sich mit US-Hilfsorganisationen ab, um humanitäre Hilfe für die Millionen Bedürftigen zu leisten, sagt Jérôme Drevon, Dschihadismus-Experte der ICG. Es gebe "ausgeklügelte Maßnahmen, die Lebensmittelpreise zu subventionieren und den Banken- und Energiesektor in den kontrollierten Gebieten zu stabilisieren", schreibt die New Yorker Denkfabrik Soufan Center. Das deute "auf ihr Ziel hin, zu regieren und die Kontrolle zu behalten".
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