Syrien: Rebellen verkünden Sturz von Machthaber Assad
Eindringen nach Damaskus:Rebellen verkünden Sturz von Assad
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Die Assad-Regierung in Syrien ist offenbar Geschichte: Die islamistischen Kämpfer sind in Damaskus eingedrungen. Machthaber Assad soll die Hauptstadt verlassen haben.
Die von Islamisten angeführten Rebellen haben in Syrien die Kontrolle über die Hauptstadt Damaskus übernommen. Machthaber Assad ist - mit unbekanntem Ziel - geflohen.08.12.2024 | 2:23 min
Die islamistischen Kämpfer der Gruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und mit ihr verbündete Milizen haben am Sonntag die Einnahme der Hauptstadt Damaskus und die Flucht von Machthaber Baschar al-Assad verkündet. Nach der "Unterdrückung" unter der mehr als fünf Jahrzehnte währenden Herrschaft von Assads Baath-Partei sei nun "der Beginn einer neuen Ära für Syrien" gekommen, erklärten die islamistischen Kämpfer im Onlinedienst Telegram.
"Der Tyrann Baschar al-Assad ist geflohen", erklärten die Kämpfer im Onlinenetzwerk Telegram. Die Kämpfer riefen die ins Ausland geflüchteten Syrer auf, in ein "freies Syrien" zurückzukehren. Bewohner von Damaskus gaben gegenüber der Nachrichtenagentur AFP an, schwere Schüsse gehört zu haben.
Nach der Einschätzung von ZDF-Korrespondentin Phoebe Gaa schadet der Sturz des Assad-Regimes dem Iran. Das Land verliere "einen Partner in seinem Kampf gegen Israel", so Gaa.08.12.2024 | 2:41 min
Machthaber Assad soll sich abgesetzt haben
Assad habe Syrien über den internationalen Flughafen von Damaskus verlassen, bevor sich die Mitglieder der Streit- und Sicherheitskräfte von dem Gelände zurückgezogen hätten, teilte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, mit. AFP konnte die Angaben zunächst nicht unabhängig bestätigen.
Der syrische Premierminister Mohammed al-Dschalali habe in einem Interview gesagt, er wisse weder, wo sich Assad befände, noch in welchem Zustand das Verteidigungsministerium sei, erklärt ZDF-Korrespondentin Golineh Atai.
Auch in Deutschland werden die Ereignisse in Syrien genau beobachtet. Bundeskanzler Scholz sagte, der Sturz des Regimes sei eine "gute Nachricht“. 08.12.2024 | 0:50 min
Assads Regierung hatte zuvor bestritten, dass sich die Armee aus Gegenden um Damaskus zurückgezogen hätten. Nach Berichten über die Flucht des Präsidenten erklärte al-Dschalali indes in einem Video im Internetdienst Facebook, er sei bereit zur Kooperation mit "jeder Führung, die das syrische Volk bestimmt". Er stehe für jegliches Verfahren zur Machtübergabe bereit.
Das Assad Regime sei "implodiert", sagt ZDF-Korrespondentin Golineh Atai. "Es ist innerhalb weniger Stunden in sich zusammengestürzt."
Die Machtübernahme der islamistischen Rebellen in Syrien sei wohl "seit längerem geplant worden", so ZDF-Korrespondentin Golineh Atai. Die Freude im Land sei überwältigend.08.12.2024 | 3:26 min
Rebellen dringen in Präsidentenpalast ein
Die Aufständischen sollen inzwischen in den Präsidentenpalast eingedrungen sein. Augenzeugen berichteten der Deutschen Presse-Agentur, die bewaffneten Kämpfer hätten das Palastgelände betreten und "Gott ist groß" gerufen. In sozialen Medien war auf einem Video zu sehen, wie einige bewaffnete Männer an einem Einfahrtstor in die Luft schießen, an dem mutmaßlich das Palastgelände beginnt.
Zuvor wies der Anführer der HTS-Kämpfer seine Kräfte an, sich nicht den öffentlichen Einrichtungen in der syrischen Hauptstadt Damaskus zu nähern.
Es sei außerdem verboten, in die Luft zu schießen, fügte er hinzu und benutzte dabei seinen bürgerlichen Namen Ahmed al-Scharaa.
HTS: In Sednaja-Gefängnis eingedrungen
Die HTS gab auch an, ihre Kämpfer seien in das berüchtigte Sednaja-Gefängnis am Rande der Hauptstadt eingedrungen und verkündete ein "Ende der Ära der Tyrannei" in der Haftanstalt.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte, die Türen des Gefängnisses seien für "Tausende Häftlinge" geöffnet worden, die "während der gesamten Herrschaft des Regimes" vom Sicherheitsapparat gefangen genommen worden seien. Sie erklärte zudem, die syrische Armee und die Sicherheitskräfte hätten den Flughafen der Hauptstadt Damaskus verlassen.
Wichtige Orte in Syrien
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Bewohner in Damaskus fürchteten sich Berichten zufolge vor einem Eintreffen der Rebellen. Viele Familien hätten bereits ihre Häuser verlassen und seien in den Libanon gereist, hieß es aus gut informierten Kreisen. Nach den Meldungen über Assads Flucht soll allerdings auch Jubel in Damaskus ausgebrochen sein.
Die Assad-Herrschaft stehe für Massen-Folter, für Vertreibung für Millionen Syrern. Auch der Zustand der Gefängnisse sei entsetzlich gewesen. "Das ist wirklich eines der grausamsten Regime der Menschheitsgeschichte, die jetzt ein Ende gefunden haben," so Atai.
Interessant sei der ZDF-Korrespondentin auch die positiven Töne der Kurdenmiliz SDF aus dem Nordosten des Landes. Ein SDF-General betone: "Das ist jetzt eine Chance für ein neues Syrien."
Bilder aus Damaskus zeigen jubelnde Menschen.
Quelle: AFP
Der syrische Bürgerkrieg hatte 2011 begonnen, nachdem Assad Proteste gegen die Regierung mit Gewalt niederschlagen ließ. Eine halbe Million Menschen wurden getötet und Millionen weitere vertrieben.
Mit der Unterstützung ihrer Verbündeten Russland und Iran erlangte die syrische Regierung 2015 die Kontrolle über weite Teile des Landes zurück. Auch die Großstadt Aleppo eroberte Assad im Jahr 2016 mit Unterstützung der russischen Luftwaffe mittels massiver Bombenangriffe zurück.
Angesichts der Wiederaufnahme der Kämpfe in dem Bürgerkriegsland hatten sich internationale Forderungen nach einer Deeskalation gemehrt. US-Präsident Joe Biden "und sein Team beobachten die außergewöhnlichen Ereignisse in Syrien genau und stehen in ständigem Kontakt mit regionalen Partnern", erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Sean Savett, am Samstagabend (Ortszeit) in Onlinenetzwerken.
Mehr zur Chronologie des Konflikts im Video.02.12.2024 | 1:15 min
In Syrien haben Rebellengruppen Machthaber Assad gestürzt. Nun will die EU die Bevölkerung über eine "Luftbrücke" mit Hilfsgütern unterstützen. Alle Entwicklungen im Liveblog.