Immunität von Trump: Wie neutral ist der Supreme Court?

    Debatte um Supreme Court:Trump und die (nicht) neutralen Richter

    Anna-Kleiser mit Mütze, Fluss/ Hafenviertel im Hintergrund
    von Anna Kleiser
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    Die Neutralität zweier Richter am Obersten Gericht der USA wird angezweifelt - in einem Jahr, in dem der Supreme Court über die US-Wahl entscheiden könnte. Im Zentrum: Trump.

    Donald Trump am 05.06.2024 in Florida.
    Wird die zweifelhafte Neutralität zweier Richter zum Vorteil für Donald Trump?
    Quelle: AFP

    Selten hatten Gerichte in den USA eine so entscheidende Rolle bei einer US-Wahl. Nachdem der ehemalige US-Präsident Donald Trump vergangene Woche im Schweigegeld-Prozess schuldig gesprochen wurde, sprangen ihm weite Teile der Republikaner zur Seite und wetterten gegen das Justizsystem. Sie werfen den Demokraten vor, es zu missbrauchen und teilen damit Trumps Narrativ der politischen Hexenjagd.
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    Mike Johnson, der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, schlug vor, der Supreme Court solle eingreifen.

    Ich glaube, dass die Richter am Gericht - ich kenne viele von ihnen persönlich - genauso wie wir tief besorgt darüber sind. Ich denke also, sie werden die Sache klären.

    Mike Johnson, Sprecher Repräsentantenhaus

    Das ist zum einen rechtlich schwierig und zum anderen ethisch fragwürdig. Denn: Johnsons Sicherheit, dass der Oberste Gerichtshof Trump retten würde, kommt in einer Zeit, in der mehrere Skandale das Gericht erschüttern und das Vertrauen in diese Institution historisch tief ist.
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    Supreme Court: Neutralität von Richtern angezweifelt

    Noch immer ist vor dem Supreme Court die Entscheidung über die Immunität von Donald Trump offen. Wie die mehrheitlich konservativen Richter urteilen, könnte am Ende über die Präsidentschaft entscheiden. Davon hängt nämlich einer der wichtigsten Prozesse gegen Trump ab - der ihm enorm schaden könnte.
    Daher hat es enormes Gewicht, dass die Neutralität von zwei Richtern angezweifelt wird. Die Richter Samuel Alito und Clarence Thomas werden öffentlich aufgefordert, sich aus allen Fällen zurückzuziehen, die den früheren US-Präsidenten Donald Trump betreffen. Das werden sie jedoch nicht tun.



    Kontroversen um US-Richter

    Die Debatte kam ins Rollen, weil an zwei Häusern des ultrakonservativen Richters Samuel Alito umstrittene Flaggen gesichtet wurden. Die beiden Flaggen werden häufig von Trump-Unterstützern und nationalistischen Christen verwendet, daher der Vorwurf der Befangenheit. Alito verweist darauf, dass seine Frau die Flaggen gehisst habe und keine "vernünftige Person ohne politische oder ideologische Beweggründe" ihn dafür abberufen würde.
    Bei Richter Thomas besteht neben Korruptionsvorwürfen ebenfalls eine Kontroverse um seine Ehefrau. Ginni Thomas gilt als treue Trumpistin und war eine treibende Kraft beim Versuch, die Präsidentschaftswahl 2020 für ungültig zu erklären. Dennoch will Thomas auch über Fälle, die den Sturm aufs Kapitol betreffen, urteilen.

    Nach Flaggen-Kontroverse
    :US-Richter zieht sich nicht zurück

    Umstrittene Flaggen vor seinen Anwesen schürten Zweifel an seiner Neutralität. Ein Richter am Obersten Gericht weist die Vorwürfe zurück. Er will auch in Sachen Trump urteilen.
    Das Gebäude des U.S. Supreme Courts in Washington DC.
    mit Video

    Richter entscheiden selbst über ihre Neutralität

    Darüber ist erneut eine heftige Debatte entbrannt - über Parteilichkeit, Moral und Integrität des Gerichts. Der demokratische Senator Jamie Raskin fordert, das Justizministerium könne und müsse die beiden Richter dazu zwingen, sich aus den Fällen um den Sturm auf das US-Kapitol zurückzuziehen.

    Es scheint unbegreiflich, dass die beiden Richter damit durchkommen könnten, selbst zu entscheiden, ob sie unparteiisch sein können. 

    Jamie Raskin, demokratischer Senator - in der New York Times 

    Tatsächlich sind die Richter auf Lebenszeit gewählt und entscheiden selbst, so sie sich denn für befangen halten. Verbindliche Ethikregeln fehlen. Juraprofessor James Sample sagt gegenüber ZDFheute:

    Es gibt keine Kontrolle. 

    Prof. James Sample, Hofstra Universität 

    Das Handeln der beiden Richter würde lediglich den Status Quo verstärken, dass sie "parteiisch handeln können und tun, was sie wollen", meint Jack Goldstone, Politikwissenschaftler an der George-Mason-University.
    Republikanische Politiker bei einer Anhörung des Untersuchungsausschusses zum Sturm auf das Kapitol im Januar
    Im Januar stürmten radikale Anhänger des damaligen US-Präsidenten Trump das Kapitol in Washington. Fünf Menschen starben. Welche Rolle hat Trump bei diesem Angriff gespielt? Auch darum geht es in einem Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses. 28.07.2021 | 2:37 min

    Großer Vertrauensverlust in Bevölkerung der USA

    Das bleibt nicht ohne Folgen. Anekdotisch zeigt das der Kommentar eines jungen Mannes, kürzlich gesehen, der am Gericht vorbeilief und zum Gebäude rief.

    Ich glaube nicht mehr an dich. Früher habe ich an dich geglaubt. Danke für nichts.  

    Passant vor dem Gerichtsgebäude

    Donald Trump zur Vorwahl
    Der Oberste Gerichtshof der USA hat einen Ausschluss des früheren US-Präsidenten Trump von den Vorwahlen in Colorado zurückgewiesen. Für Trump ein "großer Sieg für Amerika". 04.03.2024 | 2:29 min
    Umfragen zeigen, dass die Menschen in den USA Vertrauen in nahezu alle öffentlichen Institutionen verloren haben. Weniger als die Hälfte des Landes hat Vertrauen in die Arbeit des Obersten Gerichts.

    Die Nebenwirkung der freiwilligen, selektiven und unkontrollierten Selbstkontrolle ist ein Gericht, das von der Bevölkerung immer weniger als legitim angesehen wird. 

    Prof. James Sample, Hofstra Universität 

    Die meisten Amerikaner würden den Obersten Gerichtshof heute so sehen, wie jede andere politische Institution, sagt Goldstone: "Als grundsätzlich parteiisch und auf die Verfolgung ihrer eigenen persönlichen und politischen Agenda ausgerichtet."
    Eine Gerichtszeichnung der ehemaligen Trump-Beraterin Hope Hicks, die am 3. Mai über den chaotischen Wahlkampf 2016 aussagt.
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    Gesetzgebung hängt im US-Kongress fest

    Tatsächlich gibt es ein Bundesgesetz, das besagt, dass Richter sich selbst disqualifizieren müssen, wenn ihre Unparteilichkeit "begründet infrage gestellt werden könnte". Für einige Juristen ist diese Grenze erreicht.

    Ja, es ist meiner Meinung nach berechtigt, Alitos Unparteilichkeit infrage zu stellen.

    Prof. James Sample, Hofstra Universität

    Geschehen wird jedoch nichts. Der Vorsitzende Richter hat klargemacht, er wird sich nicht einmischen. Trotz des Aufschreis hält auch der Kongress die Füße still.
    Unabhängig vom konkreten Fall würden nur verbindliche Ethikregeln helfen. Ein entsprechendes Gesetz hängt seit langem im Kongress fest. Die Frage, wie Vertrauen wieder hergestellt werden kann, ist unbeantwortet.
    Anna Kleiser ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington.

    Präsidentschaftswahl in den USA
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