Waste Pickers:Ohne sie kein Recycling: Südafrikas Müllsammler
von Verena Garrett, Johannesburg
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Zehntausende illegale Wertstoffsammler sorgen dafür, dass Südafrika nicht noch weiter im Müll versinkt. Ohne sie gäbe es kaum Recycling - aber oft werden sie verachtet.
Alleine in Johannesburg gibt es 20.000 Waste Pickers - diese sind dafür da, um Müll zu trennen und Wertstoffe zu recyceln.
Quelle: ZDF
Direkt neben einer Autobahnbrücke kommen acht Männer jeden Tag um 4 Uhr morgens aus einer Hütte. Mit kleinen Karren und riesigen Säcken ziehen sie los, um weggeworfenes Plastik, Aluminiumdosen, Papier und Glas in Johannesburgs Vororten zu sammeln. Einer von ihnen ist Patrick Zingoxo. Jeden Tag legt er viele Kilometer zu Fuß auf den befahrenen Straßen der Großstadt zurück - Bürgersteige gibt es in Johannesburg nicht. Ein Knochenjob - mit dem viele versuchen, irgendwie zu überleben.
Die Innenstadt von Johannesburg versinkt im Abfall - die Müllabfuhr kommt längst nicht mehr. Doch mitten im Chaos ziehen Männer mit riesigen Müllsäcken durch die Straßen. Sie sind die unsichtbare Kraft hinter dem Recycling in Südafrikas Metropolen.10.02.2025 | 3:36 min
300 Kilogramm pro Sack
"Es sind weite Wege und es geht bergauf", erzählt Patrick Zingoxo. "Stellen Sie sich vor, Sie schieben oder ziehen diesen Wagen mit einer vollen Ladung zurück."
Bis zu 300 Kilogramm wiegt ein Sack. Patrick Zingoxo ist einer von tausenden illegalen Wertstoffsammlern der Stadt auf der Suche nach Recycling, das er zu Geld machen kann. Er hat eine feste Route, aber kein Monopol auf die Tonnen. Oft kommt ihm jemand zuvor: "Es gibt eine große Konkurrenz auf der Straße, manchmal bin ich zu spät dran." Und weiter:
Ich bin dankbar für alles, was ich finde. So lange ich damit am Ende der Woche etwas verdienen kann.
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Patrick Zingoxo, Wertstoffsammler
Plastik boomt: Mehr als 400 Millionen Tonnen werden weltweit pro Jahr produziert. Und immer mehr Plastikmüll treibt in Flüssen Richtung Ozeane.24.11.2024 | 28:45 min
24 Tonnen Müll pro Jahr und Wertstoffsammler
In Südafrika sind Männer wie Patrick als "Reclaimers" oder "Waste Pickers" bekannt. Es gibt keine offiziellen Zahlen, wie viele von ihnen im Land unterwegs sind - geschätzt sind es 140.000. Man sieht sie überall - allein in Johannesburg sollen es 20.000 sein. Sie arbeiten illegal, viele haben keine Aufenthaltsgenehmigung. Die Männer sind zu 90 Prozent für die Wertstoffverwertung im Land verantwortlich, es gibt keine gesetzliche Regelung. Jeder von ihnen sammelt etwa 24 Tonnen pro Jahr, so die Schätzungen. Mülltrennung gibt es in Südafrika nicht. Was auch bedeutet: Ohne die inoffiziellen Wertstoffsammler würde das Land im Müll versinken.
Ohne Waste Pickers würde Südafrika noch mehr im Müll versinken, als es das jetzt schon tut - Waste Pickers verwerten 90 Prozent der Wertstoffe in Südafrika.
Quelle: ZDF
Patrick Zingoxo hat lange unter einer Brücke geschlafen, jetzt hat er ein Bett. Er wird unterstützt von der privaten Initiative Urban Surfers. Finanziert von ansässigen Firmen wurde ein kleines Lager gebaut. Die Männer bekommen Säcke zur Verfügung gestellt, Warnwesten, Jacken und einen stabilen Wagen. Der ist mit einem Tracker verbunden, der ihre Wege dokumentiert. "Alles ist datengesteuert", sagte John Kullmann, verantwortlich für Design und Entwicklung bei Urban Surfers.
Eine gute Ausbildung war im Land am Kap lange die Garantie für einen Job. Mittlerweile nicht mehr: Immer mehr gebildete und junge Menschen landen in Südafrika auf der Straße.
von Verena Garrett
"Wenn es keine Daten gibt, weiß niemand, was diese informellen Sammler erreichen können", so Kullmann. Und weiter:
Allein hier in diesem kleinen Lager produzieren wir etwa zehn Tonnen Recycling pro Monat.
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John Kullmann, Urban Surfers
"Wir möchten eine nachhaltige Selbstständigkeit für Reclaimer schaffen", so Kullmann weiter. Ihr Ziel: Das Einkommen dieser Männer zu verdoppeln.
Private Initiativen wie Urban Surfers wollen Obdachlosen mit der Arbeit als Reclaimer auf die Beine helfen.
Quelle: ZDF
Das Wertvollste: Aluminiumdosen
Eines der begehrtesten Materialien ist Aluminium. Ganz anders Glas: "Glas ist zwar wiederverwertbar, hat aber einen geringeren Wert. Es ist schwer und lässt sich nur schwer mit einem Wagen ziehen", sagt Patrick.
Jeder, der im Lager arbeitet, hat einen festen Platz, um das gesammelte Material zu sortieren, bevor es abgeholt wird. Stockbetten, Kochnische, zwei Tische, zwei Bänke, eine Außendusche und eine Toilette. Das Leben hier ist einfach, aber besser als das, was er vorher hatte, sagt Patrick: "Die Leute verbinden uns oft mit Drogenkonsum, Obdachlosigkeit und Kriminalität. Aber wir wollen nicht betteln und nicht kriminell werden."
Wir würden lieber Ihre Mülltonne durchsuchen, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen.
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Patrick Zingoxo, Wertstoffsammler
Am Ende jeder Woche fahren sie ihr gesammeltes Material in ein großes Lager. In einem guten Monat verdient Patrick 6.000 südafrikanische Rand, umgerechnet etwas mehr als 300 Euro. So viel wie möglich legt er davon zur Seite. Irgendwann sagt er, will er nicht mehr als Wertstoffsammler arbeiten.
Zur Zeit der Apartheid galt der Ponte Tower als weißes Nobel-Viertel, danach wurde es zum Ort der Gewalt und eine riesige Müllhalde. Heute kommt man nur mit Gesichtserkennung rein.
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