Südafrika und EU: Gipfel nach Konfrontation mit Donald Trump
Strategie ohne Trump und USA:Südafrika baut auf Zusammenarbeit mit der EU
von Verena Garrett
|
Beim achten EU-Südafrika-Gipfel in Kapstadt soll die Zusammenarbeit vertieft werden. Der Konfrontationskurs von US-Präsident Trump gegen Südafrika macht das dringend nötig.
Südafrika will seine Beziehungen zur EU stärken. Hierzu treffen EU-Ratspräsident António Costa und Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf Südafrikas Präsidenten Cyril Ramaphosa.
Quelle: ZDF
Es ist ein kurzer Besuch in Südafrika: Für einen Tag reisen EU-Ratspräsident António Costa und Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ins spätsommerliche Kapstadt. Das angekündigte Programm des EU-Südafrika-Gipfels ist knapp gehalten, gerade mal drei Stunden sind laut offizieller Pressemitteilung angesetzt für Treffen, Plenarsitzung und anschließende Pressekonferenz.
Ein Besuch mit Dringlichkeit
Der Gipfel mit Südafrikas Präsidenten Cyril Ramaphosa ist einer mit speziellem geopolitischem Kontext und gerade deshalb ein Dringlicher, so die südafrikanische Außenpolitikexpertin Elizabeth Sidiropoulos, Geschäftsführerin des South African Institute of International Affairs in Johannesburg. Mit der Präsidentschaft Donald Trumps in den USA müsste die Notwendigkeit der globalen Zusammenarbeit und Stabilität quasi über allen angesprochenen Themen stehen:
Eine auf Regeln basierende Ordnung, an die Länder wie Südafrika und die EU glauben, ist absolut entscheidend, damit wir nicht in eine Situation geraten, in der derjenige, der am lautesten schreit, Recht hat.
„
Elizabeth Sidiropoulos, South African Institute of International Affairs Johannesburg
Ab sofort sind neue US-Zölle auf Stahl und Aluminium in Kraft. Die EU-Kommission will in zwei Schritten mit Gegenmaßnahmen reagieren, hofft aber auf eine Einigung mit den USA.12.03.2025 | 2:20 min
Fünf Themen auf der Tagesordnung
Seit 2007 sind die EU und Südafrika strategische Partner, dieses Gipfeltreffen ist eine Gelegenheit, die engen Beziehungen zu stärken. Fünf Themenpakete stehen auf der Tagesordnung, darunter die Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Handel und Investitionen, die Entwicklungszusammenarbeit, globale Herausforderungen wie Klimawandel und Menschenrechte, Multilateralismus und der Krieg in der Ukraine.
Intensive Handelsbeziehungen zwischen Südafrika und EU
Mit einem Warenhandelsvolumen von 49 Millarden Euro im Jahr 2023 ist Südafrika der größte Handelspartner der EU in Subsahara-Afrika und die ist führender ausländischer Investor - noch vor China und den USA. Seit 2016, als das Wirtschaftspartnerschaftsabkommen des Südlichen Afrika (SADC-WPA) mit der EU in Kraft trat, sind die Handelsströme zwischen der EU und Südafrika um 42% gestiegen.
Nach der Parlamentswahl hat Südafrikas neue Regierung die Arbeit aufgenommen. Ramaphosas Partei ANC hatte erstmals seit Ende der Apartheid die absolute Mehrheit verloren.19.07.2024 | 0:22 min
Der Gipfel soll die Gelegenheit bieten, neue Wege für die Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Handel und Investitionen zu erkunden sowie Herausforderungen und handelspolitische Irritationen anzugehen.
USA auf dem Rückzug - keine Unterstützung für Südafrika
Politische Irritationen - wie jene, die seit Wochen aus den USA kommen. Anfang Februar hatte der amerikanische Präsident jegliche Unterstützung für Südafrika per Dekret gestoppt. Zur Begründung nannte Trump unter anderem die Genozid-Klage gegen Israel, die Südafrika vor dem Internationalen Gerichtshof eingereicht hat.
Von den Kürzungen betroffen ist unter Anderem das HIV- Programm PEPFAR - das weltweit größte Gesundheitsprogramm für eine einzelne Krankheit. Aber auch der Energiesektor des Landes ist betroffen: es sind somit die Finanzierungszusagen um rund eine Milliarde US-Dollar gesunken. Damit ist die Zukunft der "Just Energy Transition Partnership" (JETP) unklar. Sie soll die Energiewende des Landes vorantreiben.
Die USA frieren fast alle Auslandshilfen ein, ausgenommen Militärhilfen für Israel und Ägypten. Für die Ukraine könnte das schwerwiegende Folgen haben.25.01.2025 | 1:40 min
Elizabeth Sidiropuolos zeigt sich über die Mittelkürzung der USA wenig überrascht.
Der Rückzug der USA reißt ein riesiges Loch ins Budget, und Südafrika ist immer noch weit davon entfernt, in der Lage zu sein, die Energiewende über den gesetzten Zeitraum wirklich voranzutreiben. Das ist eindeutig eine riesige Herausforderung.
„
Elizabeth Sidiropoulos, South African Institute of International Affairs Johannesburg
Treffen mit Symbolcharakter
Südafrika aber sollte die Möglichkeiten, die sich durch das Gipfeltreffen bieten, nicht nur im Hinblick auf die nationalen Interessen nutzen. Vielmehr sollte es um Integration sowie Frieden und Sicherheit in der Region gehen, so Sidiropoulos. Das Gipfeltreffen hätte neben allem Anderen auch symbolischen Charakter: "Ich hoffe, dass die "America first"- Rhetorik, also die Art, wie sich die USA bei der Zusammenarbeit mit verschiedenen Staaten und in den Institutionen der Weltordnungspolitik zur Zeit verhalten, die Länder, die auf der globalen Bühne aktiv sind, überzeugen kann: nämlich, sich gemeinsam zu engagieren und nicht nur für ein sehr enges Eigeninteresse."
Das möge idealistisch klingen in einem Umfeld, in dem jeder versuche, herauszufinden, wie er das eigene Überleben sichern kann: " Aber es ist jetzt wirklich an der Zeit, Brücken zu bauen." Das Treffen in dieser Woche könnte ein wichtiger Schritt zur Sicherung einer Beziehung sein, die für beide Seiten von großem Nutzen ist.
Die Just Energy Transition Partnerships (JETPs) bringen Geberländer mit ambitionierten Schwellen- und Entwicklungsländern zusammen, um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Die JETP mit Südafrika wurde 2021 auf der 26. Weltklimakonferenz als erste Partnerschaft dieser Art beschlossen. Die JETP begleitet Südafrikas Kohleausstieg und fördert erneuerbare Energien. Dabei liegt der Fokus auf sozialer Gerechtigkeit, denn in Südafrika beziehen 200.000 Menschen direkt und indirekt ihr Einkommen aus dem Kohlesektor.
Verena Garrett ist Studioleiterin im ZDF-Auslandsstudio Johannesburg.
Quelle: dpa
Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.
Um dir eine optimale Website der ZDFmediathek, ZDFheute und ZDFtivi präsentieren zu können, setzen wir Cookies und vergleichbare Techniken ein. Einige der eingesetzten Techniken sind unbedingt erforderlich für unser Angebot. Mit deiner Zustimmung dürfen wir und unsere Dienstleister darüber hinaus Informationen auf deinem Gerät speichern und/oder abrufen. Dabei geben wir deine Daten ohne deine Einwilligung nicht an Dritte weiter, die nicht unsere direkten Dienstleister sind. Wir verwenden deine Daten auch nicht zu kommerziellen Zwecken.
Zustimmungspflichtige Datenverarbeitung • Personalisierung: Die Speicherung von bestimmten Interaktionen ermöglicht uns, dein Erlebnis im Angebot des ZDF an dich anzupassen und Personalisierungsfunktionen anzubieten. Dabei personalisieren wir ausschließlich auf Basis deiner Nutzung der ZDFmediathek, der ZDFheute und ZDFtivi. Daten von Dritten werden von uns nicht verwendet. • Social Media und externe Drittsysteme: Wir nutzen Social-Media-Tools und Dienste von anderen Anbietern. Unter anderem um das Teilen von Inhalten zu ermöglichen.
Du kannst entscheiden, für welche Zwecke wir deine Daten speichern und verarbeiten dürfen. Dies betrifft nur dein aktuell genutztes Gerät. Mit "Zustimmen" erklärst du deine Zustimmung zu unserer Datenverarbeitung, für die wir deine Einwilligung benötigen. Oder du legst unter "Einstellungen/Ablehnen" fest, welchen Zwecken du deine Zustimmung gibst und welchen nicht. Deine Datenschutzeinstellungen kannst du jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in deinen Einstellungen widerrufen oder ändern.