Zwei Jahre Krieg: Ukrainische Soldaten - verzweifelt gesucht

    Zwei Jahre Krieg:Ukrainische Soldaten - verzweifelt gesucht

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    Viele von ihnen kämpfen nun schon seit fast zwei Jahren an der Heimatfront: Ukrainische Soldaten sind am Ende ihrer Kräfte und fordern Nachschub und Pausen.

    Ukrainische Militärangehörige wärmen sich an einem Feuer in der Region Luhansk, aufgenommen am 03.03.2022
    Ukrainische Soldaten: Viele fühlen sich ausgelaugt (Archivbild)
    Quelle: AFP

    Als Russland die Ukraine überfiel, meldete sich Iwan Sadonzew zum Militärdienst. Doch nach fast zwei Jahren Krieg ist der 27 Jahre alte Ukrainer des Kämpfens müde. Er fordert:

    Wir sind alle erschöpft. Tauscht uns aus.

    Iwan Sadonzew, Presseoffizier des 24. Angriffsbataillons der Ukraine

    Doch Ablösung ist nicht in Sicht: Kiew hat Schwierigkeiten, genügend Soldaten zu rekrutieren, um den russischen Angriffen standzuhalten. "Ich bin wütend. Wie lange soll das noch so weitergehen?", schimpft Sadonzew, der Presseoffizier des 24. Angriffsbataillons ist: "Wir brauchen Erholung!"
    Ein Soldat hockt hinter einem Stacheldraht
    Ukrainische Soldaten kämpfen nicht nur gegen eine immense Übermacht der russischen Armee, sondern auch gegen Kriegsmüdigkeit.13.02.2024 | 7:56 min

    Urlaub zur Erholung und für Organisation

    Serhij Ogorodnyk, der eine Kompanie der Luftlandetruppen leitet, stimmt Sadonzew zu. Der 29-Jährige betont:

    Die Leute brauchen Urlaub - nicht nur, um sich zu erholen, um weiter kämpfen zu können, sondern auch, um sich um ihr ziviles Leben zu kümmern.

    Serhij Ogorodnyk, Kompaniechef

    Viele Soldaten empfänden es als ungerecht, dass manche Ukrainer seit Februar 2022 an der Front sind, während andere noch gar nicht eingezogen wurden.
    Militärexperte Carlo Masala im Gespräch mit ZDF-Mima-Moderatorin Mirjam Meinhardt
    Wenn die Frage der Munitionslieferungen nicht geklärt wird, werde die Ukraine "in naher Zukunft gezwungen sein, Städte aufzugeben", so Militärexperte Carlo Masala.12.02.2024 | 5:07 min

    Euphorie weicht Realismus

    Vor einem Jahr, als die Ukraine einen Erfolg nach dem anderen gegen Russland erzielte, habe er überlegt, Soldat zu werden, sagt Daniil, ein Friseur aus Kiew. "Jeder hoffte damals, dass sich die Dinge zum Guten wenden würden, dass wir alles zurückerobern könnten", sagt der 27-Jährige.

    Jetzt sind die Leute realistischer.

    Daniil, Friseur

    Militärdienst ist für Daniil heute keine Option mehr.

    Zweifel an Unterstützung schmälern Motivation

    Auch die Unsicherheit, wie lange der Westen der Ukraine noch beistehen werde, trage zur Kampfesmüdigkeit bei, sagt Anton Grutschetsky vom Internationalen Institut für Soziologie in Kiew.

    Die Ukrainer waren wirklich bereit, auf dem Schlachtfeld zu sterben, als sie sich stark unterstützt fühlten.

    Anton Grutschetsky, Internationales Institut für Soziologie, Kiew

    Er betont weiter: "Wenn man aber weiß, dass es keine Waffen für den Kampf gibt, dann ist das demotivierend."
    Bildbeschreibung
    Der Kampf der ukrainischen Frauen findet meist hinter den Frontlinien statt. Sie kümmern sich um die Familie, das alltägliche Leben und den Wiederaufbau.14.02.2024 | 4:33 min

    Bürokratie behindert Anwerbung

    Eine Reihe von Korruptionsskandalen und die überbordende Bürokratie beim Militär wirken ebenfalls abschreckend. "Ich dachte, es würde sofort losgehen", sagt Jewgen Spirin, der vor vier Wochen in die Armee eingetreten ist.

    Stattdessen braucht man hier einen Stempel, dort eine Unterschrift.

    Jewgen Spirin, seit kurzem Soldat

    Er berichtet vom Hin und Her zwischen den über die ganze Stadt verstreuten und überlasteten Büros, ein Erbe aus Sowjetzeiten.
    Interview von Katrin Eigendorf mit Olexander Syrskyj
    Er sei Realist, sagt der Armeechef der Ukraine. Ein Realist mit einer großen Aufgabe. Die Siegeschancen der Ukraine liegen nun auch in den Händen von Oleksandr Syrskyj.31.01.2024 | 15:03 min

    Selenskyj plant Rotationssystem

    Die Rekrutierung von Freiwilligen kommt nur schleppend voran. Im Dezember kündigte Präsident Wolodymyr Selenskyj an, bis zu einer halben Million weitere Soldaten zu mobilisieren. Er will ein "effizientes Rotationssystem" der verfügbaren Truppen einführen und verweist darauf, dass von den "fast eine Million Männern", die bislang eingezogen wurden, derzeit nur "eine Minderheit" an der Front eingesetzt werde.
    Um Abhilfe zu schaffen, legte die Regierung einen Gesetzentwurf zur Erleichterung der Einberufung vor. Der derzeit im Parlament diskutierte Entwurf sieht vor, das Einberufungsalter von 27 auf 25 Jahre zu senken, das Rekrutierungssystem zu digitalisieren und den Militärdienst in Kriegszeiten auf 36 Monate zu begrenzen. Die geplante Neuregelung hat eine heftige Debatte im Land ausgelöst.
    ZDF-Korrespondentin Alica Jung live zugeschaltet aus der Ukraine
    Nach fast zwei Jahren an der Front hoffen viele Soldaten auf Entlastung, berichtet ZDF-Reporterin Alica Jung. 28.12.2023 | 6:33 min

    Zwangsrekrutierungen unerwünscht

    Im Internet kursieren Berichte über angebliche Einberufungen auf offener Straße. Zwangsrekrutierten sind in der Truppe jedoch nicht willkommen. "In unserer Einheit mögen wir es nicht, wenn Männer gegen ihren Willen eingezogen werden", sagt Presseoffizier Sadonzew. Die Armee brauche motivierte, ausgebildete Soldaten. Sadonzew hofft, dass seinen Landsleute klar wird, wie wichtig eine starke Armee ist. "Wir kämpfen für das ganze Land, für unsere Unabhängigkeit", sagt er.

    Wenn wir aufhören zu kämpfen, wird die Ukraine wieder besetzt.

    Iwan Sadonzew, Presseoffizier des 24. Angriffsbataillons der Ukraine

    Russland greift die Ukraine an
    :Aktuelles zum Krieg in der Ukraine

    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
    Auf dem Bild sieht man ukrainische Soldaten von hinten.
    Update
    Quelle: Victoria Lukovenko und Barbara Wojazer, AFP

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