Klimawandel in Sierra Leone: Bürgermeisterin für Aufforstung

    Grüner Wandel in Sierra Leone:Dieser Ort will zur Stadt der Bäume werden

    von Julian Hilgers und Felix Schlagwein
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    Sierra Leones Hauptstadt leidet unter den Folgen des Klimawandels. Ihr Stadtoberhaupt will das nicht hinnehmen. Sie will Freetown etwa zur Treetown machen, zur Stadt der Bäume.

    Straßenverkehr in der Hauptstadt von Sierra Leone.
    Freetown soll zur Treetown werden. Bürgermeisterin Aki-Sawyerr möchte ihre Stadt mit Wiederaufforstung gegen die Folgen des Klimawandels wappnen.
    Quelle: Reuters

    Aus ihrem Büro im 13. Stock blickt Yvonne Aki-Sawyerr auf das Meer. Das Rathaus von Freetown ist das wohl höchste und modernste Gebäude im Zentrum der Hauptstadt von Sierra Leone. Auf dem Konferenztisch steht der Deutsche Afrika-Preis 2024, verliehen für den Kampf für Demokratie und Menschenrechte. Es ist nicht die erste Auszeichnung, die Aki-Sawyerr für ihre Bemühungen erhalten hat. Die 56-Jährige will Freetown zu einem Vorreiter in Afrika in Sachen Umweltschutz machen.

    Ich bin in der Natur aufgewachsen, habe die Natur geliebt. Meine Stadt war sehr grün, ein wunderschöner Ort.

    Yvonne Aki-Sawyerr

    Weil Wetterextreme und unberechenbarer Regen das Leben auf dem Land erschweren, ziehen seit Jahren immer mehr Menschen in Sierra Leones Hauptstadt. Inzwischen zählt Freetown knapp 1,5 Millionen Einwohner.
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    Aki-Sawyerrs Kernprojekt ist die Wiederaufforstung

    "Wir sind umgeben von Bergen und dem Atlantischen Ozean. Wenn die Bevölkerung weiter anwächst, werden also entweder die Bäume an den Bergen oder die Mangroven am Meer zerstört", sagt Aki-Sawyerr. Die Abholzung zur Schaffung von Bauland in Kombination mit extremen Niederschlägen kann für die Menschen an den Hängen aber zur großen Gefahr werden.
    Im August 2017 starben bei einem Erdrutsch nach drei Tagen Dauerregen mehr als 1.000 Menschen.
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    Für Aki-Sawyerr war es der Ausschlag, um 2018 als Bürgermeisterin zu kandidieren. Lange Jahre hatte sie in London im Finanzsektor gearbeitet. "Ich hatte das Gefühl, dass ich etwas gegen die Abholzung und für die sanitäre Versorgung in der Stadt tun musste."
    Eines ihrer Kernprojekte ist die Aufforstung: "Es ist ein Mittel gegen Erdrutsche, Überflutungen. Es reduziert die Hitze, verbessert die Luftqualität. Bäume sind magisch." Bei einer Kampagne unter dem Motto #FreetownTheTreetown sollten eine Million neue Bäume gepflanzt werden. Diese Marke wurde laut eigenen Angaben inzwischen übertroffen. Das neue Ziel: vier Millionen.
    Ein Frau mit kurzen Haaren und einem traditionellen afrikanischen Kleid sitzt auf einem grauen Sofa.
    Yvonne Aki-Sawyer ist die Bürgermeisterin von Freetown. Die Hauptstadt von Sierra Leone leidet unter den Folgen des Klimawandels.
    Quelle: ZDF

    Kampf gegen die Gesetze der Landesregierung

    Darüber hinaus hat Aki-Sawyerr die erste Kläranlage in Freetown installiert. Aus dem Fäkalschlamm werden Briketts hergestellt als nachhaltige Alternative zu der eher umwelt- und gesundheitsschädlichen Holzkohle. Zudem ernannte die Bürgermeisterin mit Eugenia Kargbo erstmals eine Hitzebeauftragte. Auf einigen Marktplätzen wurden Dächer gegen Hitze und Sonneneinstrahlung angebracht, als Schutz für die Marktfrauen. Viele davon hat der Niederschlag in der Regenzeit aber bereits zerstört.
    Die Einwohner von Freetown trotzdem von ihrem Plan zu überzeugen, ist vielleicht die größte Herausforderung der zweifachen Mutter. 2023 wurde sie wiedergewählt. Ihre Agenda für die zweite Amtszeit "Transforming Freetown - Transforming Lives" soll durch Klimamaßnahmen 120.000 neue Jobs besonders für Frauen und Jugendliche schaffen.

    Nationale Regierung in Sierra Leone als Bremse?

    Bei allem Fortschritt: Oft ist Aki-Sawyerrs Kampf gegen die Folgen des Klimawandels ein mühsamer. "Als Bürgermeisterin habe ich keine Kontrolle, was, wie, wann und wo gebaut wird. Tatsächlich werde ich meist gar nicht informiert." Die Zuständigkeiten dafür liegen bei der nationalen Regierung. Doch die kümmere sich kaum. "Das Resultat sind zahlreiche informelle Siedlungen und eine Zerstörung der Natur", kritisiert Aki-Sawyerr.
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    Auch der Verkehr in der Millionenmetropole macht ihr zu schaffen. Wie viele afrikanische Metropolen erstickt auch Freetown an den Abgasen der alten Verbrenner. "Es ist aktuell günstiger ein altes Auto zu importieren als ein neues", erklärt Aki-Sawyerr. Sie will die Regierung dazu bringen, diese Politik zu überdenken.
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    Und dann ist da noch ein Großprojekt: eine Seilbahn quer durch Freetown. "Das wird Massentransport ermöglichen und die Emissionen durch den Straßenverkehr erheblich reduzieren", sagt Aki-Sawyerr. Die Machbarkeitsstudie wurde bereits erfolgreich durchgeführt, die Finanzierung habe sie fast vollständig zusammen.

    Große Herausforderung: Geld für Klimaprojekte

    Überhaupt ist Geld die größte Herausforderung für Aki-Sawyerr: "Wir haben nicht annähernd die Ressourcen, die wir brauchen, um alle Herausforderungen zu meistern." Bei jedem Projekt müsse sie hart für externe Geldmittel kämpfen. Eine Mammutaufgabe, doch eine, der Yvonne Aki-Sawyerr sich stellen will.

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