Bei der Präsidentschaftswahl im Senegal zeichnet sich ein Sieg von Oppositionsvertreter Bassirou Diomaye Faye ab. Hunderte seiner Anhänger feierten bereits in der Hauptstadt Dakar.25.03.2024 | 0:20 min
Im Senegal ist Oppositionskandidat Bassirou Diomanye Faye auf dem besten Weg, der neue Präsident des Landes zu werden. Sein Hauptrivale, der Regierungskandidat Amadou Ba, räumte am Montag seine Niederlage ein.
"Mit Blick auf die Tendenz der Ergebnisse der Präsidentenwahl und in Erwartung der offiziellen Verkündung" gratuliere er Faye zu "seinem Sieg in der ersten Runde", hieß es in einer Mitteilung Bas. Auch der amtierende Präsident Macky Sall gratulierte "dem Sieger" Faye.
Faye dominiert Teilergebnisse, Ba gratuliert persönlich
Ein Regierungssprecher sagte, Ba habe seinen Rivalen persönlich angerufen, um ihm zu gratulieren. Ersten in lokalen Medien und Onlinediensten veröffentlichten Teilergebnissen zufolge lag Faye, der am Montag seinen 44. Geburtstag feierte, deutlich vor dem 62-jährigen Ba. Mit offiziellen Ergebnissen wurde erst im Laufe der Woche gerechnet. Um die Präsidentschaftswahl in der ersten Runde zu gewinnen, müsste einer der Kandidaten die absolute Mehrheit der Stimmen erhalten.
Senegalesische Zeitungen gratulierten Faye am Montag bereits mit Titeln wie "Happy Birthday Herr Präsident". Hunderte Anhänger feierten an Fayes Wahlkampfzentrale. Die als Queen Biz bekannte Sängerin Coumba Diallo sprach von einer "totalen Revolution".
Die meisten der 15 hinter Faye und Ba abgeschlagenen Kandidaten hatten Faye bereits zum Sieg gratuliert. Anta Babacar Ngom, die als einzige Frau kandidiert hatte, schrieb im Online-Netzwerk X von einem "unbestreitbaren Sieg" Fayes.
Präsidentschaftskandidatin Anta Babacar Ngom
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Möglicher neuer Präsident strebt Systemwechsel an
Bei der Wahl waren 7,3 Millionen Menschen dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Angaben zur Wahlbeteiligung wurden zunächst nicht veröffentlicht, bei der vorherigen Präsidentschaftswahl im Jahr 2019 hatte sie bei 66 Prozent gelegen.
Sollte Faye tatsächlich in den Präsidentenpalast einziehen, wäre dies ein
massiver politischer Einschnitt für den Senegal. Faye hatte sich selbst im Wahlkampf als "Kandidat für den Systemwechsel" und als Vertreter eines "linken Panafrikanismus" bezeichnet.
Er versprach unter anderem die Wiederherstellung der nationalen "Souveränität" im Senegal, einen entschlossenen Kampf gegen Korruption und eine gerechtere Verteilung des Wohlstands im Land - sowie die Neuverhandlung von Verträgen über Bergbau und die Nutzung kürzlich entdeckter Erdöl- und Gasvorkommen.
Im westafrikanischen Senegal wird ein neuer Präsident gewählt. Präsident Macky Sall darf nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten. Er hatte versucht, die Wahl zu verzögern.24.03.2024 | 0:27 min
Ein Land zwischen Demokratie und Instabilität
Die Präsidentschaftswahl im Senegal, das lange als Vorbild für Demokratie und Stabilität in Westafrika gegolten hatte, sollte ursprünglich bereits am 25. Februar stattfinden. Dann aber kündigte Präsident Sall an, die
Abstimmung auf Ende des Jahres zu verschieben. Diese Ankündigung führte zu massiven Protesten, bei denen vier Menschen getötet wurden. Die Opposition sprach von einem "institutionellen Putsch". Der senegalesische Verfassungsrat erklärte die Verschiebung schließlich für ungültig, am Sonntag erfolgte nun die Wahl.
Um die Demonstranten zu besänftigen, erließ Präsident Sall eine Amnestie. Davon profitierten auch Oppositionsführer Sonko und sein Stellvertreter Faye, der erst zehn Tage vor der Wahl aus der Haft entlassen wurde.
Die Unruhen in den Wochen vor der Wahl waren das jüngste Kapitel in einer Reihe von Gewaltausbrüchen seit 2021, die zum Teil durch die Auseinandersetzung zwischen Sonko und dem Staat ausgelöst wurden.
Präsident Sall wollte die Wahl verschieben und seine Amtszeit verlängern. Doch das Gericht entschied: Der Senegal muss jetzt wählen. Ein gutes Zeichen für die Zukunft des Landes?
von Susann von Lojewski
Quelle: AFP