Putin gewinnt Russland-Wahl: Opposition kaum noch vorhanden
Wahl in Russland:Putins Sieg: Die Opposition ist kaltgestellt
von Sebastian Ehm
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Wladimir Putin lässt sich ein fünftes Mal zum Präsidenten küren. Der Protestaktion des Team Nawalny folgen zwar Tausende, doch die Opposition ist quasi nicht mehr existent.
Auf dem Grab von Alexej Nawalny in Moskau liegt am letzten Tag der Wahl ein Stimmzettel. Es ist kein Original, denn hier steht Alexej Nawalny als Abstimmungsoption. Hinter seinem Namen ein Häkchen. Russlands Oppositionsführer ist seit einem Monat tot, trotzdem kommen immer noch zahlreiche Menschen hierher.
Am letzten Tag der Präsidentschaftswahl wollen sie zeigen, was sie von Putins Präsidentschaft halten. "Der heutige Wahltag ist, was das Ergebnis angeht, eine Clownerie",sagt Michail. "Aber ich habe getan, was ich tun musste. 'Mittags, gegen Putin', ich habe an der Aktion teilgenommen."
Stiller Protest vor Wahllokalen in Russland
Die Aktion war schon seit Tagen angekündigt. Mittags sollten alle Russen zum Wählen gehen. Der Plan: Entweder für irgendeinen der drei Scheinkandidaten stimmen, "Nawalny" auf den Wahlzettel schreiben oder kommen, in der Schlange stehen und wieder nach Hause gehen.
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Tatsächlich bilden sich um Punkt 12 vor manchen Wahllokalen lange Schlangen. Doch es ist ein eher stiller Protest. Zumindest in Russland. Es gibt zwar die ein oder andere kritische Stimme, doch besonders laut sind sie nicht.
Oleg zum Beispiel. Er ist absichtlich um Punkt 12 zum Wahllokal gekommen, um ein Zeichen zu setzen. Doch Kritik am Regime äußert er nur sehr vorsichtig. "Ich möchte, dass sich das Land bewegt, dass es sich entwickelt, dass Frieden im Land herrscht. Ich möchte, dass die Regierung zuallererst an die Menschen in Russland denkt."
Viele Proteste vor russischen Vertretungen im Ausland
Lauter sind die Stimmen der Exil-Russen. Auf der ganzen Welt nutzen viele den Tag, um vor den russischen Vertretungen zu protestieren. In Helsinki, Istanbul und auch in Berlin. Dort sind es Tausende, die sich unter den Linden versammeln.
Um 12 kommt für viele überraschend auch die Witwe Alexej Nawalnys Julia Nawalnaja und stellt sich in die Schlange. Sechs Stunden wartet sie, um ihre Stimme abzugeben. Als sie wieder aus der Botschaft tritt, richtet sie ihr Wort an Russlands Präsidenten:
Sie fragen sich wahrscheinlich, was ich auf den Wahlzettel geschrieben habe und für wen ich gestimmt habe. Natürlich habe ich den Namen 'Nawalny' geschrieben. Denn es ist nicht hinnehmbar, dass einen Monat vor der Wahl, während des Präsidentschaftswahlkampfes, Putins Hauptgegner, der bereits im Gefängnis saß, ermordet wird.
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Julija Nawalnaja, Witwe von Alexej Nawalny
Putin will mögliche Freilassung Nawalnys unterstützt haben
Der angesprochene Präsident lässt sich um kurz vor Mitternacht in Moskau von seinen Anhängern feiern. Unter Applaus betritt er die Bühne und gibt sich betont gelassen. Er dankt den Russen, an der Wahl teilgenommen zu haben und sendet dann noch eine Botschaft, die für alle, die es mit Alexej Nawalny halten, wie Hohn klingen muss.
Putin nennt den Tod des Oppositionsführers "einen traurigen Vorfall", zuckt mit den Schultern und schiebt hinterher, dass er ja einem möglichen Gefangenenaustausch bereits zugestimmt habe. Wladimir Putin will damit die Schuld an Alexej Nawalnys Tod von sich weisen.
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Mehrheit der Russen steht hinter Putin
Interessant ist, dass er den Namen "Nawalny" das erste Mal überhaupt ausspricht. Er sendet damit eine Botschaft an alle Anhänger Nawalnys: Von eurem Anführer geht für mich keine Gefahr mehr aus. Nawalny ist Geschichte.
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