Russische Schwarzmeerflotte: Stützpunkt und Schiffe zerstört
Analyse
Angriffe auf Sewastopol:Schwarzmeerflotte: Kiew hält den Druck hoch
von Christian Mölling und András Rácz
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Sewastopol bleibt für russische Marineschiffe unsicher: Das Kommunikationszentrum der Flotte ist massiv beschädigt, Landungsschiffe und ein wertvolles Aufklärungsschiff getroffen.
Auch das russische Patrouillenschiff 'Sergej Kotow' der Schwarzmeerflotte wurde von der Ukraine getroffen.
Quelle: Reuters
Mit einem Angriff in der Nacht vom 23. auf den 24. März fügte die Ukraine der bereits angeschlagenen russischen Schwarzmeerflotte weiteren Schaden zu. Das Hauptkommunikationszentrum der Flotte, das sich im Zentrum von Sewastopol befindet, wurde von mindestens zwei Raketen getroffen. Satellitenbilder und Fotos zeigen, dass die beiden Hauptgebäude des Zentrums vollständig ausgebrannt sind.
Viele der großen Satellitenschüsseln, die sich um das Gebäude herum befinden, wurden ebenfalls zerstört. Da die Angriffe in der Nacht stattfanden, sind die personellen Verluste wahrscheinlich gering. Es ist aber höchst unwahrscheinlich, dass Russland die Funktion dieses Zentrums in absehbarer Zeit wiederherstellen kann.
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Offensichtlich weitere russische Schiffe getroffen
Darüber hinaus behauptete die Ukraine, bei diesem und einem weiteren Angriff in der folgenden Nacht insgesamt vier große Schiffe der russischen Marine getroffen zu haben. Bei drei von ihnen handelte es sich um große Landungsschiffe der Ropucha-Klasse, bei einem um das Aufklärungsschiff 'Iwan Churs', das zur 'Juri Iwanow'-Klasse gehört.
In Bezug auf die Ropuchas behauptete die Ukraine zunächst, sie habe die Schiffe 'Asow' und 'Jamal' getroffen. Einen Tag später hieß es in einem weiteren Kommuniqué, die 'Jamal' sei schwer beschädigt worden. Im zweiten Kommuniqué wurde die 'Asow' nicht erwähnt. Russische Militärblogger bestätigten, dass mehr als ein Schiff getroffen wurde - aber keiner von ihnen erwähnte, dass eines der Schiffe gesunken wäre.
Sewastopol am Schwarzen Meer
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... leitet das Programm "Europas Zukunft" für die Bertelsmann Stiftung in Berlin. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Schiffe getroffen: Hinweise durch Satellitenbilder
Es liegen Satellitenbilder vor, die zeigen, dass ein Landungsschiff der Ropucha-Klasse durch einen Aufprall auf den Pier neben ihm beschädigt wurde. Ein weiteres Satellitenbild zeigt das Aufklärungsschiff 'Ivan Khurs' - ein seltenes und wertvolles Gut - mit einem Anzeichen eines Volltreffers am Heck. Obwohl das Schiff schwimmt und die Bilder keine größeren strukturellen Schäden zeigen, ist es höchst unwahrscheinlich, dass das Schiff in den nächsten Wochen wieder seetüchtig wird.
Das dritte Landungsschiff der Ropucha-Klasse, die 'Konstantin Olshansky', das einen Tag später getroffen wurde, hat eine besondere Geschichte, da es nach dem Zerfall der Sowjetunion ursprünglich zur ukrainischen Marine gehörte. Als Russland jedoch die Krim unrechtmäßig annektierte, kaperte es unter anderem die 'Konstantin Olshansky'.
Die Ukraine behauptete, das Schiff mit Neptun-Antischiffsraketen getroffen und massiv beschädigt zu haben. Bislang gibt es jedoch keine glaubwürdigen Informationen darüber, dass das Schiff gesunken wäre.
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Beschädigungen bedeuten nicht Versenkungen
Wichtig ist festzustellen, dass selbst die Ukraine nicht erklärte, dass eines der Schiffe versenkt worden wäre. In allen offiziellen Verlautbarungen war lediglich von einer Beschädigung dieser Schiffe die Rede. Außerdem darf man auch die russischen Reparaturkapazitäten nicht unterschätzen.
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Russland hält Informationen zunehmend zurück
Russland gelingt es in Bezug auf den angerichteten Schaden offensichtlich besser, die öffentliche Wirkung nach Angriffen besser zu kontrollieren. Nach früheren Angriffen waren die sozialen Medien bereits einen bis zwei Tage nach dem Angriff voll mit Bildern der beschädigten Schiffe.
Jetzt gibt es jedoch kaum noch visuelles Bildmaterial von den beschädigten Schiffen, abgesehen von Bildern, die von Satelliten aufgenommen wurden. Die Aufforderung der russischen Behörden an die Öffentlichkeit, keine Bilder in den sozialen Medien zu veröffentlichen, scheint zu fruchten.
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Russland kann seine Anlagen immer noch nicht sichern
Unterdessen ist Russland offenbar immer noch nicht in der Lage, die wertvollen Ziele der Schwarzmeerflotte im Besonderen und Sewastopol im Allgemeinen gegen ukrainische Raketenangriffe zu verteidigen. Der Besatzungsgouverneur von Sewastopol, Michail Raswoshajew, erklärte selbst, dass es sich bei den Angriffen am 23. und 24. März um die größten Angriffe auf Sewastopol seit langem gehandelt habe.
Die russischen Behörden behaupteten, mindestens zehn Raketen abgeschossen zu haben. Selbst wenn diese Behauptung zutrifft, konnte die russische Luftabwehr offenbar nicht verhindern, dass das Kommunikationszentrum der Flotte und ihre Schiffe sehr schwer beschädigt wurden. Der Hafen von Sewastopol ist offenbar immer noch sehr unsicher für die russischen Marineschiffe.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.