Nach Prigoschins Tod: Was aus der Wagner-Gruppe wurde

    Ein Jahr nach Tod Prigoschins:Was aus den Söldnern der Wagner-Gruppe wurde

    von Manuela Conrad
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    Vor einem Jahr kam der Chef der paramilitärischen Wagner-Gruppe, Jewgeni Prigoschin, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Was ist aus der Söldnerarmee geworden?

    Söldner der "Wagner-Gruppe" posieren für ein Foto neben der Statue des ehemaligen Anführers Jewgeni Prigoschin.
    Nach dem Tod ihres Anführers Jewgeni Prigoschin vor einem Jahr wurde die Wagner-Gruppe offiziell aufgelöst. Doch der Kreml will sie weiter als geopolitisches Werkzeug benutzen.
    Quelle: AP

    Sie waren bekannt für ihre Skrupellosigkeit und Brutalität - die Wagner-Söldner. Bis zu 50.000 sollen allein in der Ukraine im Einsatz gewesen sein. Der Chef der Gruppe, Jewgeni Prigoschin, hatte Straftäter, die wegen Mord, Vergewaltigung und anderer Schwerverbrechen verurteilt waren, in russischen Gefängnissen angeworben - gegen Straffreiheit.
    Vor einem Jahr starb Prigoschin bei einem Flugzeugabsturz unter mysteriösen Umständen: Nach dem Tod ihres Anführers wurde die Wagner-Gruppe offiziell aufgelöst. Der Russland-Experte Nico Lange geht davon aus, dass es heute keine feste Struktur einer Armee nach dem Vorbild der alten Wagner-Gruppe mehr gibt. Die Wagner-Gruppe um Prigoschin sei dem Kreml zu mächtig geworden, der russische Präsident Putin wolle diese Kontrolle auf keinen Fall noch einmal verlieren, so Lange.

    Die russischen Streitkräfte wollten diese Menschen auch nicht haben, es sind häufig entlassene Kriminelle, die sich nicht vernünftig in Strukturen einfügen können.

    Nico Lange, Russland-Experte

    Wagner-Söldner kämpfen weiter in Afrika

    Dennoch kämpfen viele Wagner-Söldner weiter in Afrika: "Trotz des Todes von Prigoschin wird der Fußabdruck von Wagner auf dem Kontinent wahrscheinlich zunehmen", sagen Analysten der Konfliktdatenorganisation Acled. In Mali kamen kürzlich bei Kämpfen mit einer Tuareg-Rebellengruppe bis zu 80 Wagner-Kämpfer ums Leben. Der neue Afrika-Korps, so wird die paramilitärische Struktur genannt, ist dem russischen Militärgeheimdienst GRU unterstellt. "Der Kreml will Wagner immer noch als geopolitisches Werkzeug benutzen", sagt der Experte für russische Sicherheitspolitik, Mark Galeotti.

    Prigoschins Erbe
    :Kreml will Wagner-Deals in Afrika übernehmen

    Die lukrativen Geschäfte von Wagner-Chef Prigoschin reichen bis nach Afrika. Nach dessen mutmaßlichem Tod steht der Kreml nun bereit für die Übernahme der Netzwerke.
    Prigoschin mit Gewehr vor der Kamera.
    Die Söldner seien vor allem in von Chaos erschütterten Staaten tätig, wie Mali, Burkina Faso, Zentralafrikanische Republik, Libyen und Niger. Der Russlandexperte Nico Lange sieht die Wagner-Kämpfer dort als Schattenarmee, die für die Interessen Russlands kämpft: "Es geht darum, Diktatoren oder Putschisten zu beschützen, Waffen und Munition zu besorgen, um im Gegenzug Zugriff auf Rohstoffe zu bekommen". Bodenschätze wie Gold, Öl, seltene Erden, die man dann "als graue Exporte da rausholt und viel Geld macht." Severin Pleyer vom German Institute for Defence and Strategic Studies spricht von 500 Millionen Euro aufwärts, die der Afrika Korps jedes Jahr für den russischen Staat generiere.
    Dass Wagner weiter in Afrika aktiv ist, beweist ein Post des Wagner-nahen Telegram-Kanals Greyzone, in dem vor ein paar Tagen aktiv um Kämpfer geworben wurde, "um den internationalen Terrorismus in Afrika zu bekämpfen". Neben einer angemessenen und fairen Vergütung verspricht das Stellenprofil: "die Möglichkeit, die Welt zu sehen und eine gesunde Bräune zu bekommen."
    Afrikanische Putschisten
    Wie Domino-Steine stürzen die Regierungen in Afrikas Sahel-Zone. Juntas putschen sich an die Macht, nutzen antifranzösische Stimmungen und versprechen eine neue Souveränität.23.11.2023 | 29:27 min

    Söldner begehen nach Rückkehr Verbrechen

    Der größte Teil der Wagner-Kämpfer, die aus den Gefängnissen rekrutiert wurden, sei wahrscheinlich tot: "Die hat man einfach verheizt an der Front", sagt der Russlandexperte Nico Lange. Und auch heute würde das Verteidigungsministerium einem Schwerverbrecher, der aus dem Strafvollzug rekrutiert wurde, keine Führungsposition geben, sondern ihn irgendwo in die Sturmtruppen schicken, wo die meisten nach kurzer Zeit sterben, so Lange.
    Es gebe aber auch Wagner-Söldner, die von der Front zurückgekehrt seien und in ihrer Heimat wieder Straftaten begingen. Die "Moscow Times" berichtet im letzten Jahr, dass "Wagnerianer" nach ihrer Rückkehr in der Heimat mindestens 20 Morde begangen hätten.
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    Igor kämpfte als Söldner und will nun über Kriegsverbrechen in der Ukraine aussagen.22.02.2024 | 36:10 min

    Kämpft die Wagner-Gruppe heute weiter in der Ukraine?

    Die Wagner-Truppe um Prigoschin diente für den Kreml im Ukraine-Krieg als "Kanonenfutter". Im "Bachmut-Fleischwolf"- wie die Kämpfe dort genannt wurden - sollen 20.000 Söldner gefallen sein. Ihr Anführer Prigoschin kritisierte später die russische Militärführung hart, was letztlich am 23. Juni 2023 in einem Putsch seiner Truppen und dem legendären Marsch auf Moskau gipfelte, den Prigoschin nach Verhandlungen abbrach.
    Der Tod Prigoschins durch den Flugzeugabsturz zwei Monate später war für Putin die Gelegenheit, die Machtstrukturen der Söldner-Truppe zu zerschlagen, um wieder die vollständige Kontrolle über das zu haben, was in der Ukraine passiert. Das russische Verteidigungsministerium wolle hier keine Parallelstrukturen mehr, so Russlandexperte Nico Lange.
    Prigoschin: Weiter Rätselraten um Absturz
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