Politische Verfolgung in Russland: Gedenken an Stalin-Opfer

    Erinnern an Opfer der Stalin-Ära:In das Gedenken mischt sich Angst

    Sebastian Ehm
    von Sebastian Ehm
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    In Russland wird Ende Oktober der Opfer politischer Verfolgung der Stalin-Ära gedacht. Das Putin-Regime sieht das nicht gerne. Die Parallelen zu heute sind zu offensichtlich.

    Blumen und Kerzen am Gedenkzeichen "Solowezki-Stein" in Moskau
    Viele Russen gedenken der Millionen Opfer des Stalinismus. In Putins Russland werden solche Veranstaltungen immer häufiger verboten.30.10.2024 | 4:18 min
    Es ist ein Stein mit starker Symbolkraft: Der Solowezki-Stein stammt von den gleichnamigen Solowezki-Inseln im Weißen Meer. Dort wurde 1920 der erste Gulag errichtet, um die vielen politischen Gefangenen der ersten Jahre der Sowjet-Herrschaft unterzubringen. Der Stein steht in Moskau auf dem Lubjanka-Platz, also dem Platz, an dem sich auch die Zentrale des russischen Geheimdienstes befindet.
    Am 29. und 30. Oktober gedenken sie in Russland bereits seit den siebziger Jahren der Verfolgung politischer Gefangener. Vor allem der Opfer der Stalin-Zeit. Bis heute treffen sich an vielen Orten im Land an diesem Tag Menschen und lesen die Namen der Vermissten und Ermordeten vor. Auch in Moskau sind Menschen zum Solowezki-Stein gekommen und legen Blumen nieder.
    Plakat mit den Köpfen von Hitler, Putin und Stalin mit dem Schriftzug "No More Time"
    Die kleinste Kritik am Ukraine-Krieg kann in Russland den Weg hinter Gitter bedeuten. Ob Ärzte, Priester, Lehrer oder Schüler - das Denunziantentum kann jeden treffen. 31.07.2024 | 13:51 min

    Solidarität mit Kriegsgegnern

    Sergej hat einen Strauß roter Rosen mitgebracht und legt ihn neben den Berg frischer Blumen. Er wolle Solidarität zeigen mit denen, die Frieden wollen, sagt er. Die, die gegen den Krieg seien. "Und auch die, die Angst vor dem Krieg haben, natürlich. Aber die trotzdem die Kraft finden, in irgendeiner Form zu zeigen, dass sie gegen den Krieg sind."
    Jedes Jahr kommen immer weniger Moskauer hierher, obwohl es immer mehr politisch Verfolgte gibt. Und selbst an die blutige Vergangenheit zu erinnern, wird vom Putin-Regime erschwert, behindert und zum Teil sogar verboten. Mascha ist mit ihrer Tochter gekommen.

    Wir erleben eine Wiederholung der Vergangenheit. Weil Russland es leider versäumt hat, die Lektionen zu lernen, die es hätte lernen müssen.

    Mascha

    Russland unter Putin entwickelt sich immer mehr zum Unterdrücker-Staat. Hunderte, wenn nicht gar Tausende sitzen in russischen Gefängnis-Lagern, oft, weil sie schlicht ihre Arbeit gemacht haben. In den letzten Wochen waren es wieder Dutzende, die in die Fänge der russischen Justiz gerieten.
    Demo in Berlin gegen das Putim-Regime
    Russische Oppositionelle im Exil: Wie gefährlich leben Putin-Gegner?10.05.2024 | 44:56 min

    Redefreiheit extrem eingeschränkt

    Zum Beispiel Wahlexperte Grigory Melkonjanz, der bei den Wahlen im März Wahlmanipulation aufgedeckt hatte. Oder Alexej Lipzer, einer der Anwälte von Alexej Nawalny. Oder die Journalistin Antonina Faworskaja, die in ihren Berichten für SOTA Vision immer wieder ausführlich über die Arbeit der russischen Opposition berichtete.
    Ihnen allen drohen jahrelange Gefängnisstrafen, weil sie dem Regime zu unbequem wurden.

    Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist extrem eingeschränkt. Es ist unmöglich, sich zu gesellschaftlich bedeutsamen Themen rund um den Krieg und zur Haltung gegenüber den Behörden zu äußern, ohne Bestrafungen angedroht zu bekommen.

    Sergej Davidis, Menschenrechtsorganisation Memorial

    Vor neun Jahren getötet
    :Moskau: Gedenken an Kremlgegner Nemzow

    Mehr als ein Dutzend Botschafter aus westlichen Ländern haben am Dienstag in Moskau des vor neun Jahren getöteten Kreml-Kritikers Boris Nemzow gedacht.
    Menschen legen Blumen an der Stelle nieder, an der Boris Nemzow 2015 erschossen wurde.
    mit Video

    Opposition heute größtenteils im Exil

    Der Chef des Präsidialrates für Menschenrechtsfragen in Moskau, Waleri Fadejew, sieht das ganz anders und bezeichnet heutige Repressalien in Russland als minimale Maßnahmen. Worte, die für die Opfer der heutigen Repression klingen müssen wie Hohn.

    Nun, was für eine Unterdrückung. Es gab Unterdrückung in den Jahren 1937-1938, als 740.000 Menschen durch Erschießen hingerichtet wurden, und die meisten von ihnen waren unschuldige Menschen. Wir wissen immer noch nicht, wie viele. …. Das war Repression.

    Waleri Fadejew, Chef des Präsidialrates für Menschenrechtsfragen

    Große Teile der Opposition befinden sich mittlerweile im Exil. Einige saßen bis vor kurzem in Russland im Gefängnis, wie Ilija Jaschin und Wladimir Kara-Mursa. Sie wurden im August zusammen mit anderen Häftlingen ausgetauscht. Jetzt befinden sie sich in Deutschland.
    Polizisten halten einen Mann fest, als dieser Blumen für Kremlgegner Alexej Nawalny am Denkmal niederlegen will.
    Unter dem Druck Putins sind westliche Werte in der russischen Gesellschaft weitgehend verdrängt worden. Trotzdem gibt es noch mutige Menschen, die sich dagegen auflehnen.21.02.2024 | 11:32 min
    Am Mittwoch veröffentlichen sie gemeinsam mit der Witwe von Alexej Nawalny Julia Nawalnaja ein viel beachtetes Video. Dort rufen sie dazu auf politische Gefangene nicht zu vergessen. Mitte November wollen sie in Berlin gegen Putin und den Krieg auf die Straße gehen.
    Sebastian Ehm berichtet als Korrespondent über Russland, den Kaukasus und Zentralasien

    Russische Opposition im Exil
    :"Wie lange wird dieses Volk noch schweigen?"

    Der russische Bestsellerautor Michail Schischkin wurde in seiner Heimat einst als wichtigster Gegenwartsautor gefeiert. Heute gilt er als "Verräter" und erhält Morddrohungen.
    von Cornelius Janzen
    Michail Schischkin
    mit Video

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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