Jekaterina Dunzowa: Diese Frau will Putin die Stirn bieten
Jekaterina Dunzowa:Diese Frau will Putin die Stirn bieten
von Armin Coerper
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"Sonnenaufgang" heißt die Partei, mit der die Journalistin Jekaterina Dunzowa den Kreml herausfordern will. Ob die Machthaber die Gründung zulassen, bleibt spannend.
Jekaterina Dunzowa durfte nicht bei der Präsidentschaftswahl antreten (Archivfoto).
Quelle: dpa
Es sind vor allem junge Menschen gekommen: ein Veranstaltungsort irgendwo im Wald vor den Toren Moskaus. Es ist der zweite Versuch eines Gründungsparteitages der Partei "Sonnenaufgang" von Jekaterina Dunzowa. Anfang März hatte kurzfristig der Veranstaltungsort die Saalmiete gekündigt.
Nun also auf ein Neues. Viele kommen aus der Hauptstadt, einige auch aus den Regionen des Riesenreichs. Denn mindestens aus 47 Regionen Russlands müssen Parteigänger registriert sein, damit die Behörden die Parteigründung anerkennen. Bei der Präsidentschaftswahl war Dunzowa schon bei der Registrierung ihrer Kandidatur gescheitert - die Unterstützerlisten seien fehlerhaft, hieß es damals.
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Dunzowa wegen Formfehlern nicht zur Präsidentschaftswahl zugelassen
Anhänger Dunzowas beklagten damals, einzelne Buchstabendreher bei Namen seien ihnen als "schwere Fehler" in den Unterlagen ausgelegt worden. Die Chefin der Wahlkommission, Ella Pamfilowa, gilt als enge Vertraute von Präsident Wladimir Putin. Sie sagte:
Russische Staatsmedien hatten Dunzowa vorher zudem mit dem im Exil lebenden Putin-Gegner Michail Chodorkowski in Verbindung gebracht.
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Ein paar Beispiele für kaltgestellte Kreml-Gegner: Ilja Jaschin ist zu acht Jahren Haft verurteilt, Wladimir Kara-Mursa zu 25 Jahren, Alexej Nawalny war zu 19 Jahren verurteilt worden. Letzterer - Putins schärfster Kritiker - ist mittlerweile tot.
Dunzowa will Krieg gegen die Ukraine beenden
Nun betritt die 41-Jährige die Bühne. Jakaterina Dunzowa, Journalistin, Juristin. Alleinerziehende Mutter dreier Kinder. Sie will den Krieg Russlands gegen die Ukraine, den sie ordnungsgemäß "Spezialoperation" nennt, beenden. Die Regionen stärken, die staatlich verordnete Homophobie bekämpfen. Sie spricht viel von Demokratie, von Hoffnung und von Zukunft.
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Vor allem spürt man den Mut im Saal. Allein die Anwesenheitsliste ist ein wertvoller Datensatz für die russischen Behörden. Jeder, der hier ist, muss mit Befragung und Verfolgung durch die Staatsmacht rechnen. Auch mit Festnahmen. Dunzowa sagt, dass sie Russland von innen verändern will. Nur so, glaubt sie, kann das Land einen neuen Weg einschlagen.
Ob ihre Partei zugelassen wird, steht heute in den Sternen. Doch allein der Versuch macht sie zur vielleicht mutigsten Frau Russlands.
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