Ukraine-Krieg: Angriffe in Kursk, Odessa und Saporischschja
Analyse
Ukraine soll verwirrt werden:Russland verlagert Angriffe an ganzer Front
von Christian Mölling und András Rácz
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Russland versucht, auch in Saporischschja vorzudringen. Zudem greift es den Hafen in Odessa massiv an. In Kursk ist die Lage der ukrainischen Armee ernst.
Russischer T-72 Panzer in Kursk, Ukraine
Quelle: AFP/ ANATOLIY ZHDANOV
Ab dem 9. Oktober startete Russland eine Reihe intensiver Angriffe gegen den ukrainischen Vorposten in der Region Kursk. Im südwestlichen Teil verdrängten die Russen die Ukrainer fast vollständig aus dem Bezirk Gluschkowski, so dass die Bemühungen der Ukraine, die Gebiete südlich des Flusses Seym zu sichern, zunichte gemacht zu werden scheinen.
Kursk: Ukrainische Bataillone von russischer Einkreisung bedroht
Möglicherweise noch wichtiger ist, dass es Russland gelungen ist, die ukrainischen Verteidigungsanlagen auch im südwestlichen Teil des Hauptvorstoßes teilweise zu durchbrechen: Die russischen Streitkräfte haben Ljubimowka und Nowoiwanowka eingenommen und versuchen nun, den Vorposten in zwei Hälften zu teilen und alle ukrainischen Einheiten nordnordwestlich davon einzuschließen.
Quelle: DGAP
... leitet das Programm "Europas Zukunft" für die Bertelsmann Stiftung in Berlin. Er forscht und publiziert seit über 20 Jahren zu den Themenkomplexen Sicherheit und Verteidigung, Rüstung und Technologie, Stabilisierung und Krisenmanagement. Für ZDFheute analysiert er regelmäßig die militärischen Entwicklungen im Ukraine-Konflikt.
Quelle: DGAP
... ist Associate Fellow im Programm Sicherheit und Verteidigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Er forscht und publiziert zu Streitkräften in Osteuropa und Russland und hybrider Kriegsführung.
Die Ukraine müsste entweder einen schnellen Gegenangriff gegen den russischen Keil starten oder ihre Einheiten sofort aus der Umgebung von Olgovka und Kremyannoe zurückziehen, um eine Einkreisung zu vermeiden; die Russen haben jedoch offenbar die Hauptstraße, die nach draußen führt, abgeschnitten. Es ist nicht klar, wie viele ukrainische Einheiten hier bedroht sind; russische Quellen sprechen von zwei - sicherlich abgekämpften- Bataillonen.
Möglicher Abschuss eines russischen Bombers
Am 12. Oktober ging ein russischer Sukhoi-34-Bomber etwa 40-50 Kilometer hinter der Frontlinie auf russischem Gebiet verloren. Beide Piloten wurden getötet. Während russische Quellen behaupten, das Flugzeug sei aus technischen Gründen verloren gegangen, diskutieren ukrainische Sender die Möglichkeit eines Abschusses des Bombers durch eine F-16. Einzelheiten sind noch unklar.
Sollte die Ukraine jedoch in der Lage sein, russische Bomber tief hinter der Frontlinie abzuschießen - entweder durch Luft-Luft-Raketen oder durch ein nach vorne verlegtes Luftabwehrsystem mit großer Reichweite - könnte dies die Bedrohung durch russische Gleitbomben erheblich verringern.
Ukraines Präsident Selenskyj trifft Kanzler Scholz. Der verspricht weitere Waffenlieferungen. Beide wollen Russland bei einer neuen Friedenskonferenz in der Zukunft dabei haben.12.10.2024 | 2:34 min
Südfront: Überraschender Angriff Russlands in Saporischschja
Im Süden startete Russland am 12. Oktober einen etwas überraschenden Angriff in Richtung Welyka Nowosilka in der Region Saporischschja.
Es ist noch unklar, wie viele russische Truppen daran beteiligt sind; es ist jedoch gut erkennbar, dass die russische Führung versucht, die Ukrainer aus dem Gleichgewicht zu bringen, indem sie den Schwerpunkt ihrer Angriffe entlang der gesamten Frontlinie verlagert.
Für die wenigen verbliebenen Zivilisten, aber auch für die Soldaten in den umkämpften Gebieten ist der Krieg eine unglaubliche Belastung. ZDF-Reporterin Alica Jung berichtet. 11.10.2024 | 2:48 min
Ukraine trifft militärische Infrastruktur im russischen Hinterland
Unterdessen setzte die Ukraine ihre Langstrecken-Drohnenangriffe auf das russische Hinterland fort. Mindestens zwei Öleinrichtungen und ein Munitionsdepot wurden von ukrainischen Drohnen getroffen.
Die russische Flugabwehr ist offenbar immer noch nicht in der Lage, die Drohnenbedrohung zu bewältigen, auch weil das Gebiet, auf das die Ukraine abzielen kann, extrem groß ist.
Russland greift Hafen von Odessa an
Russland setzte auch die Raketen- und Drohnenangriffe auf die zivile und militärische Infrastruktur der Ukraine fort. Der Hafen von Odessa wurde in dieser Woche besonders hart getroffen: drei zivile Schiffe (alle unter ausländischer Flagge) wurden durch die russischen Angriffe beschädigt und mindestens acht Menschen getötet.
Odessa, die sogenannte Perle am Schwarzen Meer, ist immer wieder Ziel russischer Luftschläge. Inzwischen trauen sich kaum noch Touristen in das einstige Urlaubsparadies. Mima-Reporterin Alica Jung berichtet aus der schwer getroffenen Stadt. 15.07.2024 | 4:28 min
Die Schäden an der Infrastruktur sind ebenfalls beträchtlich. Russland beabsichtigt offenbar, den für die ukrainische Wirtschaft so wichtigen Seeexport Kiews zu stören.
Die Regenzeit setzt bereits ein
Die Zeit der heftigen Herbstregen hat bereits begonnen, die Regenfälle durchnässen den gesamten Donbass. Die Temperatur steigt tagsüber kaum über 15-18 Grad Celsius und das Wetter ist bewölkt; daher trocknet der Boden nicht, sondern wird immer schlammiger.
Alles in allem beginnt die rasputitsa / bezdorizhzhia. Dies wird die mechanisierten Operationen außerhalb der befestigten Straßen verlangsamen und später stark behindern. Beide Seiten, Russen und Ukrainer, sind durch das allmähliche Verschwinden des Laubes von den Bäumen viel mehr als im Sommer dem Drohnen- und Artilleriebeschuss ausgesetzt.
Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
Update
Quelle: ZDF
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