Folgen des Klimawandels:Äcker in Rumänien werden zur Wüste
von Christian von Rechenberg
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Extreme Hitze, immer weniger Regen und ein veraltetes Bewässerungssystem: Im Süden Rumäniens verwandelt sich der Boden in eine Sandwüste. Forscher und Freiwillige suchen Lösungen.
Im Süden Rumäniens kommt es aufgrund des Klimawandels zu einer Wüstenbildung. Die Landschaft gleicht bald der in Nordafrika. Deshalb wird an Lösungen gearbeitet.26.06.2024 | 2:14 min
Nicu Bileru macht sich Sorgen. Die Kartoffeln, die der Landwirt heute aus der staubtrockenen Erde seiner Felder in Südrumänien holt, sind zwar Frühkartoffeln, aber so früh musste er sie noch nie ernten, sagt er - eigentlich erst im August. Doch bis dahin wären sie verdurstet oder verbrannt. Der Boden wird im Sommer bis zu 70 Grad heiß. Also ist Bileru schon Mitte Juni mit seinem Traktor und der dröhnenden Erntemaschine im Schlepp unterwegs.
Es hätte mal ein Bewässerungssystem aus kommunistischen Zeiten gegeben, ein sehr gutes sogar, sagt Bileru. Doch niemand konnte oder wollte es vor dem Verfall schützen. Pumpen seien geklaut worden, Schleusen rosteten wohl fest. Was übrig blieb, reicht längst nicht mehr, um alle Bauern der Gegend mit ausreichend Wasser zu versorgen. Dabei benötigen die Bauern in der Region immer mehr Wasser, denn wegen des Klimawandels steigen die Temperaturen. Und es regnet weniger.
In Griechenland warnt der Gesundheitsminister davor, die hohen Temperaturen zu unterschätzen, um Leibe und leben nicht in Gefahr zu bringen.25.06.2024 | 1:14 min
Wüste in Rumänien breitet sich aus
An manchen Stellen in Südrumänien verwandelt sich Ackerland in Wüste. Cosmin Gherghe gräbt seine Hand tief in den Boden. Als er sie hochhebt, rieselt feiner Sand zwischen seinen Fingern. Gherghe arbeitet für eine NGO, die Bäume retten will. Hier wächst nichts mehr, erklärt er uns - toter Boden, metertief. Die Fläche ist etwa halb so groß wie das Saarland.
Die NGO heißt "Adopt a tree", übersetzt: "Adoptiere einen Baum". Gherghe und andere Freiwillige kämpfen gegen die Wüste an, mit Akazien. Mehr als 40 Hektar haben sie schon gepflanzt - viel zu wenig, um der Wüstenbildung Herr zu werden, sagt Gherghe, doch besser als nichts.
In Oradea, nahe der Grenze zu Ungarn, entstehen neue Industriegebiete. Das bedeutet u.a. 10.000 neue Arbeitsplätze.30.03.2023 | 2:22 min
"Adopt a Tree"-Bäume erzeugen Mikroklima
Akazien kämen mit Hitze und Dürre besser klar, weil ihre Wurzeln weit in die Tiefe reichen, wo sie an ausreichend Wasser und Nahrung gelangen. Der Erfolg gibt ihnen recht. Dort, wo sie vor wenigen Jahren begannen, Akazien zu pflanzen, hat sich die Wüste nicht weiter ausgebreitet. Dank des Mikroklimas, das die neu gepflanzten Bäume erzeugten, wurde der Boden sogar wieder fruchtbar.
Doch die Bäume können noch mehr. Sie stabilisieren mit ihren weit verzweigten Wurzeln den Boden und hindert den Sand damit, sich auszubreiten.
Sie bräuchten mehr Unterstützung vom Staat, meint Gherghe. Doch dieser versucht es zurzeit noch selbst mit eigenen Pflanzprojekten. Gherghe zeigt uns ein solches Feld, das zur gleichen Zeit bepflanzt wurde wie ihres. Der Unterschied könnte nicht größer sein: Auf dem staatlichen Feld wächst kaum etwas. Warum? Gherghe zuckt mit den Schultern.
Kiwi, Kaki und Bananen aus Rumänien
Mehr Erfolg hat die staatliche Forschungsanstalt in Dabuleni. Hier probieren Biologinnen und Biologen aus, welche Pflanzen im Wüstenklima Rumäniens künftig wachsen könnten - Klimawandel als Chance. Auf den Zuchtplantagen gibt es allerlei: Kaki, Kiwi, Bananen oder Mandeln.
Klimawandel als Chance?
"Wir haben sie alle miteinander konkurrieren lassen", sagt Aurelia Diaconu, die Leiterin der Forschungsanstalt, "und einige von ihnen übertreffen die anderen". Eine rage besonders hervor auf diesen versandeten Böden: die Chinesische Dattel.
Vom Experiment bis zum großflächigen Anbau würde es aber noch eine Weile dauern. Denn die Pflanzen, sagt Diaconu, müssten sich auch außerhalb der Forschungsplantage bewähren, sozusagen unter realen Bedingungen der Landwirtschaft.
Bauer Bileru bleibt Optimist
Bauer Nicu Bileru kennt beides, die Forschung und die Arbeit der Freiwilligen. Er könne beiden etwas abgewinnen, denn die Menschen, sagt er, finden eben immer einen Ausweg.
So sei es schon immer gewesen, und deswegen bleibe er, bei aller Hitze und trotz der Wüsten ringsherum, Optimist.