Oberst a.D. zu Bodentruppen:Experte: Macron-Aussage "keine gute Idee"
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Emmanuel Macron schließt die Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine nicht aus und sorgt damit für Aufruhr. Militärexperte Wolfgang Richter ordnet die Aussage ein.
Westliche Bodentruppen in die Ukraine zu schicken, sei enorm gefährlich, so Oberst a.D. Richter.27.02.2024 | 23:50 min
Frankreichs Präsident Macron hat den Einsatz westlicher Bodentruppen in der Ukraine nicht ausgeschlossen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erteilte Macrons Überlegungen eine klare Absage. Auch Nato-Generalsekretär Stoltenberg betonte, dass das Militärbündnis keine Pläne habe, Kampftruppen in die Ukraine zu schicken. Großbritannien, Polen und Tschechien lehnten das Entsenden von Bodentruppen ebenfalls ab.
Bei ZDFheute live erklärt der Militärexperte Oberst a. D. Wolfgang Richter, was ein Entsenden von Soldaten in die Ukraine bedeuten würde und welches Signal die Aussage von Macron sendet.
Sehen Sie oben das ganze Interview im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Wolfgang Richter ...
... zum Entsenden westlicher Soldaten in die Ukraine
Man müsse die Ukraine einerseits unterstützen, jedoch gleichzeitig vermeiden, schleichend in einen Krieg hineinzurutschen. Daher sei der Einsatz von Nato-Truppen in der Ukraine auszuschließen.
Gegenseitige Angriffe im Kampf mit Russland könnten zur Eskalation führen, da es dann um einen Krieg mit "vier Nuklearmächten" USA, Großbritannien, Frankreich und Russland ginge, so Richter.
Aus diesem Grund gebe es die rote Linie, die Bundeskanzler Scholz in Abstimmung mit US-Präsident Joe Biden und Großbritannien gezogen habe. Auch Macron habe dieser roten Linie in der Vergangenheit zugestimmt.
Macron dachte am Montag laut über eine Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine nach, Scholz lehnt das ab. Diana Zimmermann und Thomas Walde berichten über die Hintergründe. 27.02.2024 | 2:12 min
... über die Wirkung von Macrons Aussage
Macron habe versucht, mit seiner Aussage unter französischer Führung die Einheit der Nato-Staaten wiederherzustellen und auf die "prekäre militärische Lage" der Ukraine zu reagieren. Der Schuss könne allerdings "auch nach hinten losgehen", denn die Aussage sei geeignet die EU und die Nato zu spalten.
Daher sei die Aussage Macrons "wahrscheinlich zu diesem Zeitpunkt, jedenfalls öffentlich keine gute Idee gewesen", sagt Richter, zumal Frankreichs Präsident den sofortigen Widerspruch mehrerer Nato-Staaten ausgelöst habe.
Kanzler Scholz hat der Lieferung von Taurus-Flugkörpern an die Ukraine eine klare Absage erteilt. 27.02.2024 | 2:03 min
... über die aktuellen Chancen der Ukraine im Krieg
"Eine grundsätzliche Wende des Blattes" sei im Moment für die Ukraine nicht zu erreichen. Es gehe darum, die ukrainische Verteidigung zu stärken und sich nicht in Siegesrhetorik zu ergehen. Aller Voraussicht nach werde es zu einer "strategischen Defensive" im Krieg kommen, sagte Richter.
... zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern
Weder Taurus-Marschflugkörper noch einzelne Panzer wären nach Ansicht von Richter ein "Gamechanger". Der Militärexperte halte daher Forderungen von deutschen Politikern, den Krieg tief nach Russland hineinzutragen und dort strategische Ziele anzugreifen, für fahrlässig.
Bundeskanzler Scholz bleibt bei seinem Nein zur Taurus-Lieferung an die Ukraine. Frankreichs Präsident hingegen will nun sogar den Einsatz von Bodentruppen nicht mehr ausschließen.27.02.2024 | 3:25 min
Wenn deutsche Taurus-Marschflugkörper für solche Angriffe eingesetzt werden würden, würden auch diese eine rote Linie überschreiten. Das wäre für Olaf Scholz nicht hinnehmbar, daher habe er "großes Verständnis" für die Position von Scholz, sagte Richter.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.