Anschlagspläne auf Rheinmetall-Chef Papperger: Was wir wissen
FAQ
Rheinmetall-Chef im Fadenkreuz:Was zum Papperger-Anschlagsplan bekannt ist
von Nils Metzger
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Von Moskau gesteuerte Agenten sollen einen Anschlag auf den CEO des Rüstungskonzerns Rheinmetall geplant haben. Es sind nicht die ersten Verdachtsfälle russischer Sabotage.
Ein russisches Mordkomplott gegen den Chef von Rheinmetall soll Anfang des Jahres vereitelt worden sein. Wie gefährlich ist Moskaus hybride Kriegsführung? Analyse bei ZDFheute live12.07.2024 | 34:06 min
Plante Russland ein Attentat auf einen führenden deutschen Rüstungsmanager? Ein CNN-Bericht legte offen, dass von Moskau instruierte Mittelsmänner offenbar den Vorstandsvorsitzenden von Rheinmetall, Armin Papperger, im Visier hatten.
Wie konkret waren die Anschlagspläne?
Deutsche und US-amerikanische Geheimdienste sollen die Pläne vereitelt haben. Bislang äußerten sich jedoch weder Ermittler noch Geheimdienstvertreter offiziell zu den Medienberichten. Laut CNN kam der erste Hinweis in diesem Jahr aus den USA. Später sollen laut "Spiegel" westliche Geheimdienste eine Gruppe von angeheuerten Agenten aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion, darunter auch Russland, beobachtet haben. Teilweise seien sie bereits in den Schengenraum eingereist.
Nachdem die Vereitelung des mutmaßlich geplanten Attentats auf Rheinmetallchef Papperger öffentlich wurde, äußert sich jetzt die Bundesregierung zur wachsenden Gefahr aus Moskau.12.07.2024 | 3:03 min
Die Sicherheitsmaßnahmen für den Rheinmetall-Chef Armin Papperger seien daraufhin erhöht und Reisepläne angepasst worden. Die deutsche Regierung habe "ein hohes Maß an Sicherheit um seine Person aufgebaut", sagte Papperger am Donnerstag der "Financial Times".
Für Festnahmen seien die Informationen der deutschen Behörden aber nicht ausreichend gewesen, berichten Insider dem "Spiegel". Inzwischen hätten die mutmaßlichen Agenten im Auftrag Moskaus von ihren Plänen offenbar auch abgesehen. Wie genau die mutmaßlichen Attentäter planten vorzugehen, ist bislang nicht bekannt.
Wer ist Armin Papperger?
Er ist der wohl bekannteste Rüstungs-CEO Deutschlands: Armin Papperger, seit 2013 an der Spitze von Rheinmetall. Er ist lautstarker Unterstützer der Ukraine im Krieg gegen Russland und macht immer wieder mit öffentlichkeitswirksamen Ankündigungen von sich reden. Etwa mit Plänen für eine neue Panzerfabrik in der Ukraine - woraufhin Russland unmittelbar ankündigte, sie beim Bau bombardieren zu wollen. Schon jetzt unterhält Rheinmetall ein Werk zur Instandhaltung von Fahrzeugen in der Ukraine.
Politikwissenschaftler Thomas Rid prangert die Bundesregierung dafür an, bisher keinen "klaren Strich" gegen russische Operationen auf deutschem Boden gezogen zu haben.12.07.2024 | 5:55 min
Der Konzern produziert eine große Bandbreite an Rüstungsgütern, darunter Fahrzeuge und Waffensysteme. Die von Rheinmetall hergestellten Glattrohrkanonen sind in einem großen Teil aller westlichen Kampfpanzer verbaut. Das Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf ist einer der wichtigsten Hersteller von Artilleriemunition - für die Nato wie auch die Ukraine.
Schon vor Bekanntwerden der Attentatspläne wurde Papperger von Personenschützern begleitet. Ein Vertreter eines anderen deutschen Rüstungsunternehmens sagte ZDFheute halbernst: Er könne sich das Ziel Papperger nur so erklären, dass Russland wohl glaube, die europäische Rüstungsindustrie sei ähnlich korrupt und von persönlichen Machtbeziehungen durchzogen wie die russische, sodass ein Anschlag auf einen Konzernlenker spürbare Auswirkungen auf die Stabilität des Unternehmens habe.
Laut CNN wurde ein Attentat auf Rheinmetall-Chef Armin Papperger vereitelt. Der Verdacht fällt auf Russland. Es sind nicht die ersten Verdachtsfälle russischer Sabotage.12.07.2024 | 1:41 min
Was hätte Russland von einem erfolgreichen Anschlag?
"Russland versucht alles zu tun, um die Ukraine zu schwächen", sagt Gerhard Conrad, ehemaliger Mitarbeiter des Bundesnachrichtendiensts, bei ZDFheute live. Da die Ukraine ihre Stärke auch aus Nachbarstaaten ziehe, versuche Russland mit geheimdienstlichen Mitteln "diese Unterstützung im Idealfall zu unterbinden". Auch wenn das mit einem Mord an Papperger nicht gelungen wäre: "Es führt natürlich zu einer schweren Verunsicherung und darauf spekuliert Russland mit seinen Geheimdiensten", sagt Conrad.
Der hybride russische Krieg reiche von Propaganda bis zu Sabotage und Mord, so Ex-BND-Mitarbeiter Gerhard Conrad. Ziel sei es, politische Gegner zu verunsichern oder zu erpressen.12.07.2024 | 14:45 min
Für Gerhard Mangott, Russland-Experte der Universität Insbruck, gehören Anschlagspläne auch zu dem "hybriden, niederschwelligen Krieg", den Russland gegen Deutschland und den Westen führe. Auch wenn Rheinmetall im Falle eines erfolgreichen Anschlags "weiter bestehen und seine Rüstungszusammenarbeit mit der Ukraine fortsetzen" würde: "Russland wollte vielleicht auch nur signalisieren: Wir können das, wollen das und machen das."
Gibt es weitere Anschlagspläne auf Rüstungsunternehmer?
Laut CNN soll der Anschlagsplan auf Papperger nicht das einzige derartige Vorhaben mutmaßlicher russischer Geheimdienste gewesen sein. Auch weitere Rüstungsmanager in ganz Europa sollen Ziele gewesen sein, jedoch seien diese Pläne weniger ausgereift gewesen. Um wen es sich dabei handelt, ist nicht bekannt.
Ein Sprecher des Rüstungszulieferers Hensoldt sagte am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters:
Die Bundesregierung äußerte sich am Freitag nicht im Detail zu den Presseberichten. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte allgemein: "Die Bundesregierung wird sich nicht einschüchtern lassen. Wir haben unsere Schutzmaßnahmen angesichts der russischen Bedrohung in den letzten zwei Jahren massiv hochgefahren." Man habe in den vergangenen Monaten Sabotageakte und "Sprengstoffanschläge auf deutsche Rüstungsinfrastruktur" zur Unterstützung der Ukraine verhindert.
In Europa werden die Forderungen lauter, selbst für die Sicherheit zu sorgen. Bundeskanzler Scholz kam am Montag zum Baubeginn einer neuen Munitionsfabrik von Rheinmetall.12.02.2024 | 2:10 min
Wird auch Sabotage von Nato-Infrastruktur vorbereitet?
In einem "Spiegel"-Interview Ende Mai hatte der Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr, Generalleutnant André Bodemann, die steigende Gefahr von Anschlägen und Sabotage betont.
Es könne auch weitere solche Depots geben, betonte der General. Problematisch sei auch, dass man teils weiterhin sicherheitsrelevante technische Daten wie Pläne von Nato-Infrastruktur frei im Internet finde.
Im Rahmen einer hybriden Kriegsführung erzeugt Russland Druck: etwa mit Flüchtlingen an Europas Grenzen, mit Desinformation – oder wie jüngst mit einem abgehörten Militärgespräch. 04.03.2024 | 2:23 min
Häufung verdächtiger Vorfälle in ganz Europa
Zum Auskundschaften könnte Russland auch Drohnen und platzierte Überwachungskameras nutzen. Eine Auswahl verdächtiger Vorfälle:
In Polen wurden Personen festgenommen, die im Auftrag russischer Geldgeber Kameras angebracht haben sollen, etwa nahe Gleisanlagen, über die militärische Versorgung Richtung Ukraine rollt.
2023 gab es laut Angaben der Bundesregierung 446 verdächtige Drohnensichtungen über Bundeswehrstandorten.
Im April ließ die Bundesanwaltschaft zwei Deutschrussen in Bayreuth festnehmen, die einen Nato-Übungsplatz in Grafenwöhr, Bayern, ausgekundschaftet haben sollen. Dort findet die Ausbildung ukrainischer Soldaten statt.
Im Mai richtete ein Brand beim Rüstungskonzern Diehl in Berlin großen Schaden an. Untersuchungen, ob dahinter ein technischer Defekt oder Sabotage steht, laufen noch.
Ein an die Ukraine übergelaufener russischer Kampfpilot wurde am 13. Februar in einer Tiefgarage in Spanien erschossen.
In Bayern sind zwei Männer wegen des Verdachts der Spionage für Russland festgenommen worden. Innenministerin Faeser äußert sich zu der Lage. ZDFheute live ordnet ein. 18.04.2024 | 20:59 min
Es ist diese Häufung an verdächtigen Vorfällen, die Experten aufhorchen und von einer hybriden Kriegsführung Moskaus sprechen lässt. Der Vorsitzendes des für die Kontrolle der Geheimdienste zuständigen Parlamentarischen Kontrollgremiums, Konstantin von Notz (Grüne), sagte ZDFheute:
Solche Vorfälle zweifelsfrei aufzuklären und klar Russland zuzuordnen, gelingt deutschen Behörden nur selten. Russland weist Vorwürfe, hinter dem mutmaßlichen Papperger-Anschlagsplan und weiteren Vorfällen zu stecken, kategorisch zurück.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.