Wie Russland Ausländer für den Ukraine-Krieg rekrutiert

    Verdacht auf Menschenhandel:Wie Moskau Ausländer für den Krieg rekrutiert

    Autorenfoto Nils Metzger
    von Nils Metzger
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    Mit falschen Versprechungen locken Geschäftemacher Ausländer in die russischen Streitkräfte. Nach Todesfällen hat Indien Ermittlungen gestartet. Betroffene bitten um ihre Freiheit.

    Indische Kämpfer in Russland
    Indische "Militärhelfer" in Russlands Streitkräften appellieren an ihre Regierung, sie vor einem Fronteinsatz in der Ukraine zu retten.
    Quelle: NDTV via X

    Es ist der verzweifelte Appell von Menschen, die einfach nur weg wollen. Eng gedrängt und müde stehen sechs von ihnen beisammen, ein siebter filmt. Sie tragen Tarnkleidung der russischen Streitkräfte, erklären dann aber auf Hindi:

    Wir können nicht mal eine Waffe richtig halten, aber sie zwingen uns, im Krieg gegen die Ukraine zu kämpfen. Wir hoffen, dass die indische Regierung und Botschaft uns helfen.

    Indischer Rekrut in der russischen Armee

    Seit vergangener Woche kursiert im Netz dieses Video, aufgenommen an einem unbekannten Ort. Darin beschreiben die indischen Staatsbürger, wie sie von einem vermeintlichen Tourguide während eines Russland-Besuches im Dezember 2023 nach Belarus gelockt worden seien.
    "Wir wurden von der Polizei geschnappt und an die russische Armee übergeben. (…) Sie zwangen uns, einen Vertrag mit ihnen als Helfer, Fahrer und Köche zu unterschreiben", berichtet einer von ihnen im Video. Kurz darauf habe das Training für den Fronteinsatz begonnen.
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    Mindestens zwei Inder bereits bei Kämpfen getötet

    Es sind Fälle wie diese, die aktuell vor allem in Indien hohe Wellen schlagen. Das indische Außenministerium bestätigte Anfang März, dass sie zu diesem Zeitpunkt von rund 20 Staatsbürgern kontaktiert wurden, die um Hilfe beim Beenden ihres russischen Militärvertrags bitten.

    Mehrere indische Staatsbürger wurden unter falschen Angaben zum Dienst in die russische Armee gelockt. Wir haben dieses Thema gegenüber der russischen Regierung deutlich angesprochen, um eine frühere Entlassung der Ausländer zu erreichen.

    Sprecher des indischen Außenministeriums

    Für Hemil Mangukiya aus dem westindischen Bundesstaat Gujarat kommt diese Hilfe zu spät. Er starb am 21. Februar bei einem Raketenangriff auf die Bunkerstellung, die er gerade am ausheben war. Seine Familie schilderte dem Fernsehsender Aljazeera, dass er in Erwartung einer sicheren Anstellung als Koch oder Fahrer für 1.800 US-Dollar monatlich nach Russland gegangen sei. Am gleichen Tag soll ein weiterer indischer "Militärhelfer" in der Ukraine getötet worden sein.
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    YouTuber wirbt mit lukrativen Armee-Jobs

    Beide Toten haben nach Angaben ihrer Familien und indischer Ermittler eine Verbindung. Beide sollen über das Netzwerk eines indischen YouTubers angeworben worden sein. Dessen Kanal ist weiterhin online und hat über 300.000 Abonnenten. Dort wirbt er für verschiedene Aushilfstätigkeiten in Dubai, Armenien oder Russland.
    In einem Video mit dem Titel "Russia Army Jobs, Helper Jobs, Easy Move Schengen" schlendert er durch Sankt Petersburg und macht Versprechungen über gute Bezahlung und sichere Jobs in den russischen Streitkräften. Die Handynummern und WhatsApp-Gruppen, worüber man sich melden könne, sind direkt eingeblendet.
    Gegen ihn ermittelt nun die indische Bundespolizei wegen des Verdachts auf Menschenhandel in mindestens 30 Fällen.

    Auch andere Nationalitäten betroffen

    Es ist unklar, wie viele vergleichbare Vorgänge es gibt, in denen Ausländer aus meist armen Ländern über Mittelsmänner in die russischen Streitkräfte gelockt wurden.
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    Die umfangreichsten Rekrutierungsbemühungen gab es offenbar in Nepal. Bis zu 15.000 Nepalesen sollen derzeit in den russischen Streitkräften kämpfen; mindestens ein Dutzend Todesfälle wurden offiziell bestätigt. Anfang Januar verhängte die nepalesische Regierung ein offizielles Arbeitsverbot für Russland und die Ukraine unter Verweis auf die russischen Anwerbungsbemühungen.
    Protest nepalesischer Menschenrechtsaktivistinnen gegen die Rekrutierung nepalesischer Jugendlicher für Russlands Streitkräfte im Februar 2024.
    Protest nepalesischer Menschenrechtsaktivistinnen gegen die Rekrutierung nepalesischer Jugendlicher für Russlands Streitkräfte im Februar 2024.
    Quelle: epa

    Die Hoffnung auf einen Job mit guter Bezahlung und einen neuen Pass treibt offenbar viele Verzweifelte in die Armee von Wladimir Putin. Im September 2022, Mai 2023 und Januar 2024 unterzeichnete der russische Präsident Dekrete, um die Rekrutierung von Ausländern zu intensivieren und ihnen schneller eine russische Staatsbürgerschaft in Aussicht zu stellen.
    Im September 2023 gaben kubanische Behörden an, einen Menschenhändlerring mit 17 Beteiligten ausgehoben zu haben, der Werbung für die russischen Streitkräfte unter jungen Kubanern gemacht haben soll. Auch Fälle von mutmaßlichen Zwangsrekrutierungen aufgegriffener illegaler Migranten auf dem Weg in die Europäische Union wurden berichtet. Das gesamte Ausmaß der Anwerbungen ist bislang unbekannt.

    Russen kämpfen für die Ukraine
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