"Hybrider Krieg": Putins Plan - Gefahr der Schattentanker

    Russlands "hybrider Krieg":Putins Plan: Die Gefahr der Schattentanker

    von Arndt Ginzel
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    Putins Schattenflotte nutzt ausgeklügelte Methoden, um ihre Spuren auf den Weltmeeren zu verwischen. Wir sind den Schiffen gefolgt, kennen die Routen und wissen, wie sie operieren.

    Taker auf der Ostsee
    Wie Russland Öltanker als Waffe im hybriden Krieg gegen den Westen einsetzt14.01.2025 | 9:39 min
    Die wichtigste Handelsroute für das russische Öl führt über die Ostsee. Ausgangspunkt für den Transport von Öl und Ölprodukten sind die russischen Ölhäfen Ust-Luga und Primorsk.
    Nach Angaben der finnischen NGO "Clean Air and Energy" wird der Großteil des sanktionierten Öls auf Schattentankern transportiert. Je nach Zählweise gehen Experten von mehreren hunderten bis tausend Schattentankern aus, die russisches Öl transportieren.

    Was ist die russische Schattenflotte

    Das israelische Beratungsunternehmen Windward hat allgemeine Kriterien für die Schattenflotte aufgestellt:
    • Die Schiffe sind fast immer 20 Jahre und älter
    • Sie weisen intransparente Eigentums- und Versicherungsverhältnisse auf
    • Zudem wechseln sie häufiger den Flaggenstaat, den Schiffsnamen und den Eigentümer
    Putin und ein Tanker
    Trotz Sanktionen verdient Russland am Ölexport. Damit finanziert das Land den Krieg gegen die Ukraine. Mithilfe von sogenannten Schattentankern wird Öl über die Weltmeere transportiert.22.01.2025 | 43:40 min
    Seit dem russischen Angriffskrieg fahren Schattentanker, die zuvor sanktioniertes Öl aus dem Iran heimlich transportiert haben, auch russisches Öl. Einer der Tanker ist beispielsweise die in Kamerun registrierte "Limo". Satellitenfotos aus dem Jahr 2019 zeigen, wie von dem Schiff iranisches Öl auf offener See in ein anderes Schiff umgepumpt wurde.
    Hintergrundstück Schattenflotte
    Russland nutzt das internationale Seerecht aus. Die Polizei kann Handelsschiffe nicht stoppen.13.01.2025 | 1:26 min

    Illegale Ship-To-Ship-Transfers

    Russland benutzt nicht nur Tanker, mit denen das iranische Regime bereits Sanktionen umgangen hat, sondern kopiert auch diese Verschleierungstaktiken der Iraner. Ein gängiges Manöver sind die sogenannten Ship-to-Ship-Transfers (STS), bei denen das Öl auf offener See von einem Schiff auf ein anderes umgeladen wird. Dadurch wird es nahezu unmöglich, die Herkunft der Fracht zurückzuverfolgen.

    "Putins geheime Schattentanker - Wie Russland Sanktionen umgeht": Sehen Sie die Doku aus der ZDF-Reihe "Die Spur" am 22. Januar 2025 um 22:15 im ZDF oder jederzeit in der ZDF-Mediathek.

    Schattentanker werden zu Geisterschiffen

    Das sogenannte "AIS Spoofing" ist ebenfalls eine Methode, die der Iran bereits angewendet hat. AIS steht für "Automatisches Identifikationssystem". Normalerweise sendet das AIS ständig den Standort und die Identität eines Schiffs. Bei der Manipulation dieser Daten setzen die Kapitäne der Schattentanker AIS-Simulatoren ein.
    Auf Schiffsortungsdiensten wird dann zwar ein Standort des Schiffes angezeigt, tatsächlich befindet sich der Tanker aber an einem ganz anderen Ort. Mit diesem Trick können Schattentanker den tatsächlichen Weg ihrer Fracht verschleiern.
    Frachter, der zu Russlands Schattenflotte gehört auf See vor  Porkkalanniemi, Finnland
    Nach der Entdeckung von Schäden an einem Unterwasserkabel vor Finnland forderte Außenministerin Baerbock weitere Sanktionen und warnte vor der russischen Schattenflotte.28.12.2024 | 0:27 min

    Mögliche Eskalation durch Schattentanker

    Der Fall des Tankers "Eagle S" zeigt, dass Schattentanker möglicherweise nicht nur Sanktionen umgehen. Wenige Tage nach Weihnachten setzten finnische Sicherheitskräfte den Tanker "Eagle S" fest. Er soll mit seinem Anker eine Strom- und Kommunikationsleitung auf dem Grund der Ostsee zerstört haben.
    Eine Inspektion des Schiffes brachte zudem mehr als 30 Mängel zum Vorschein, das Schiff wurde als nicht seetauglich erklärt. Gegen mehrere Mitglieder der georgisch-indischen Crew laufen Verfahren.
    Sollten sich die Sabotage-Vorwürfe bestätigen, wäre es der erste nachgewiesene Fall, in dem ein Schattentanker nicht nur bei der Umgehung von Sanktionen, sondern auch für Sabotage zum Einsatz gekommen ist.
    Der Öltanker "Eagle S" auf See vor Porkkalanniemi, Finnland.
    Finnische Behörden haben den russischen Öltanker "Eagle S" festgesetzt. Er soll mit dem Anker das Unterwasserstromkabel Estlink 2 in der Ostsee zerstört haben.27.12.2024 | 0:26 min

    Die Gefahr alter Tanker

    Zudem sind viele Schiffe der Schattenflotte in einem schlechten technischen Zustand. Inspektionen werden oft jahrelang vernachlässigt. Mehrfach trieben havarierte Tanker vor der deutschen Ostseeküste. Zuletzt der mit rund 100.000 Tonnen russischen Öls beladene Tanker "Eventin".
    Im Juni 2024 kam es im Südchinesischen Meer bereits zu einer Kollision zwischen einem Schattentanker und einem Handelsschiff - ein Vorfall, der die Gefahren dieser Flotte verdeutlicht.

    Gipfel der Nato in Helsinki
    :Nato-Jagd auf Putins Schattenflotte

    Marode Öltanker in der Ostsee: Wie reagiert die Nato auf die Gefahr, die von Russlands Schattenflotte ausgeht? ZDFheute live analysiert.
    ZDFheute live: Jagd auf Putins Schattenflotte
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