Beim internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg hält Kremlchef Putin vor Unternehmensvertretern aus Dutzenden Staaten eine Rede zu Russlands Wirtschaftsvision.07.06.2024 | 1:24 min
Als der Countdown im russischen Staatsfernsehen bei 00:00 angekommen ist und das Highlight des diesjährigen Wirtschaftsforums in St. Petersburg starten soll, passiert - Überraschung - gar nichts. Stattdessen beginnt die Rede von
Wladimir Putin, eben jener Höhepunkt des
Gipfels, mit rund einer Stunde Verspätung. Und das, was der Präsident dann in rund 60 Minuten referiert, klingt für seine Verhältnisse ungewohnt harmlos.
Wenig verbale Spitzen gen Westen, kaum Verweise auf den
Krieg in der Ukraine. Putin spricht lieber über Investitionen in den IT-Sektor und die Entwicklung im russischen Bildungssystem. Wirtschaftskrise, westliche Sanktionen: War da was?
Als Reaktion auf die Scheinwahl und den Tod Nawalnys verabschiedete die EU im März weitere Sanktionen gegen Russland.18.03.2024 | 1:35 min
Gäste aus dem Globalen Süden - und von den Taliban
Dass sich der Anschein von Normalität, den der 71-Jährige wohl vermitteln will, nicht so recht auf die geladenen Gäste übertragen dürfte, liegt vermutlich auch an der Rednerliste des Events. Die Präsidenten von Bolivien und Simbabwe, die nach Putin ans Mikrofon treten, zeigen einmal mehr:
Russland versucht - notgedrungen - neue Allianzen zu schmieden und geht dafür schon mal ungewöhnliche Wege: Im Publikum sitzt auch dieses Jahr eine Delegation der Taliban.
Dabei sind die Zeiten, als das Wirtschaftsforum in St. Petersburg globale Bedeutung hatte und Politprominenz aus aller Welt nach Russland reiste, gar nicht lange her. St. Petersburg, das galt einmal als das "russische
Davos" - Anspielung auf jenes Treffen, das alljährlich die internationale Elite aus Wirtschaft und Politik in die
Schweiz lockt.
Der Westen befinde sich im Kampf der demokratischen Systeme gegen eine Diktatur, gegen Russland, sagt Militärhistoriker Sönke Neitzel im heute journal update.07.06.2024 | 5:09 min
Putins Plan von einer multipolaren Weltordnung
Inzwischen kommen die hohen Gäste in St. Petersburg nicht mehr aus Berlin, Brüssel und Paris - sondern vor allem aus dem Globalen Süden. Das passt zu Putins Plänen einer neuen Weltordnung, die er ohne westliche Vormachtstellung aufbauen will. Nicht umsonst steht das Forum dieses Jahr unter dem Motto "Grundlagen der multipolaren Welt".
Dabei dürften die
Brics-Staaten, allen voran
China und
Indien, in Putins Kalkül eine besondere Rolle spielen. Ob es sich dabei tatsächlich um "Partnerschaften auf Augenhöhe" handelt, wie Putin in seiner Rede betont, darüber gehen die Bewertungen allerdings auseinander.
China nehme entscheidend Einfluss auf die russische Kriegswirtschaft, erklärt China-Experte Heilmann. Die Beziehung zwischen beiden sei "außerordentlich nützlich" für beide Seiten.16.04.2024 | 17:37 min
China wichtigster Handelspartner
Zwar ist China in den vergangenen zwei Jahren zum wichtigsten Handelspartner Russlands geworden - auf den Straßen Moskaus dominieren chinesische Autos, China ist der wichtigste Abnehmer russischer Rohstoffe. Gleichzeitig ist die Abhängigkeit Russlands von China massiv gestiegen.
Andersrum kann davon keine Rede sein. Bezeichnend, dass China lediglich seinen Botschafter nach St. Petersburg schickt und Präsident
Xi Jinping dem Gipfel fernbleibt.
Für russisches Holz gilt mittlerweile ein Einfuhrverbot. Doch vor allem mit Sperrholz aus russischem Rohmaterial werden Sanktionen umgangen. Chinesische Firmen helfen dabei.14.03.2023 | 12:11 min
Putin: Sorge vor Angriff auf Nato ist "Bullshit"
Verpasst hat Chinas Präsident bei Putins Rede am Freitag wenig. Für Schlagzeilen hatte der schon zuvor gesorgt. Beim Treffen mit ausländischen Medienvertretern, das Putin am Mittwoch im futuristischen Gazprom-Wolkenkratzer abhielt, hatte er die Sorge vor einem russischen Einmarsch auf das Gebiet der
Nato als "Bullshit" abgetan.
Gleichzeitig drohte er, für den Fall, dass die Ukraine russisches Staatsgebiet mit Waffen aus dem Westen angreife, mit einer "asymmetrischen Antwort". Moskau könnte künftig russische Waffen an jene Länder liefern, die im Konflikt zu den
USA und anderen Nato-Mitgliedern stünden.
Die ZDF-Korrespondenten Florian Neuhann und Armin Coerper ordnen Olaf Scholz' Kehrtwende und eine mögliche "asymmetrische Antwort" ein.31.05.2024 | 5:30 min
Russische Rüstungsproduktion massiv gestiegen
Bei der Produktion dieser Waffen dürfte helfen, dass Wladimir Putin
Russland auf Kriegswirtschaft eingestellt hat. Allein für Verteidigung stehen in diesem Jahr umgerechnet 110 Milliarden Euro im Haushalt bereit. Erstmals investiert Russland mehr Geld in Militär und Sicherheitsorgane als in Sozialausgaben.
Die massiv gesteigerte Rüstungsproduktion sorgt maßgeblich dafür, dass die russische Führung für das vergangene Jahr ein Wirtschaftswachstum von 3,6 Prozent präsentieren kann. Wie nachhaltig dieses Wachstum ist, darüber hat Putin heute nicht gesprochen - gut möglich, dass Russland auch in den kommenden Jahren auf Partnersuche der besonderen Art gehen muss.