Was Putin in Nordkorea und Vietnam erreicht hat

    Nordkorea und Vietnam:Was Putin auf seiner Asienreise erreicht hat

    Sebastian Ehm, ZDF-Korrespondent in Moskau
    von Sebastian Ehm
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    Was bleibt von Putins Asienreise außer der fein säuberlich inszenierten Bilder? Putins Trip hatte neben PR ganz konkrete politische Ziele.

    Vietnam: Russlands Präsident Wladimir Putin und Vietnams Präsident To Lam bei einer Alumni-Veranstaltung in Hanoi.
    Vietnam: Russlands Präsident Wladimir Putin und Vietnams Präsident To Lam bei einer Alumni-Veranstaltung in Hanoi.
    Quelle: AFP

    Man weiß natürlich nicht, was sich genau zugetragen hat, als sich die Türen des Regierungsfliegers hinter Wladimir Putin geschlossen haben. Doch schätzungsweise wird sich der russische Präsident einige Stunden Ruhe gönnen müssen, bevor er am Freitag in Moskau an der Gedenkfeier zu Beginn des Großen Vaterländischen Krieges vor 83 Jahren teilnehmen wird.
    Putin hat ein gewaltiges Programm hinter sich. Der 71- Jährige bereiste zwei Tage lang Nordkorea und Vietnam. In beiden Ländern wurde er mit viel Pomp empfangen. Die Gastgeber warteten jeweils mit detailliert geplanten Programmen auf, die Putins Tage voll ausfüllten. Jede Bewegung des Präsidenten wurde von unzähligen Kameras begleitet.
    In Hanoi wurde Russlands Präsident Putin mit militärischen Ehren empfangen. Angesichts der westlichen Sanktionen gegen Russland wirbt Putin in Vietnam für engere Beziehungen.
    In Hanoi wurde Russlands Präsident Putin mit militärischen Ehren empfangen. Angesichts der westlichen Sanktionen gegen Russland wirbt Putin in Vietnam für engere Beziehungen.20.06.2024 | 0:22 min

    Inszenierte Bilder: Putin hat internationale Freunde

    Jeder Programmpunkt war feinsäuberlich inszeniert. Es war ein wahres Feuerwerk der Bilder, die in ihrer Masse fast schon absurd wirkten. Das Ziel des Kreml war klar. Die ganze Welt sollte sehen: Putin hat internationale Freunde und er kann ungehindert auf Auslandsreisen gehen. Das Kalkül: Der Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs ist nichts wert.
    Russian President Vladimir Putin, right, and North Korea's leader Kim Jong Un stand together during the departure ceremony at an international airport outside Pyongyang, North Korea, on Wednesday, June 19, 2024.
    Die Atommächte Russland und Nordkorea haben nach Angaben von Kremlchef Putin gegenseitigen Beistand vereinbart - für den Fall eines militärischen Angriffs durch einen Drittstaat.19.06.2024 | 2:59 min
    Doch auch abseits der PR-Show dürfte Wladimir Putin zufrieden sein mit dem Erreichten. Die Überschrift seines Asientrips ist "Strategische Partnerschaft". Sowohl in Nordkorea als auch in Vietnam bekräftigte er mit diesem Schlagwort das Verhältnis Russlands zu den beiden asiatischen Staaten. Dabei dürfte sich die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Ländern deutlich unterscheiden.

    Militärische Zusammenarbeit nicht ausgeschlossen

    In Nordkorea enthält das von Putin und Kim unterzeichnete Abkommen zunächst mal eine stärkere Zusammenarbeit in den Bereichen Militär und Wirtschaft. Der wohl wichtigste Punkt soll eine militärische Beistandspflicht der beiden Länder im Falle eines Angriffs sein. Was das genau bedeutet, blieb allerdings offen.
    Experten gehen aber davon aus, dass Putin vor allem an den vollen Rüstungskammern Kims interessiert ist. Er braucht Munition und Raketen für seinen Krieg in der Ukraine. Sowohl die japanische als auch die südkoreanische Regierung gaben an, "ernsthaft besorgt" über diese Entwicklung zu sein.
    suh: Putin in Nordkorea
    Viele befürchten, dass Nordkorea sein Atomprogramm mit Putins Hilfe vorantreiben könnte. Aber Moskau wolle ein stabiles Pjöngjang und keine Eskalation, so Sicherheitsexpertin Suh.19.06.2024 | 17:32 min
    Energiefragen in Vietnam im Zentrum
    In Vietnam hingegen liegt das Interesse Putins weniger im militärischen, sondern viel mehr energietechnischen Bereich. Die beiden Länder unterschrieben eine Reihe von Kooperationsverträgen. Hervorzuheben ist hier ein Memorandum über den Zeitplan für den Bau eines Zentrums für Nuklearwissenschaft und -technologie in Vietnam mit russischer Unterstützung. Das ist vor allem deshalb interessant, weil Vietnam ein Atomkraftwerk bauen will.
    Putin macht gerne Politik mit Energie und dürfte großes Interesse daran haben, den russischen Einfluss auf diesem Gebiet auszuweiten. Putin schloss bei seinem Besuch auch weitere Öl- und Gas-Deals, die er zur Finanzierung seines Staatshaushalts braucht. Mit Vietnams neuem Staatspräsidenten Tô Lâm kam er augenscheinlich gut aus.
    SGS Gellinek Coerper
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    "Kein Land sollte Putin eine Plattform geben"

    Beide verbindet eine leidenschaftliche Abneigung gegenüber den USA. Washington hatte in den vergangenen Jahren viel Einfluss in der Region gewonnen. Dagegen will Putin nun vorgehen und hat in Tô Lâm scheinbar einen Partner gefunden. Die US-Botschaft in Hanoi sagte bereits am Montag in einer Erklärung:

    Kein Land sollte Putin eine Plattform geben, um seinen Angriffskrieg zu fördern und ihm sonst erlauben, seine Gräueltaten zu normalisieren.

    Erklärung der US-Botschaft in Hanoi

    Putin dürfte die Asien-Reise trotz der Anstrengungen als Erfolg verbuchen. Der Kreml und sein Präsident haben ganz konkrete Abkommen geschlossen, die Russland zum Vorteil gereichen könnten. Außerdem wollte man zeigen, dass Putin international nicht isoliert ist und sich frei in der Welt bewegen kann.
    Ehm: Putin in Nordkorea
    Vietnam will ein Atomkraftwerk bauen. Daran habe Putin ein strategisches Interesse, so ZDF-Reporter Sebastian Ehm. Außerdem wolle der Kreml-Chef die USA einschränken.19.06.2024 | 12:34 min
    Dass die Reiseziele mit Vietnam und Nordkorea auf dem diplomatischen Parkett keine Schwergewichte sind und zumindest im Fall von Nordkorea sogar eine international geächtete und isolierte Diktatur, wird hierbei allerdings geflissentlich unter den Teppich gekehrt.
    Sebastian Ehm berichtet als Korrespondent über Russland, den Kaukasus und Zentralasien.
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