Militärexpertin: So ernst meint Putin seine Finnland-Drohung

    Interview

    Ex-Nato-Strategin zu Kreml-Chef:Wie ernst meint Putin seine Finnland-Drohung?

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    Russlands Präsident Putin hat dem Nato-Mitglied Finnland offen gedroht. Was Putin bezweckt und wie wahrscheinlich ein Angriff auf Nato-Gebiet ist, erklärt Ex-Nato-Strategin Babst.

    Karte von Finnland, Russland und Nachbarstaaten im Hintergrund, Nato-Symbol oben rechts und Wladimir Putin im Vordergrund.
    Finnland werde Probleme bekommen, warnt Putin - kurz vor der Unterzeichnung eines Militärabkommens zwischen Washington und Helsinki. ZDFheute live analysiert die Bedrohungslage.20.12.2023 | 35:53 min
    Russlands Präsident Wladimir Putin hat vor wenigen Tagen dem Nachbarland und Nato-Mitglied Finnland offen mit "Problemen" gedroht. Bei ZDFheute live spricht die ehemalige Nato-Chefstrategin Stefanie Babst darüber, wie ernst man die Drohung des Kreml-Chefs nehmen muss, ob ein russischer Angriff auf Nato-Gebiet realistisch ist und worauf sich der Westen in den kommenden Monaten einstellen muss.
    Sehen Sie oben das ganze Interview im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Stefanie Babst ...

    ... über die Ernsthaftigkeit von Putins Drohung

    Dass Kreml-Herrscher Putin "militärisch mal wieder drohen würde", sei absehbar gewesen, sagt Babst. Allerdings sagt sie zum Zeitpunkt der Aussagen: "Putin ist ein bisschen spät mit seiner Drohung." Immerhin sei Finnland bereits seit mehr als einem halben Jahr vollständiges Mitglied der Nato - zum Beitritt habe sich Putin jedoch "relativ bedeckt gehalten".
    Nun hat sich die Situation, laut Babst, dahingehend geändert, dass Finnland als Mitglied "logischerweise" dabei ist, eine strukturelle Präsenz der Nato im Land vorzubereiten. Das zeige sich auch an dem kürzlich geschlossenen Militärabkommen mit den USA. Darauf meine der russische Präsident reagieren zu müssen. Zudem gibt sie zu bedenken: "Wir dürfen auch nicht vergessen, Präsident Putin befindet sich im Wahlkampf." Die Drohungen seien "ganz typisch" dafür.

    Stefanie Babst

    ... arbeitete über 20 Jahre lang in verschiedenen hochrangigen Funktionen bei der Nato in Brüssel. Im Mai 2006 ernannte sie der Nato-Generalsekretär zur Stellvertretenden Beigeordneten Generalsekretärin für Public Diplomacy der Nato. Damit wurde sie zur ranghöchsten deutschen Frau im Internationalen Stab der Nato. Von 2012 bis 2020 leitete sie den strategischen Planungsstab. Mittlerweile ist sie als Sicherheitsexpertin und Strategieberaterin gefragt. 

    ... dazu, ob der Kreml zu einer militärischen Konfrontation mit der Nato fähig ist

    Stefanie Babst geht nicht davon aus, dass Putin mit dem Gedanken spielt, einen Nato-Staat "militärisch - also konventionell oder gar auch nuklear - anzugreifen". Sie sieht weder den politischen Willen des Kreml zu so einer Maßnahme noch dass Russland "im größeren Maße die Fähigkeiten hat, eine zweite Front zu eröffnen".

    Das wird der Kreml nicht tun, weil er natürlich auch weiß, mit wem er sich dann auch wirklich anlegen würde.

    Stefanie Babst, ehemalige Nato-Chefstrategin

    Doch der Kreml-Chef habe bereits in der Vergangenheit auf hybride Mittel zurückgegriffen, um seine "Nachbarn zu destabilisieren". So seien zuletzt zum Beispiel auf russischer Seite vermehrt Migranten an der finnischen Grenze aufgetaucht.
    Gruppe von Migranten mit Fahrrädern gehen auf verschneiter Straße am russisch-finnischen Grenzübergang
    Finnland ist bereit, auch den letzten Grenzübergang zu Russland zu schließen. Seit Monaten kommen hunderte Migranten ins Land. Finnland wirft Russland vor, das NATO-Land so destabilisieren zu wollen. 28.11.2023 | 1:51 min

    ... zu den Reaktionen des Westens auf Drohungen aus dem Kreml

    Der Westen reagiere auf Drohungen des russischen Präsidenten gegen Nato-Staaten eigentlich immer gleich, erklärt Babst: "Wir halten uns am Ende des Tages deutlich bedeckt, weil es eben keinen politischen Konsens innerhalb der Verbündeten gibt, Präsident Putin wirklich konkrete, strategisch deutliche rote Linien aufzuzeigen."
    Auch wenn in Russland "kein demokratischer Wahlkampf" anstehe, werde der Zeitraum Wladimir Putin dazu ermuntern, "noch mehr und deutlicher seine Ansprüche zu artikulieren" und "Drohungen auszustoßen gegen den Westen". Putin habe die Nato klar als Gegner auserkoren, was er mit seiner militärischen Zerstörungswut im Angriffskrieg gegen die Ukraine auslebe. Zur Frage, ob weitere Drohungen des russischen Präsidenten folgen werden, sagt Stefanie Babst:

    Wir werden mehr davon hören und wir werden so lange von Präsident Putin diese wilden Behauptungen hören, wie wir es ihm gestatten.

    Stefanie Babst, ehemalige Nato-Chefstrategin

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    Quelle: ZDF

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