Impfkampagne: Israel stimmt Feuerpausen im Gazastreifen zu

    Für Polio-Impfungen:Israel stimmt Feuerpausen im Gazastreifen zu

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    Heikle Mission im Kriegsgebiet: Die Vereinten Nationen wollen 640.000 Kinder im Gazastreifen vor der Kinderlähmung schützen. Dafür hat Israel begrenzten Feuerpausen zugestimmt.

    Drei Kinder sitzen in einer Schule in Chan Yunis im südlichen Gazastreifen.
    Kinder im Gazastreifen leiden nicht nur unter Mangelernährung, jetzt gibt es auch erste Polio-Fälle.
    Quelle: Mohammed Talatene/dpa

    Das israelische Militär und die radikalislamische Hamas haben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) begrenzten Feuerpausen für eine Impfkampagne im Gazastreifen zugestimmt. Rund 640.000 Kinder sollten ab Sonntag gegen Polio (Kinderlähmung) geimpft werden, teilte der WHO-Vertreter in den Palästinensergebieten, Rik Peeperkorn, mit.

    Polio-Impfstoffe schon in Gazastreifen gebracht

    Dafür sollten in drei Zonen des Küstengebiets jeweils an drei Tagen die Waffen von sechs Uhr morgens bis drei Uhr nachmittags schweigen: zunächst im Zentrum, dann im Süden und schließlich im Norden des Gazastreifens. Es gebe eine Zusage, dass die humanitäre Kampfpause bei Bedarf in jeder Zone um einen vierten Tag verlängert werden könne.
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    Die WHO hatte vor knapp einer Woche bestätigt, dass im Gazastreifen mindestens ein Baby durch das Polio-Virus vom Typ 2 Lähmungen bekommen hatte - der erste derartige Fall in dem Gebiet seit 25 Jahren. Die Vereinten Nationen (UN) hatten eindringlich eine Feuerpause für die Impfungen gefordert. Auch die EU und die Bundesregierung hatten den Druck auf Israel erhöht.
    Nach der Entdeckung von Polio-Viren im Abwasser hatten die UN entschieden, etwa 640.000 Kinder unter zehn Jahren im Gazastreifen in zwei Runden gegen das Virus zu impfen. Dafür wurden bereits Impfstoffe für 1,26 Millionen Menschen über den Grenzübergang Kerem Schalom in den Küstenstreifen transportiert.
    Hungerndes Kind
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    Mix aus mobilen Teams und Impfzentren

    Die WHO und Partnerorganisationen setzen in dem teilweise komplett zerstörten Gazastreifen laut Peeperkorn auf eine Mischung aus Impfzentren und mobilen Teams. Im gesamten Gebiet gebe es 392 Zentren, zu denen Familien gehen könnten.
    Knapp 300 mobile Teams würden zusätzlich im Einsatz sein, um den Stoff zu den oft notleidenden Menschen zu bringen. Insgesamt seien mehr als 2.100 medizinische Mitarbeitende dafür im Einsatz. Eine zweite Impfrunde werde normalerweise vier Wochen nach der ersten durchgeführt, hieß es.
    Orte im Gazastreifen
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    Seit Beginn des Kriegs nach dem Terrorangriff der Hamas auf das israelische Grenzgebiet am 7. Oktober vergangenen Jahres konnten viele Babys im Gazastreifen nicht geimpft werden. Die schlimmen hygienischen Zustände in dem Küstenstreifen, wo oft viele Binnenflüchtlinge auf engstem Raum ausharren müssen und sauberes Wasser knapp ist, könnten zu einer raschen Ausbreitung der Krankheit beitragen.

    UN: Tausende kranke Palästinenser müssen evakuiert werden

    Die UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe für den Gazastreifen rief unterdessen die EU-Staaten auf, sich auch stärker an medizinischer Hilfe für bereits erkrankte oder verletzte Zivilisten im Gazastreifen zu beteiligen. "Es gibt eine Liste von über 12.000 palästinensischen Zivilisten in Gaza, die medizinisch evakuiert werden müssen, weil ihr Zustand so schlecht ist", sagte Sigrid Kaag.

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    :Der Nahost-Konflikt

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