Kampf um Donbass: Warum Putin versucht, Pokrowsk zu erobern

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    Kampf um Donbass:Warum Putin versucht, Pokrowsk zu erobern

    Katharina Schuster
    von Katharina Schuster
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    Putin wolle die Eroberung des Donbass noch in diesem Jahr, sagt Militärexperte Gustav Gressel im ZDF. Mit dem Vormarsch auf Pokrowsk steuere Russland dabei auf ein Hauptziel zu.

    Militärexperte Gustav Gressel zugeschaltet via Zoom
    Sehen Sie hier das Interview mit Militärexperte Gustav Gressel in voller Länge. 29.08.2024 | 21:52 min
    Im Donbass rückt Russland immer weiter vor. Das nächste Ziel ist die ukrainische Stadt Pokrowsk. Warum die Donbass-Stadt strategisch so wichtig für beide Kriegsparteien ist und was zurzeit die größte Gefahr für die Ukraine darstellt, erklärt Militärexperte Gustav Gressel im Gespräch mit ZDFheute live.

    Warum ist Pokrowsk strategisch so wichtig für Ukraine?

    Pokrowsk spielt eine zentrale Rolle im Donbass-Konflikt, da die Stadt eine bedeutende "logistische Drehscheibe" darstellt. Laut Militärexperte Gressel ist Pokrowsk wegen ihrer ausgezeichneten Straßen- und Eisenbahnanbindungen von großer Bedeutung. Diese Infrastruktur ermöglicht eine effiziente Verteilung von Munition und anderen militärischen Gütern.
    Grafik: Pokrowsk - Ukraine
    Quelle: ZDF

    Die russischen Streitkräfte zielten darauf ab, diese Versorgungswege zu stören, um die ukrainische Armee in anderen Front-Abschnitten zu schwächen. Denn: Der Verlust der Donbass-Stadt Pokrowsk würde die ukrainischen Versorgungswege erheblich beeinträchtigen und somit die gesamte Verteidigungsstrategie der Ukraine gefährden.
    "Das ist meiner Ansicht nach die größte Gefahr, die den Ukrainern zurzeit droht", so Gressel.

    Donbass in ihren administrativen Grenzen zu erobern, ist Putins Ziel für dieses Jahr.

    Gustav Gressel, Militärexperte

    Das Ziel habe Russlands Präsident Wladimir Putin schon im Frühjahr gehabt, doch die Fortschritte seiner Armee haben die Erwartungen nicht erfüllt.

    Gustav Gressel zugeschaltet via Zoom
    Quelle: ZDF

    ... ist Politikwissenschaftler und Militärexperte. Zu seinen Themenschwerpunkten gehören Russland, Osteuropa und Verteidigungspolitik.

    Ukraine verliert F-16-Kampfjet - wie schwer ist der Verlust?

    Am Montag stürzte ein neu geliefertes F-16-Kampfflugzeug der Ukraine ab, wobei der Pilot ums Leben kam. Militärexperte Gressel betont, dass solche Verluste im Luftkrieg leider zum Alltag gehören. Zu dem Absturz sei es während der Abwehr des russischen Großangriffs gekommen. 
    Neben technischen Problemen können auch feindliche Angriffe zu solchen Verlusten führen. Gressel macht klar, dass auch die russischen Streitkräfte kontinuierlich Verluste bei ihren Luftfahrzeugen erleiden. Der Krieg in der Luft ist hart umkämpft und umfasst sowohl Unfälle als auch gezielte Angriffe.
    Anne Brühl | ZDF-Reporterin in Odessa/Ukraine
    Die F-16-Jets seien sehr kostengünstig und "effektiv in der Abwehr von Drohnen und Marschflugkörpern", berichtet Anne Brühl, ZDF-Korrespondentin in Odessa.05.08.2024 | 2:45 min

    Wo erzielt die Ukraine derzeit militärische Erfolge?

    Aktuell verzeichnet die ukrainische Armee Erfolge im russischen Gebiet Kursk, wo sie etwa 1.200 Quadratkilometer russischen Territoriums zurückerobern konnte. "Das ist mehr als die russische Armee mit weit mehr Mitteln seit Beginn des Jahres in der Ukraine an Gelände gut gemacht hat", macht Militärexperte Gressel klar.
    Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg der Ukraine in dieser Region sei die unzureichende Sicherung der russischen Grenze durch Putins Armee, einschließlich schwacher Minenfelder und unerfahrener Truppen gewesen. Die ukrainischen Streitkräfte hätten diese Schwächen geschickt ausgenutzt und so ihre Positionen verbessert.
    Ukraine, Pokrowsk: Anwohner räumen nach einem russischen Bombardement eines Wohnviertels Glasscherben von ihren Balkonen.
    In der russischen Region Kursk halten die Kämpfe weiterhin an. Im ukrainischen Gebiet Donezk sind die russischen Truppen nahe der Stadt Pokrowsk besonders aktiv. 23.08.2024 | 1:46 min

    Hat die Ukraine bald eigene Raketen?

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtete am Dienstag, dass die Ukraine erstmals eine ballistische Rakete aus eigener Produktion erfolgreich getestet habe. Wie realistisch ist es, dass die Ukraine in naher Zukunft bald auf eigene Raketen zugreifen kann? Bei Marschflugkörpern passiere das schon, sagt Gressel.
    Das Projekt ballistische Raketen zu produzieren, gebe es schon seit Jahrzehnten. Bisher habe es nur kaum Geld gefunden. Der Ukraine würde es stark helfen, wenn sie ballistische Raketen serienreif entwickeln würde, weil es eine "bunkerbrechende Waffe" ist. Russische Munitionsdepots "hätten dann ein unsicheres Leben".
    Rauch, der über Gebäuden aufsteigt, nach einem russischen Drohnenangriff in Kiew am 26. August 2024, während der russischen Invasion in der Ukraine.
    In der Ukraine gab es erneut schwere russische Luftangriffe. Nach ukrainischen Angaben wurden bei den Angriffen auf Kiew und andere Regionen mindestens vier Menschen getötet.27.08.2024 | 0:23 min

    Wie beeinflusst die US-Wahl die Unterstützung für die Ukraine?

    Mit der US-Wahl im November werde sich maßgeblich entscheiden, wie die Unterstützung für die Ukraine weitergehe, so Gressel. Die USA sind unter Präsident Joe Biden der wichtigste Unterstützer der Ukraine in ihrem mehr als zweijährigen Abwehrkampf gegen russische Invasionstruppen.
    Ukraine-Krieg: „Die NATO hat keinen Plan B“
    Die Ukraine müsse gewinnen, sagt der estnische Außenminister Margus Tsahkna. Ein russischer Sieg wäre ein "Startsignal" für alle totalitären Regime, ihre Grenzen zu verschieben.04.04.2024 | 9:02 min
    Selbst wenn die Demokratin Kamala Harris gewählt werden würde, könnte das gegenwärtige Hilfspaket das letzte große Unterstützungspaket der USA darstellen. Nach der Wahl im November müsse sich die Regierung erst finden. US-amerikanische Militärhilfen könnten schwieriger zu organisieren sein, weil der US-Kongress gespalten sein werde, so Gressel. Denn: Die Hilfen für die Ukraine sind ein schwieriges Wahlkampf-Thema.
    Wenn der schlimmste Fall für die Ukraine eintrete und Donald Trump Präsident werde, dann stünden Hilfen weit hinten an. Innenpolitische Themen seien dann wahrscheinlich die ersten, die man angehen würde. In Europa sehe die Lage ähnlich schwierig aus. Frankreich habe keine Regierung und Deutschland halbiere im nächsten Jahr seine Militärhilfen.
    Das Interview führte ZDF-Moderatorin Alica Jung.
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    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
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