Petersberger Klimadialog: Wie gelingt mehr Klima-Ehrgeiz?
Petersberger Klimadialog:Trotz Trump: Wie gelingt mehr Klima-Ehrgeiz?
von Elisa Miebach
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Die Klimapolitik steckt in der Krise. Jetzt kam die Welt zwei Tage lang in Berlin zusammen mit dem Ziel: Mehr Kooperation statt Vollbremsungen beim Klimaschutz.
Beim Petersberger Klimadialog treffen sich Vertreter aus der ganzen Welt, um die Klimaziele für die nächsten Jahre zu sondieren.
Quelle: dpa
Ein Sprachengewirr klingt durch den Weltsaal im Auswärtigen Amt: Englisch, Französisch, Chinesisch, aber auch Nepalesisch und das philippinische Tagalog. Die Welt trifft sich zum Petersberger Klimadialog. Es ist der Auftakt der Klimadiplomatie in jedem Jahr - geschaffen, um die UN-Weltklimakonferenzen vor dem Scheitern zu bewahren.
Vor allem hinter verschlossenen Türen loteten die Vertreterinnen und Vertreter von rund 40 Ländern zwei Tage lang Kompromisse und Allianzen aus. Das Ziel in diesem Jahr: sich Zusammenraufen und den Multilateralismus bewahren in einer Zeit, in der die USA aus dem Pariser Klimaabkommen ausgestiegen sind. Weniger Klimaschutz bedeute auch mehr politische Instabilität, Flucht und Ressourcenkonflikte weltweit, sagte der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz.
Durch Bestreiten und Ignorieren der Fakten verschwinden weder die Folgen des Klimawandels, noch die Verantwortung der USA als historisch größter Emittent von Treibhausgasen.
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Olaf Scholz, geschäftsführender Bundeskanzler
"Was durch plötzliche Vollbremsungen beim Umwelt- und Klimaschutz allerdings tatsächlich verschwindet, sind wirtschaftliche Chancen", sagte Scholz in einer Rede am Mittwoch. "Wir gewinnen den Kampf um eine friedliche Welt nur dann, wenn wir den Klimawandel begrenzen."
Im Auswärtigen Amt in Berlin treffen sich internationale Politiker, um gemeinsame Lösungen für die drängendsten globalen Herausforderungen zu finden und um die Klimaziele für die nächsten Jahre festzulegen.26.03.2025 | 1:40 min
Ein "Jetzt erst recht"-Moment?
Es war der Versuch, einen "Jetzt erst recht"-Moment zu schaffen. Diesen Moment und die Bedeutung von Klimaschutz für Sicherheit und Wirtschaftswachstum beschworen auch die geschäftsführende Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und der EU-Klimakommissar Wopke Hoekstra.
Genau darum geht es auf dem Petersberger Klimadialog: Ein Momentum aufzubauen, das Thema auf die internationale Agenda bringen, auf der es so oft ganz weit unten steht.
Gegründet wurde das Format 2010 von der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel nach der missglückten Klimakonferenz in Kopenhagen, um ein erneutes Scheitern eines Weltklimagipfels zu verhindern.
Nach dem Ausstieg der USA aus dem Klimaabkommen ist der Klimaschutz noch mehr unter Druck.26.03.2025 | 2:24 min
Neuer Klimakonferenz-Präsident: Bisher wenig klare Worte
So hat in jedem Jahr auch der Präsident der nächsten Klimakonferenz einen ersten großen Auftritt. Der brasilianische Diplomat André Correa do Lago wird im November der Gastgeber des UN-Gipfels in der Amazonas-Metropole Belém. Klare Worte und eine mitreißende Vision für die Klimakonferenz ließ der 65-Jährige allerdings vermissen.
In seiner Eröffnungsrede sprach er zwar davon, dass die nächste Klimakonferenz ein Wendepunkt hin zu mehr Umsetzung werden müsse und dass die Klimaziele aller Länder verschärft werden müssten. Die Worte "Fossile Brennstoffe" oder "Emissionen" kamen in der Rede aber nicht vor.
Dabei steht viel auf dem Spiel. Auf der vergangenen Klimakonferenz einigten sich die Länder nur auf einen Minimalkompromiss beim wichtigen Thema der Finanzierung: Die Entwicklungsländer sollen ab 2035 jährlich 300 Milliarden erhalten. Doch im selben Abschlussdokument wird klar, dass eigentlich 1,3 Billionen gebraucht würden. Wie das erreicht werden kann, dafür soll bis zur Klimakonferenz in Belém eine sogenannte Roadmap - eine Strategie - entstehen.
EU-Klimakommissar Hoekstra hat den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen kritisiert.26.03.2025 | 0:23 min
Wissenschaftler mahnen Dringlichkeit an
Und auch der Ehrgeiz beim Klimaschutz selbst muss steigen, fordern führende Klimawissenschaftler. Johan Rockström, Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung, wurde in einem Vortrag vor den Politikerinnen und Politikern am Dienstag sehr deutlich.
Wir sehen Anzeichen dafür, dass das Erdsystem an Resilienz verliert: Rekordtemperaturen im Jahr 2024, zunehmende Kipppunkt-Risiken etwa im Amazonasgebiet und geschwächte Kohlenstoffsenken - das sind keine isolierten Warnsignale.
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Johan Rockström, Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung
Die 1,5-Grad-Grenze sei nicht nur ein politisches Ziel, sondern eine physikalische Grenze. Selbst innerhalb dieses Limits zu bleiben, erscheine inzwischen kaum noch möglich ohne zeitweiliges Überschreiten. "Der Petersberger Klimadialog unterstreicht, wie dringend wir handeln müssen", so der Wissenschaftler:
Je länger wir warten, desto höher werden die Kosten, sowohl ökonomisch als auch ökologisch.
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Johan Rockström, Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung
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Mit den bisherigen Klimazielen der Länder sei man auf einem Weg von im besten Fall 2,3 Grad statt wie noch vor einem Jahrzehnt auf dem Pfad zu 4 Grad Erderwärmung, so der UN-Generalsekretär António Guterres. Wenn die Ziele eingehalten werden. In diesem Jahr werden neue Klimaziele von jedem Land erwartet.
Das Pariser Klima-Limit, also die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad, aber in jedem Fall auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen, bleibe der Leitstern, betonte auch der Präsident der künftigen Klimakonferenz André Corrêa do Lago. Ob der Dialog dafür genug Momentum aufgebaut hat, wird sich spätestens in Brasilien zeigen.
Elisa Miebach ist Redakteurin der ZDF-Umweltredaktion
Quelle: dpa
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