Militäranalyse: Russland kann noch 2 bis 3 Jahre aushalten

    Analyse

    Ausblick: Personal und Material:Russland kann noch 2 bis 3 Jahre aushalten

    von Christian Mölling, András Rácz
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    Russlands Verluste beim Material werden bisher durch Produktion und Reserven ausgeglichen. Bei Rekruten wird die Ausbildung einen Unterschied zwischen Ukraine und Russland machen.

    Panzer werden im Uralwaggonwerk gebaut
    Seit Beginn des Krieges hat Russland sehr viele Panzer verloren. Doch eine erhöhte Produktion ermöglicht es Moskau, weiterhin in die Offensive zu gehen.
    Quelle: dpa

    Bei der militärischen Ausrüstung hat Russland einerseits große Verluste erlitten. Andererseits ist es Moskau durch seine gesteigerte Militärproduktion gelungen, die derzeitige Stärke seiner Streitkräfte bis Anfang 2024 aufrechtzuerhalten, indem es neue Waffen produzierte und ex-sowjetische Waffen reaktivierte.
    Die Kapazitäten reichen zwar nicht aus, um zusätzliche Kampfkraft zu erzeugen. Aber für die Aufrechterhaltung der bestehenden Stärke sind sie bisher ausreichend. Gleichzeitig sind die ex-sowjetischen Waffenreserven zwar gewaltig, aber nicht unbegrenzt.
    A Ukrainian soldier holds his position at the front line near the Russian-occupied Ukrainian city of Horlivka, Donetsk region, on December 14, 2023.
    An der Front bröckeln die ukrainischen Verteidigungslinien und weitere Unterstützung aus dem Westen wird benötigt. 24.02.2024 | 1:42 min

    Russlands Panzervorräte

    Bislang wurden nur Russlands verfügbare Panzervorräte detailliert und öffentlich analysiert. Seit Beginn des Angriffkriegs auf die Ukraine hat Russland mehr Panzer verloren als seine gesamte aktive Panzerflotte im Februar 2022 umfasste. Eine erhöhte Produktion ermöglicht es Moskau jedoch, weiterhin in die Offensive zu gehen.
    Derzeit ist Moskau in der Lage, etwa 80 bis 120 Panzer pro Monat an die Front zu bringen. Von denen sind etwa 15 bis 20 Fahrzeuge neu, während es sich bei den übrigen um reaktivierte, etwas modernisierte ex-sowjetische Panzer handelt. 
    Dieses Produktionstempo kann nicht weiter gesteigert werden, da Russland nur über eine Panzerfabrik für die Neuproduktion (Uralwagonsawod in Nischni Tagil) und eine weitere Fabrik für die umfassende Modernisierung (103. Panzerreparaturwerk bei Tschita) verfügt, die beide bereits voll ausgelastet sind. Der Bau und die Bemannung neuer Anlagen ist in den kommenden Jahren wenig realistisch. Daher stellen diese monatlichen 80 bis 120 Panzer das erreichbare Maximum dar.
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    Reaktivierung dauert immer länger

    Bis Ende 2023 hat Russland seine bestehenden ex-sowjetischen Panzerreserven um etwa 50 Prozent abgebaut. Das bedeutet, dass Moskau, wenn die Abnutzungsrate weitgehend so bleibt wie heute, die Verluste theoretisch noch zwei bis drei Jahre lang verkraften kann, wenn man die noch vorhandenen Reserven berücksichtigt.
    In der Realität ist dieser Zeitrahmen jedoch wahrscheinlich etwas geringer, da die Reparaturen immer mit den Fahrzeugen beginnen, die am einfachsten zu reaktivieren sind. Diejenigen, mit deren Reparatur Russland erst jetzt beginnt, bedürfen wahrscheinlich einer viel gründlicheren Überholung als diejenigen, die bereits reaktiviert worden sind.
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    Ukraine: Zulauf relativ konstant

    In der Zwischenzeit ist die Versorgung der Ukraine mit Panzern dank des Zustroms westlicher Lieferungen, darunter sowohl ehemalige sowjetische als auch westliche Fahrzeuge, weitgehend konstant geblieben.
    In den kommenden Jahren ist es realistisch zu erwarten, dass der Westen die Ukraine mit noch mehr Panzern versorgen kann, da die Produktion und die Modernisierungsbemühungen langsam an Fahrt gewinnen. Darüber hinaus stellt die Erbeutung russischer Panzer eine kleine, aber beständige Ersatzquelle für die Ukraine dar.
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    Russlands strategische Reserve

    Eine Unbekannte in den Rechnungen ist Russlands strategische Reserve, die Moskau zur Verteidigung des Landes gegen jeden externen Aggressor intakt halten will. Wir wissen nicht, ob diese bei 10, 15 oder 20 Prozent liegt, aber sicherlich nicht bei Null. Man darf also damit rechnen, dass Russland seine Kapazitäten nicht bis zum letzten Fahrzeug in die Ukraine schickt.
    Auf ukrainischer Seite hingegen gibt es keine solche Reserve, da die Ukraine alle Waffen zur Verteidigung einsetzen muss und nicht anderweitig verpflichtet ist.
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    Was die Soldaten anbelangt, so werden Russland sicherlich nicht die zu mobilisierenden Männer ausgehen. Auch der Ukraine werden sie nicht ausgehen, obwohl die Bereitstellung einer ausreichenden Zahl von Soldaten aufgrund des Bevölkerungsunterschieds zwischen den beiden Ländern für die Ukraine eine viel größere Anstrengung bedeutet als für Russland.
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    Ausbildung kann einen Unterschied machen

    Dennoch wird sich ein immer größerer Unterschied herauskristallisieren, der sich bereits jetzt abzeichnet. Dieser Unterschied zeigt sich in der Qualität und dem Niveau der Ausbildung der neuen Soldaten. Sowohl Russland als auch die Ukraine haben Zehntausende von erfahrenen Soldaten verloren, die getötet wurden, Hunderttausende wurden verwundet.
    Doch während die Ukraine ständig wachsende Ausbildungshilfe aus dem Westen erhält (Zehntausende ukrainische Soldaten wurden bereits ausgebildet), hat Russland keinen solchen Partner, auf den es sich verlassen könnte.
    Wenn die westliche Unterstützung anhält, wird die Kluft zwischen dem Ausbildungsstand der ukrainischen und der russischen Rekruten mit der Zeit nur noch größer werden, und zwar nicht zu Gunsten Moskaus.
    Alles in allem bedarf es in diesen Fragen sicherlich noch einer genaueren Analyse, doch lässt sich bereits jetzt feststellen, dass man Russlands Fähigkeiten und Reserven nicht als etwas Unbegrenztes ansehen darf. Sollte der Westen seine industrielle Macht voll in den Dienst der Ukraine stellen, würde die Abnutzung sich womöglich bald gegen Russland wenden. 
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