Sabotage in Ostsee: Unter "Schwelle des offenen Krieges"

    Sabotageakte in der Ostsee :Experte: Unter "Schwelle des offenen Krieges"

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    Kann die Ostsee gegen Sabotageakte geschützt werden? Nicht komplett, sagt Experte Brake. Bislang habe es aber nur Angriffe unterhalb "der Schwelle des offenen Krieges" gegeben.

    SGS Brake Wehrmann 14.01.2025
    Der Sicherheitsexperte Moritz Brake analysiert Angriffe auf die kritische Infrastruktur in der Ostsee.15.01.2025 | 3:08 min
    Nach der Serie mutmaßlicher Sabotageakte gegen Unterseekabel in der Ostsee und der Nato-Ankündigung, diese schützen zu wollen, dämpft Sicherheitsexperte Moritz Brake zu hohe Erwartungen. Im ZDF betonte der Experte für maritime Sicherheit und Reserveoffizier der Marine, dass es nicht möglich sei, die komplette maritime Infrastruktur und die Meere zu schützen. Vielmehr müsse Resilienz aufgebaut werden.

    Es geht eben nicht darum, zu versuchen, etwas zu schützen, was irgendwo immer von unseren Gegnern getroffen werden kann.

    Moritz Brake, Sicherheitsexperte

    Vielmehr sei wichtig, sich so stark aufzustellen, "dass wir uns schnell von möglichen Treffern erholen können und vor allem auch so glaubwürdig abzuschrecken, dass unsere Gegner sich gar nicht trauen, uns anzugreifen".
    Baltic Sea NATO Allies Summit
    In den letzten Monaten hat es immer wieder Schäden an Untersee-Kabeln in der Ostsee gegeben. Mehrere Nato-Länder wollen den Schutz verstärken und haben darüber in Helsinki beraten.15.01.2025 | 2:44 min

    Rutte: Untersee-Infrastruktur schützen

    Als mutmaßlicher direkter Verursacher der Kabelschäden gilt die sogenannte Schattenflotte von oft veralteten und unter fremder Flagge fahrenden Schiffen, mit denen Russland das im Zuge des Ukraine-Kriegs verhängte Öl-Embargo umgeht.
    Die Ermittlungen zu "all diesen Fällen" versuchter Kabel-Sabotage dauerten an, "aber es gibt Grund zu ernster Sorge", betonte Nato-Generalsekretär Mark Rutte bei einem Gipfeltreffen der Ostsee-Anrainer in Helsinki. Es sei von "höchster Bedeutung", Untersee-Infrastruktur zu schützen um die Energieversorgung und die Kommunikationsstrukturen im Ostseeraum aufrechtzuerhalten.

    Experte: Schiffe stehen im Bezug zu Russland

    Bei allem, was man aktuell sehe, brauche man nicht an Zufälle zu glauben, sagte der Experte für maritime Sicherheit sowie Mitgründer und Geschäftsführer der Firma Nexmaris. "Das ist also schon ganz klar, um was es hier geht. Wenn wir sehen, dass es Schiffe sind, die einen Bezug zu Russland haben. Die auch immer wieder, auch politisch, in Verbindung stehen zu Russland."

    Es geht darum, den Gegner zu treffen an empfindlichen Stellen, aber immer noch unterhalb der Schwelle des offenen Krieges.

    Moritz Brake, Sicherheitsexperte

    Die Maßnahmen aus Russland, aber auch aus China, Iran und Nordkorea seien Maßnahmen, die "uns immer wieder an verschiedenen Stellen ganz empfindlich treffen und gerade natürlich hier, vor unserer eigenen Haustür, aber auch im eigenen Land". Als Beispiele nannte Brake Cyberangriffe und Attacken im maritimen Raum. Diese hätten noch nicht die Qualität eines offenen Angriffs, würden Deutschland aber "offen ins Ziel nehmen".
    Putin und ein Tanker
    Trotz Sanktionen verdient Russland am Ölexport. Damit finanziert das Land den Krieg gegen die Ukraine. Mithilfe von sogenannten Schattentankern wird Öl über die Weltmeere transportiert.22.01.2025 | 43:40 min

    Mission "Baltic Sentry" mit deutscher Beteiligung

    Nach der Serie mutmaßlicher Sabotageakte gegen Unterseekabel in der Ostsee hatte die Nato am Dienstag angekündigt, ihre Patrouillen in der Region zu verstärken. Mit Kriegsschiffen, Aufklärungsflugzeugen, Satelliten und Drohnen will das Verteidigungsbündnis bei der Mission "Baltic Sentry" (etwa: baltischer Wachposten) den Ostseeraum überwachen, wie Nato-Generalsekretär Rutte ankündigte. Auch Deutschland wird sich daran nach den Worten von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) beteiligen.
    Bei der Mission gehe es um "erhöhte Wachsamkeit im Ostseeraum", betonte Rutte. Zur Zahl der beteiligten Schiffe wollte sich der Nato-Generalsekretär nicht äußern, um "den Feind nicht noch klüger zu machen, als er ohnehin schon ist".
    Scholz kündigte an, Deutschland werde "selbstverständlich auch mit deutschen Schiffen für die Sicherheit in der Ostsee Sorge tragen". Deutschland werde sich "mit all dem, was wir an Möglichkeiten der Marine haben" an der Mission beteiligen.
    Quelle: kra, AFP, dpa

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