Syrische Geflüchtete: Scholz warnt vor verfrühter Rückkehr
Syrische Geflüchtete:Scholz warnt vor verfrühter Rückkehr
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Als "sehr, sehr gefährlich" beschreibt Bundeskanzler Scholz die Situation in Syrien. Eine Rückkehr der syrischen Geflüchteten in Deutschland in ihre Heimat hält er für verfrüht.
Nach dem Ende des Assad-Regimes fordern Teile der Union einen Rückkehrplan und Abschiebungen. Die Bundesregierung will abwarten, wie sich die Situation in Syrien entwickelt.11.12.2024 | 1:38 min
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hält eine Rückkehr syrischer Geflüchteter in deren Heimat für verfrüht. Noch gebe es in Syrien eine "sehr, sehr gefährliche Situation", sagte Scholz am Dienstagabend in den ARD-"Tagesthemen" zum Sturz des Diktators Baschar al-Assad durch die islamistische Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) vor wenigen Tagen.
Deutschland müsse zusammen mit anderen Staaten alles dafür tun, dass ein demokratisch geführtes Land entsteht, in dem Menschen unterschiedlicher Religionen gut zusammenleben können. "Vielleicht, wenn es gut geht, werden ja viele von sich aus sagen, dass sie am Wiederaufbau ihres Landes mit teilhaben wollen", sagte Scholz.
Zwischen 2015 und 2017 flüchteten viele Menschen aus Syrien nach Deutschland. Eine Rückkehrwelle hätte daher große Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt.11.12.2024 | 1:26 min
Migrationsforscher: Große Rückkehrwelle nicht zu erwarten
Der Osnabrücker Migrationsforscher Jochen Oltmer indes hält das für unwahrscheinlich, viele Syrerinnen und Syrer sähen ihre Zukunft in Deutschland.
Wegen des Bürgerkriegs in Syrien, der 2011 mit einem Volksaufstand gegen das Assad-Regime begonnen hatte, waren Hunderttausende aus dem Land nach Deutschland geflohen. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums leben knapp eine Million aus Syrien stammende Menschen in Deutschland.
Rebellenanführer Al-Dschulani hat versichert, dass Syrien kein weiterer Krieg bevorsteht. Nach dem Sturz des Assad-Regimes ist die Zukunft des Landes weiter ungewiss. 11.12.2024 | 1:31 min
Nach Einschätzung des Migrationsforschers Oltmer ist eine größere Rückkehrwelle nicht zu erwarten. Es werde sicher einige Rückkehrwillige geben, wenn sich die Lage in Syrien stabilisieren sollte. "Aber diese Zahl sollte man nicht überschätzen", sagte der Professor an der Universität Osnabrück der "Augsburger Allgemeinen" und fügte zur Begründung hinzu:
Viele Betroffene seien als Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in die Bundesrepublik gekommen, seien hier zur Schule gegangen, hätten eine Ausbildung gemacht oder sähen die Zukunft ihrer Kinder in Deutschland.
Die Übergangsregierung in Syrien nimmt Gestalt an. Doch Zweifel an echter Freiheit bleiben, während Israel und die Türkei ihre Machtinteressen mit Gewalt verfolgen.11.12.2024 | 2:33 min
Oltmer: Integrationserfolge nicht gefährden
Im vergangenen Jahr hätten Syrer fast 40 Prozent der Einbürgerungen ausgemacht. "Diese Menschen sehen Deutschland als ihre neue Heimat", sagte Oltmer. Syrische Geflüchtete sollten aus seiner Sicht als fester Teil der Gesellschaft anerkannt werden.
Stattdessen sollten die Potenziale dieser Menschen genutzt und die Bindungen weiter gestärkt werden.
2023 wurden in Deutschland rund 200.100 Ausländerinnen und Ausländer eingebürgert. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren darunter etwa 75.500 Menschen mit zuvor syrischer Staatsangehörigkeit, im Jahr zuvor waren es rund 48.400.
Alle aktuellen Entwicklungen in Syrien im Liveblog:
In Syrien haben Rebellengruppen Machthaber Assad gestürzt. Nun will die EU die Bevölkerung über eine "Luftbrücke" mit Hilfsgütern unterstützen. Alle Entwicklungen im Liveblog.