Österreichisches System: Früh in Rente mit mehr Geld
Österreichisches System:Früh in Rente mit viel Geld? Es gibt Haken
von Klaus Weber
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Mehr Geld im Alter, früher in die Rente - diese Vorteile werden genannt, wenn es um Österreichs Altersvorsorge geht. Doch es gibt auch Kritik. Wie ist Vergleich mit Deutschland?
Das österreichische Rentensystem wird im Vergleich zum deutschen immer wieder gelobt - zu Recht?
Quelle: dpa
Die Redewendung "Felix Austria" soll die besonders glückliche Lebensart in Österreich zum Ausdruck bringen. Und für viele österreichische Rentner scheint sie auch durchaus zutreffend. Denn die können sich das ein oder andere Sachertörtchen mehr leisten als deutsche Senioren. Grund dafür: Österreich hat ein deutlich höheres Rentenniveau als Deutschland.
Während deutsche Rentner laut OECD 52,9 Prozent ihres letzten Netto-Gehalts bekommen, sind es in Österreich 87,1 Prozent. Die Durchschnittsrente ist dort monatlich um gut 400 Euro höher als in Deutschland. Dies geht aus einem kürzlich veröffentlichten Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages hervor, welches Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede der österreichischen Pensionsversicherung und der deutschen Rentenversicherung untersucht hat.
Urlaubs- und Weihnachtsgeld für Rentner in Österreich
Konkret erhielten Rentner in Österreich 2022 eine Alterspension von durchschnittlich 1.480 Euro, während die durchschnittliche Altersrente in Deutschland bei 1.054 Euro lag. Der Clou: Die Rentner aus unserem Nachbarland erhalten ihre Auszahlung 14 Mal im Jahr. Sie bekommen nämlich Urlaubs- und Weihnachtsgeld.
Dadurch wird die deutsch-österreichische Rentenlücke noch größer. Und noch ein anderer Fakt fällt auf: In Österreich gehen Männer mit 65 Jahren in Rente, Frauen mit 60. In Deutschland klettert die Regelaltersgrenze bis 2029 auf 67 Jahre.
Österreicher zahlen höheren Beitrag zur Rente
Da stellt sich die Frage, wie sich die Alpenrepublik das alles leisten kann? Immerhin sind beide Systeme umlagefinanziert durch lohnbezogene Beiträge und werden mit einem Steuerzuschuss unterstützt.
Jochen Pimpertz, Rentenexperte vom Institut der Deutschen Wirtschaft, liefert die Erklärung: "Die österreichische Gesellschaft ist bereit, a) einen höheren Anteil ihrer jährlichen Wirtschaftsleistung für Alterssicherungsaufwendungen auszugeben als Deutschland, und b) akzeptieren die Beitragszahler mit 22,8 Prozent einen deutlich höheren Beitragssatz als Arbeitnehmer hierzulande."
Was kann man sich in Zukunft noch leisten?18.09.2023 | 7:29 min
In Deutschland liegt der Beitragssatz bei 18,6 Prozent. Der Anteil der Wirtschaftsleistung, den man für die Alterssicherung aufwendet, liegt in Deutschland bei 12,6 Prozent, in Österreich bei über 15 Prozent. Zudem zahlen in Österreich nahezu alle in das Rentensystem ein. Auch Selbstständige und seit 2005 auch zunehmend Beamte. Außerdem machen sich auch die höheren österreichischen Löhne in der Rentenkasse bemerkbar.
Umstellung aufs österreichische Modell hätte Tücken
Sollte Deutschland also, wie es die Linke schon fordert, sein Rentenmodell nach österreichischem Vorbild umbauen? Für Jochen Pimpertz ist dies nicht ohne Weiteres umsetzbar.
Sollte man den Beitragssatz auf 22,8 Prozent anheben, würde das mit einem Schlag die Nettoeinkommen der Beitragszahler reduzieren und gleichzeitig die Arbeitskosten der Unternehmen erhöhen. Das belastet den Wirtschaftsstandort und die Beschäftigungschancen der Arbeitnehmer.
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Jochen Pimpertz
Jens Boysen-Hogrefe, vom IfW in Kiel, geht sogar noch weiter: "Ein Wechsel zu österreichischen Verhältnissen würde den Arbeitskräftemangel in vielen Bereichen vermutlich deutlich erhöhen und Herausforderungen mit sich bringen, die über die im Rentensystem hinausgehen."
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In Österreich gibt es keine weitere Altersvorsorge
Unabhängig von den wirtschaftlichen Einschnitten glauben Experten, dass ein solcher Umbau 40 bis 50 Jahre dauern würde. Viel zu spät, um die demografische Lücke zu schließen. Deshalb kann man vielleicht Trost darin finden, dass es inzwischen auch in Österreich Rufe nach einem späteren Renteneintrittsalter gibt, weil das System sich sonst nicht mehr tragen könne.
Weiterer Nachteil: Dort hat man erst nach 15 Arbeitsjahren Rentenansprüche. In Deutschland bereits nach fünf. Zudem ist in Österreich die Rente meist das einzige Alterseinkommen, da weder auf die private noch die betriebliche Altersvorsorge gebaut wurde. Wenn man also in Deutschland auf alle drei Säulen der Altersvorsorge gebaut hat, kann man sich als Rentner wahrscheinlich mindestens so viele Sachertörtchen leisten wie in Österreich.
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