E-Mobilität in Norwegen: Woher der E-Auto-Boom kommt

    Elektro-Vorzeigeland Norwegen:Wie sich Oslo von Verbrennern verabschiedet

    von Henner Hebestreit und Sigrid Harms
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    Norwegen wollte ab 2025 nur noch elektrisch betriebene Neuwagen zulassen - das ist fast erreicht. Dank einiger Anreize, die sich nicht alle auf Deutschland übertragen lassen.

    E-Autos Deutschland
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    Der Winter hat Anfang Januar die norwegische Hauptstadt Oslo fest im Griff. Menschen wurden aufgerufen, lieber im Homeoffice zu arbeiten. Trotzdem strömen Pendler in langen Blechlawinen in die Stadt.
    Auffällig viele Autokennzeichen beginnen mit einem "E", was für elektrischen Antrieb steht. Der Winter scheint diesen Autos nichts anhaben zu können.

    Norwegen: Musterland der Elektromobilität

    Ausgerechnet Norwegen mit seinen großen Öl- und Gasvorräten hat sich zum Musterland der Elektromobilität entwickelt: Binnen weniger Jahre ist es dort gelungen, dass neu zugelassene Autos fast nur noch elektrisch unterwegs sind: 2024 lag der Anteil reiner Elektroautos bei den Neuzulassungen bei knapp 90 Prozent, konventionelle Diesel und Benziner machten gerade noch 4 Prozent der Neuzulassungen aus.
    Sebastian Dehne, gebürtiger Dresdner, lebt schon lange in Norwegen, seit Jahren fährt er Elektroautos. "Im Winter," erzählt er, "hat das Elektroauto einige Vorteile".

    Du steigst immer in ein warmes Auto, der Schnee rutscht vom vorgeheizten Wagen und mit Winterreifen und Allradantrieb, der bei vielen E-Mobilen Standard ist, funktioniert das echt super.

    Sebastian Dehne

    Mitarbeiter montiert Fahrersitz im Werk von Volkswagen in Zwickau
    Die Automobilindustrie befindet sich im Wandel und Deutschland hinkt hinterher. "Softwaredefinierte" Autos sind die Zukunft, dafür fehlt es hier an Ausbildung und Kompetenz.02.12.2024 | 2:43 min

    Fast jedes zweite Auto elektrisch

    Das zieht zwar reichlich Strom aus der Batterie, doch gibt es in Oslo ausreichend Möglichkeiten, das Auto schnell wieder aufzuladen: "1.000 Schnelladesäulen hat die Stadt gemeinsam mit privaten Investoren aufgestellt, dazu kommen 2.500 konventionelle Ladestationen und die 80.000 Ladepunkte auf Privatgrundstücken", erklärt Sture Portvik, Mitarbeiter in Oslos Stadtverwaltung und zuständig für die Ladeinfrastruktur.
    Beinahe jedes zweite Auto ist in Oslo mittlerweile elektrisch unterwegs. Politiker wie Cecilie Kniber Kroglund, Staatssekretärin im Verkehrsministerium, wollen die Verbrenner nach und nach ganz von den Straßen verbannen:

    Der Transportsektor hat einen großen Anteil an CO2-Emissionen, deshalb wollen wir insbesondere die Abgase von Privatkraftwagen senken.

    Cecilie Kniber Kroglund, Staatssekretärin im Verkehrsministerium

    Elektroauto an einer Ladestelle
    Aus für Verbrenner, freie Fahrt für Elektroautos. Die Politik ist sich selten so einig. Im Netz ernten Kritiker Shitstorms. Doch ein Blick auf die Fakten bringt Ernüchterung.12.09.2021 | 28:56 min

    Anreize ebnen Verbrenner-Aus

    Norwegens Parlament hatte 2017 das ambitionierte Ziel formuliert, ab 2025 nur noch elektrisch betriebene Neuwagen zuzulassen, das ist jetzt fast erreicht. Ein System unterschiedlicher Anreize hat dazu beigetragen - und die lassen sich nicht alle auf Deutschland übertragen.
    Wer in Norwegen ein Auto kauft, muss sich für Modelle ausländischer Produzenten entscheiden, es gibt keine eigene Automobilindustrie. Bei jedem Autokauf werden bis zu 30 Prozent Steuern fällig. Norwegens Politik hatte also reichlich Gestaltungsspielraum bei der Förderung der Elektromobilität und nutzte ihn.
    Wagen mit Elektroantrieb wurden zweitweise ganz von diesen Steuern befreit, Verbrenner dafür stärker besteuert - ein Tesla kostete zeitweise nicht mehr als ein klassischer VW-Golf. Solch krasse Lenkungsmöglichkeiten gibt es in Deutschland, wo man Rücksicht nehmen muss auf eine eigene Automobilindustrie, nicht.
    Weitere Maßnahmen sorgten in Norwegen für zusätzliche Anreize:

    Wir hatten lange Zeit keine Mautgebühren für E-Mobile, sie durften auf den Busspuren am morgendlichen Stau vorbeifahren, kostenlos parken und die Fähren gratis nutzen.

    Christina Bu, Vorsitzende des Norwegischen Elektroauto-Vereins

    SGS Barrett
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    Norwegen als Testmarkt für E-Autos

    Das hat die Nachfrage nach Elektromobilen im Land massiv unterstützt. Autobauer weltweit haben Norwegen als Testmarkt für ihre Modelle entdeckt. Autos europäischer Hersteller konkurrieren mit amerikanischen, koreanischen und zunehmend chinesischen Produzenten.
    Europas Autoproduzenten ächzen bereits unter der wachsenden Konkurrenz auf dem Weltmarkt. Christina Bu sieht die Politik im Zugzwang:

    Wenn Europas Autobauer und die europäischen Politiker die notwendige Umstellung, die sie jetzt schaffen müssen, nicht hinbekommen, dann ist es einfach vorbei für Europas Autoindustrie.

    Christina Bu, Vorsitzende des Norwegischen Elektroauto-Vereins

    Henner Hebestreit ist Leiter des ZDF-Landesstudio Schleswig-Holstein und Korrespondent für Nordeuropa.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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