Niederlande: Regierung will Migration und Asyl begrenzen
Regierung in den Niederlanden:"Strengstes Asylregime aller Zeiten"
von Britta Behrendt, Amsterdam
|
Ministerpräsident Dick Schoof hat das neue Regierungsprogramm der Niederlande vorgestellt. Im Mittelpunkt: die Asylpolitik. Er kündigte "das strengste Asylregime aller Zeiten" an.
Es soll weitgehende Schritte zur Begrenzung von Migration enthalten: Dick Schoof präsentiert das Regierungsprogramm der Niederlande.
Quelle: epa
Die rechtsgerichtete niederländische Regierung hat ihr Regierungsprogramm vorgelegt. Zentrale Punkte des 138 Seiten langen Papiers der Vier-Parteien-Koalition um die Partei für die Freiheit (PVV) des Rechtspopulisten Geert Wilders und Ministerpräsident Dick Schoof (parteilos) sind Asylpolitik und Migration.
Migration als höchste Priorität
Die Ministerin der Wilders-Partei, Marjolein Faber, will ungewöhnliche Wege gehen, um den Zustrom von Asylsuchenden und Migranten maximal einzuschränken. Es soll das "strengste Asylregime aller Zeiten werden" und die Niederlande sollen Vorreiter in Sachen strenger Migration werden, so Faber.
Die Regierungsbildung hat einige Zeit in Anspruch genommen. Anstelle von Wahlsieger Geert Wilders wurde Dick Schoof als neuer Ministerpräsident der Niederlande vereidigt.02.07.2024 | 1:36 min
Dafür will die niederländische Regierung zunächst eine Krise ausrufen, die es ihr ermöglichen würde, Gesetze vorübergehend und ohne Zustimmung des Parlaments auszusetzen und per "königlichem Beschluss" zu regieren. Neue Gesetzgebung soll dann später folgen. Mit dieser Sofortmaßnahme würden laut Regierungsprogramm beispielsweise erstmal keine neuen Asylprozeduren gestartet und der Familiennachzug von bereits anerkannten Flüchtlingen eingeschränkt.
Flüchtlinge sollen in wenigen großen Zentren untergebracht werden und nur noch mit dem Lebensnotwendigen versorgt werden. Die neue Regierung will kein Asyl auf unbegrenzte Zeit mehr gewähren und - wie Deutschland - die Grenzen stärker kontrollieren. Auf EU-Ebene will man zudem eine Opt-Out-Regelung, mit der die Niederlande gemeinsame EU-Gesetzgebung nicht implementieren müsste.
Sieben Monate nach dem Wahlsieg des Rechtspopulisten Geert Wilders hat die erste Koalition ihre Arbeit aufgenommen. Was sind die Pläne der neuen Regierung?02.07.2024 | 2:05 min
Opposition kritisiert Pläne als "Skandal"
Die Regierung begibt sich damit an den Rand des juristisch Machbaren. Eine Krise auszurufen und dann per königlichem Beschluss zu regieren, um so das Parlament zu umgehen, ist ein Wagnis. Zuletzt war in der Corona-Pandemie die Krise ausgerufen worden - auch Flutkatastrophen oder Dammbrüche sind solche Notsituationen.
Ob aber die Zahl von Migranten und Flüchtlingen im Land und die Situation auf dem Wohnungsmarkt auch als Begründung ausreicht, wird der Staatsrat entscheiden müssen. Mit Worten wie "ein Skandal" und "undemokratisch" reagierten bereits Abgeordnete der Opposition auf den Plan der Ministerin.
Skepsis gegenüber EU in Sachen Landwirtschaft
In den anderen Ressorts sieht das Regierungsprogramm keine weiteren juristischen und staatsrechtlichen Eskapaden vor. Die Skepsis gegenüber der EU, die bei drei Koalitionspartnern milde bis stark ausgeprägt ist, findet sich auch in den Plänen zur Landwirtschaft wieder. Man will die europäischen Naturschutzgesetze zwar implementieren, in Brüssel aber für ihre Veränderung streiten.
Sechs Monate nach der Parlamentswahl bildet sich in den Niederlanden eine neue Regierung. Geert Wilders und drei weitere rechte Parteien haben sich auf eine Koalition geeinigt. 16.05.2024 | 1:46 min
Stickstoff und Mist sind ein großes Thema, das die Niederlande seit Jahren umtreibt. Das Land muss in den nächsten Jahren seinen Stickstoffausstoß drastisch verringern, weil eine Ausnahmeregel der EU ausläuft, und die Wasserqualität sowie der Zustand der Naturgebiete dramatisch schlecht ist. Die Ministerin der Bauer-Bürger-Bewegung setzt auf verbesserte Technologie und neue Messmethoden.
Zwangsenteignungen werden ausgeschlossen, trotzdem werden Bauern weiter animiert, ihre Viehbetriebe aufzugeben. Das Regierungsprogramm verspricht vor allem Absichten und wenig Konkretes, was die Regierung in Probleme bringen kann. Stickstoff-Einsparungen sind wegen der Überschreitung der Grenzwerte eine Voraussetzung um den festgefahrenen Wohnungsbau wieder hochzufahren - denn auch das Baugewerbe stößt Stickstoff aus. Die Regierung plant 100.000 Wohnungen pro Jahr zu bauen.
Schoof: "Enthusiastisch pragmatisch"
Dick Schoof ist mit dem Regierungsprogramm mehr gelungen, als mancher Beobachter erwartet hatte. Die Koalitionspartner seien sehr verschieden, würden sich aber in ihrem Willen treffen, Lösungen für die Menschen im Land zu finden, so Schoof. Er sei: "enthusiastisch pragmatisch".
Es war eine zähe Regierungsbildung in den Niederlanden. Wahlsieger Geert Wilders hat für seine Vierer-Koalition politische Opfer gebracht. Jetzt wurde die neue Regierung vereidigt.
von Britta Behrendt
mit Video
Quelle: dpa
Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.
Um dir eine optimale Website der ZDFmediathek, ZDFheute und ZDFtivi präsentieren zu können, setzen wir Cookies und vergleichbare Techniken ein. Einige der eingesetzten Techniken sind unbedingt erforderlich für unser Angebot. Mit deiner Zustimmung dürfen wir und unsere Dienstleister darüber hinaus Informationen auf deinem Gerät speichern und/oder abrufen. Dabei geben wir deine Daten ohne deine Einwilligung nicht an Dritte weiter, die nicht unsere direkten Dienstleister sind. Wir verwenden deine Daten auch nicht zu kommerziellen Zwecken.
Zustimmungspflichtige Datenverarbeitung • Personalisierung: Die Speicherung von bestimmten Interaktionen ermöglicht uns, dein Erlebnis im Angebot des ZDF an dich anzupassen und Personalisierungsfunktionen anzubieten. Dabei personalisieren wir ausschließlich auf Basis deiner Nutzung der ZDFmediathek, der ZDFheute und ZDFtivi. Daten von Dritten werden von uns nicht verwendet. • Social Media und externe Drittsysteme: Wir nutzen Social-Media-Tools und Dienste von anderen Anbietern. Unter anderem um das Teilen von Inhalten zu ermöglichen.
Du kannst entscheiden, für welche Zwecke wir deine Daten speichern und verarbeiten dürfen. Dies betrifft nur dein aktuell genutztes Gerät. Mit "Zustimmen" erklärst du deine Zustimmung zu unserer Datenverarbeitung, für die wir deine Einwilligung benötigen. Oder du legst unter "Einstellungen/Ablehnen" fest, welchen Zwecken du deine Zustimmung gibst und welchen nicht. Deine Datenschutzeinstellungen kannst du jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in deinen Einstellungen widerrufen oder ändern.