Militärexperte zu Paramilitärs: Keine "brauchbaren Partner"
Interview
Lange zu russischen Paramilitärs:Keine "brauchbaren Partner" für den Westen
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In der russischen Grenzregion um Belgorod nehmen die Angriffe von paramilitärischen Truppen zu. Militärexperte Nico Lange erklärt, wie die Widerstandskämpfer einzuschätzen sind.
Paramilitärische Gruppen sollen mindestens ein Dorf in der Grenzregion um Belgorod eingenommen haben. Militärexperte Nico Lange analysiert die Lage.21.03.2024 | 35:27 min
Sehen Sie oben das gesamte Interview im Video und lesen Sie es hier in Auszügen.
Die Angriffe von paramilitärischen Kämpfern in der Region um Belgorod haben in den vergangenen Tagen zugenommen. Mindestens ein Dorf sollen die Kämpfer in der russischen Grenzregion eingenommen haben. Bei ZDFheute live erklärt der Militärexperte Nico Lange, wer die russischen Widerstandskämpfer sind und äußert sich zum Einsatz von Nato-Bodentruppen in der Ukraine.
Quelle: Tobias Koch
... arbeitet für die Zeitenwende-Initiative bei der Münchner Sicherheitskonferenz. Von 2004 bis 2006 forschte und lehrte er in St. Petersburg. Später leitete er die Auslandsbüros der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung in der Ukraine und in den USA. Von 2019 bis 2022 war er Leiter des Leitungsstabes im Bundesministerium der Verteidigung.
Das sagt Nico Lange zu ...
... den paramilitärischen Kämpfern
Die Kämpfer seien als Freiwillige auf verschiedenen Wegen mit unterschiedlicher Motivation in die Grenzregion gekommen. Dabei handle es sich um "russische Staatsbürger, die bereit seien mit der Waffe gegen Putin zu kämpfen".
Die Kämpfer seien allerdings "weder brauchbare Partner" für den Westen noch eine "ernsthafte Truppe", die in Russland Verantwortung übernehmen könnte. Zu den Freiwilligen, die gegen Putin kämpfen, gehören auch Extremisten, so Lange.
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... der russischen Grenzregion Belgorod als Kampfort
Hinter den Freiwilligen liege die ukrainische Grenze und rechts und links des Kampfgebietes seien Wasserhindernisse. Dieser Standort der Kämpfer erschwere es Russland, sie von dort wieder zu vertreiben, erklärt Lange.
Es werfe auch "kein gutes Licht auf die russische Verteidigung", wenn sie "ihre eigenen Städte" mit Gleitbomben bombardieren. Bei der eigenen Bevölkerung hinterließe das keinen guten Eindruck, so Lange.
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... der aktuellen Situation an der Kriegsfront
In den letzten Wochen beschieße Russland wieder die Gebiete gegenüber der russischen Grenze um die ukrainischen Städte Sumi und Charkiw stark, sagt Lange. Nach wie vor gäbe es zudem "Truppenansammlungen der Russen bei Kupjansk".
Die Initiative sei seit dem Fall von Awdijiwka auf der Seite Russlands. Die russischen Streitkräfte sollen acht bis zehn Kilometer in mehreren Wochen "unter extrem hohen Verlusten" erobert haben, so Lange. Russland verliere seine neue Technik "in einem sehr schnellen Tempo".
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... dem Einsatz von Nato-Bodentruppen in der Ukraine
Lange halte es für sinnvoll "überhaupt gar nichts auszuschließen", aber auch nicht ständig zu sagen man alles nicht mache. Man solle beim Wort Bodentruppen nicht immer direkt an den Zweiten Weltkrieg denken, sagt Lange.
Es gäbe auch die Möglichkeit ukrainische Truppen "logistisch zu unterstützen". Man könnte die ukrainischen Streitkräfte bei der Wartung oder der Luftverteidigung entlasten, so Lange. Auch eine "Ausbildung von ukrainischen Streitkräften" in der Westukraine schließe er nicht aus.