Namibia: Schlachtung von Wildtieren wegen starker Dürre
Über 700 Tiere sollen sterben:Namibia schlachtet Wildtiere wegen Dürre
von Rosalie Röhr, Johannesburg
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Weil es an Wasser mangelt, will die namibische Regierung hunderte Wildtiere töten lassen - auch Elefanten. Das Fleisch sollen hungernde Menschen erhalten. Der Plan ist umstritten.
Wassermangel und Hungernot treiben die Namibische Regierung zu drastischen Mitteln. Über 700 Wildtiere, darunter auch Elefanten, sollen für die hungrigen Menschen geschlachtet werden.
Quelle: Peter Frischmuth
Insgesamt sind es 83 Elefanten, 30 Nilpferde, 60 Büffel, 100 Gnus, 300 Zebras sowie 150 weitere Tiere: sie sollen erlegt werden, das hat die Regierung Namibias entschieden. Der Grund dafür ist eine der schlimmsten Dürren dieses Jahrhunderts, die es je im südlichen Afrika gab. Es regnet nicht - und der Wassermangel hat eine Hungerkrise ausgelöst : Da Namibias Landwirtschaft und Viehzucht auf Wasser angewiesen sind, sind die Folgen fatal. Ohne Regen vertrocknet die Ernte und die Tiere sterben. Deshalb sollen jetzt Wildtiere getötet werden, damit die Menschen etwas essen können. In einer Pressemitteilung der Regierung heißt es:
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Namibia: Extreme Dürre läßt Menschen hungern
Das regelmäßig auftretende Wetterphänomen El Niño, das für Hitze sorgt, hat laut Experten in Kombination mit dem Klimawandel dazu geführt, dass die aktuelle Dürreperiode besonders schlimm ist. Namibia sowie weitere Länder im südlichen Afrika - Simbabwe, Malawi und Sambia- haben bereits den Notstand ausgerufen. Laut des World Food Program der Vereinten Nationen UN sind etwa 1,4 Millionen Namibier akut durch Nahrungs- und Wassermangel bedroht - das ist fast die Hälfte der Bevölkerung des Landes.
157 Wildtiere wurden bereits erlegt
Über 157 wilde Tiere wurden bereits im Auftrag der namibischen Regierung unter Ausschluss der Öffentlichkeit geschlachtet. Es ist nicht klar, welche Arten in welchem Zeitraum bisher getötet wurden. Laut offiziellen Angaben konnten 57 Tonnen Wildfleisch an die Bevölkerung verteilt werden. Zu den Parks, in denen Tiere erlegt wurden, gehören der Namib-Naukluft-Park, der Mangetti-Nationalpark, der Bwabwata-Nationalpark, der Mudumu-Nationalpark und der Nkasa-Rupara-Nationalpark.In Namibia ist die Trophäenjagd legal, aber streng reglementiert. Die Einnahmen daraus fließen in den Wildschutz und an die lokale Gemeinschaft.
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Konflikte zwischen Mensch und Wildtieren nehmen zu
Das Töten der Wildtiere soll nicht nur den akuten Hunger der armen Bevölkerung stillenbekämpfen. Durch den Abschuss erspare man den Tieren qualvolles Verdursten - und erhöhe die Überlebenschancen der anderen. Die Tötungen sollen auch potentiell gefährlichen Begegnungen mit Menschen vorbeugen. Denn finden die Tiere kein Wasser, fangen sie an, in besiedelten Gebieten zu suchen und können Menschen in Gefahr bringen. In Simbabwe etwa wurden im vergangenen Jahr 50 Menschen von Elefanten getötet.
Tierschützer kritisieren die Tötungen in Namibia
Die gezielte Tötungen von Wildtieren wirft ethische Fragen auf: Tier- und Naturschützer unterstellen der namibischen Regierung, dass die Entscheidung, Tiere abzuschießen, politisch motiviert sei: in Namibia stehen am 27. November Wahlen bevor, es gehe um Stimmenfang. Sie fürchten zudem, dass andere Länder sich ein Beispiel an Namibia nehmen könnten - sie könnten Hunger zukünftig als Vorwand heranziehen, um Tiere zu töten und sich dabei möglicherweise selbst daran zu bereichern. In einem Schreiben warnt eine Gruppe verschiedener Wildtierschützer: "Wird die Natur für künftige Generationen geschützt? Oder wird ein gefährlicher Präzedenzfall zugelassen? "
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In Namibia hat etwa 24.000 Elefanten und damit eine der größten Populationen der Welt. Die Anzahl der Tiere sind ist relativ stabil - und in den vergangenen Jahren sogar gestiegen. Doch die Elefanten-Population weltweit ist in den vergangenen 100 Jahren von mehreren Millionen Tieren auf schätzungsweise 500.000 gesunken. Laut den Tierschützern kann die Abschlachtung der Elefanten dazu führen, dass bei überlebenden Tieren ein bleibendes Trauma verursacht wird und sich Aggressionen gegenüber Menschen verstärken.
Namibische Regierung verteidigt Vorhaben: "Zum Wohl der Bürger"
Das zuständige namibische Umweltministerium veröffentlichte als Antwort auf die Kritik eine Stellungnahme, in der es das Vorhaben verteidigt. Es stehe"im Einklang mit unserem verfassungsmäßigen Auftrag, unsere natürlichen Ressourcen zum Wohle der namibischen Bürger zu nutzen".
Auch in der Vergangenheit kam es schon zu gezielten Töten von Wildtieren in Naturschutzgebieten. In der Regel wird es als letzte Maßnahme betrachtet, um ökologische Probleme zu lösen.
Ob Mali, Kamerun oder Sudan - in Afrika schwelen an vielen Orten Krisen und Konflikte. Doch sie erhielten international zu wenig Aufmerksamkeit, kritisieren Hilfsorganisationen.
mit Video
Quelle: ZDF
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