Im Atlantik vor Namibia: Riesenalgenanbau gegen Klimawandel

    Riesenalgen-Anbau im Ozean:Namibias unterschätzter Klimaschützer

    Verena Garret, Leiterin ZDF-Studio Johannesburg
    von Verena Garrett
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    Riesenalgen sind ein ökologischer Schatz. Im Atlantik vor Namibia wachsen sie wie in einem Wald. Der Anbau ist aufwendig, doch Ihr Nutzen: gigantisch.

    Schwimmende Algen im Meer
    In Namibia werden Unterwasser-Wälder aus braunen Algen namens Kelp angebaut. Die Pflanze ist nicht nur gut für das Klima, sondern fördert auch die Biodiversität.12.03.2025 | 4:32 min
    Mit einem kleinen Boot sind sie unterwegs. Das Ziel: ein besonderer Wald unter Wasser oder eher das, was man von oben davon erreichen kann. Sie ernten einen ökologischen Schatz: Riesenalgen, auch Kelp genannt. Es ist eine Art Rasenmähen im Meer und es ist genug da, denn Kelp wächst wie Gras - sehr schnell über viele Jahre, einen halben Meter am Tag.

    Normalerweise passen in unser Boot zwei Tonnen Algen rein. Dann laden wir ab und kommen nochmal zurück. 3,5 Tonnen sind es an guten Tagen.

    Fanuel Isak, Kapitän

    Warum Algen für uns so wichtig sind
    Algen sind unverzichtbar fürs Erdklima und können auf unterschiedlichste Weise genutzt werden.05.07.2023 | 6:14 min

    Start up nutzt Algen als Kohlenstoffspeicher

    Das holländische Start-Up "Kelp Blue" baut vor der Küste von Lüderitz, einer kleinen Hafenstadt in Namibia, im Atlantik Riesenalgen an. Der "Giant Kelp" kann bis zu 45 Meter hoch wachsen, vom Meeresgrund an die Oberfläche. Er bildet Stämme, Äste und ganze Wälder. Für den Klimaschutz haben diese Algen eine besondere Bedeutung: als langfristige Kohlenstoffspeicher, die Treibhausgase binden.

    Der Kelp entnimmt der Atmosphäre Kohlendioxid durch den Prozess der Photosynthese und speichert es in seiner Biomasse. Wenn ein Teil der geernteten Algen in die Tiefsee abdriftet, nehmen sie das Kohlendioxid mit, wo es sehr lange Zeit bleibt.

    Protasius Mutjia, Meeresüberwachung Kelp Blue

    Meeresforscher schätzen, dass Algenwälder jedes Jahr etwa 15 Prozent des aufgenommenen CO2 in die Tiefsee transportieren, wo es teils über Jahrhunderte eingeschlossen bleiben kann.
    "planet e.: Algen essen – Klimaretter auf dem Teller?":  Probekochen für den Algen-Sommelier.
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    Küste bietet optimale Bedingungen

    Die Küste im Süden Afrikas ist einer der wenigen Orte auf der Welt, der ideale Bedingungen bietet: Kelp wächst nur in kaltem, nährstoffreichem Wasser. Ins Meer vor Namibia kommt das durch die Benguela-Meeresströmung aus der Antarktis.

    Algenwälder: wichtige Ökosysteme und Lebensräume

    Die Algenwälder puffern die Kraft der Wellen ab, bieten Lebensraum für unterschiedlichste Tierarten und steigern so die Biodiversität im Ozean. Und sie regulieren die Wasserqualität im Meer. Der Klimawandel aber ist eine große Sorge der Wissenschaftler. "Wir prüfen regelmäßig den ph-Wert des Wassers und schauen wie der sich im Jahresverlauf verändert. Wenn man zum Beispiel nur eine Abweichung von 0,1 % feststellen würde, hätte das große Auswirkungen auf die biologische Vielfalt, die Muscheln und andere Arten", so Umweltwissenschaftler Protasius Mutjia.
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    Eine Einigung war auf der Biodiversitätskonferenz COP16 in Rom lange fraglich. Nun haben sich fast 200 Länder auf eine Strategie zur Finanzierung des Artenschutzes geeinigt.28.02.2025 | 2:53 min

    Anzucht im Labor: Empfindlicher Babykelp

    Bevor sie mit dem Ozean in Berührung kommen, wachsen die Algen unter kontrollierten, sterilen Bedingungen im Labor heran. In den ersten Wochen sind die Babykelps sehr empfindlich. Sind die Babyalgen stark genug, werden auf langen Schnüren Algenkulturen angelegt, die in Becken unter Meeresbedingungen weiter wachsen dürfen.
    In der Natur ankert Kelp an Felsen, auf sandigem Boden wie vor Namibias Küste findet er keinen Halt. Deshalb haben die Wissenschaftler eine Gitterstruktur unter Wasser installiert, gehalten von Betonankern. "Daran werden die Bindfäden mit den Baby Kelps befestigt", sagt Jamie Coetzee, die sich als Chemikerin um die Babyalgen im Labor kümmert.
    Gegen Umweltverschmutzung in Brasilien
    Mikroplastik und steigende Wassertemperaturen bedrohen die Meere. Der Zustand von Nord- und Ostsee zeigt: die Ziele, die sich die EU gesetzt hat, sind noch lange nicht erreicht. 08.06.2024 | 2:59 min

    Algenextrakt als Wachstumshilfe für Pflanzen

    Der geerntete Kelp wird an Land gebracht und in einer Fabrik zu einer Flüssigkeit verarbeitet. Das Endprodukt: ein Algenextrakt, das als Biostimulanz in der Landwirtschaft eingesetzt wird. "Der Kelp enthält viele nützliche Nährstoffe wie Polysaccharide, Kalium, Stickstoff und Phosphor, die alle für Pflanzengesundheit und das Pflanzenwachstum von großem Nutzen sind", sagt Lelo Mkansi, Biochemikerin und Produktionsleiterin.
    In den Gewächshäusern der Firma Green Crisp verwenden sie das Algenextrakt beim Paprika- und Gurkenanbau in großem Stil. 2,5 Millionen Gurken produzieren sie hier im Jahr bislang. Diese Produktion konnte mit Hilfe von Kelp erheblich gesteigert werden, sagt Landwirt Antonie Koekemoer: "Wir ernten 24 Prozent mehr als vorher."

    Durch den Einsatz dieses Mittels können wir die Menge des chemischen Düngers reduzieren. Das bedeutet, dass wir die gleiche perfekte Gurke mit weniger Mitteln anbauen können, was großartig ist.

    Antonie Koekemoer, Landwirt Green Crisp farming

    Unterwasseralgenwälder für den Klimaschutz und für neue Wege in der Landwirtschaft - hier in Lüderitz setzen sie sich dafür ein. Mitten im Ozean.
    Verena Garrett ist Leiterin des ZDF-Auslandsstudios Johannesburg.
    Salwa Houmsi steht mit ihren sechs Gästen auf dem 13-Fragen-Spielfeld.
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    Quelle: dpa

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