Stadt in der Schweiz führt Menstruationsurlaub ein
Bei Periodenschmerzen:Schweizer Stadt führt Menstruationsurlaub ein
von Anna Gürth
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Bei starken Regelschmerzen können Angestellte der Schweizer Stadt Freiburg bis zu drei Tage bezahlten Urlaub nehmen. Das Stadtparlament hat den Menstruationsurlaub beschlossen.
Viele Betroffene von Endometriose leiden unter starken Schmerzen und damit verbundenen Einschränkungen im Alltag. Ein Grund, warum Menstruationsurlaub in immer mehr Ländern diskutiert wird.
Quelle: dpa
Für Margot Chauderna von den Schweizer Jungen Grünen ist es ein großer Sieg für die Gleichberechtigung. "Menstruationsschmerzen sind auch heute noch ein Tabuthema", sagt die 28-Jährige im ZDF-Interview. Deshalb hat sie gemeinsam mit Politikerinnen von Grünen, SP und Grünliberalen den Antrag gestellt, dem das Freiburger Stadtparlament jetzt zugestimmt hat: Als erste Stadt in der Schweiz führt Freiburg einen Menstruationsurlaub ein.
Menstruationsurlaub soll Sichtbarkeit schaffen
Wer bei der Stadt Freiburg arbeitet und unter Menstruationsbeschwerden leidet, kann künftig bis zu drei Tage bezahlten Urlaub nehmen - ohne ärztliches Attest. Zwar müssen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch in der Schweiz normalerweise erst ab dem vierten Abwesenheitstag ein Attest vorlegen. Eine Krankmeldung wegen Schmerzen während der Periode ist also auch ohne "Menstruationsurlaub" möglich. Den Initiatorinnen geht es vor allem darum, das Thema sichtbar zu machen.
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Schmerzen während der Periode weit verbreitet
Rund 50 bis 90 Prozent aller jungen Frauen haben Schmerzen während der Periode. Die Zahlen variieren je nach Studie. Intensive Krämpfe im Unterbauch, Kopf- oder Rückenschmerzen, Übelkeit, Durchfall - die Symptome sind vielfältig.
Und: 2 bis 15 Prozent aller Frauen zwischen Pubertät und Wechseljahren erkranken an Endometriose - laut dem Endometriosezentrum der Berliner Charité allein in Deutschland jedes Jahr über 40.000 Frauen. Bei Endometriose bildet sich Gewebe außerhalb der Gebärmutter - vor allem im Unterleib. Betroffene Frauen und Mädchen berichten unter anderem von krampfartigen, oft unerträglichen Schmerzen auftreten.
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„Es ist sehr wichtig, Endometriose frühzeitig zu erkennen und zu behandeln“, erklärt Gynäkologin und Endometriose-Forscherin Professor Sylvia Mechsner. „Erstens, um die Entwicklung eines chronischen Schmerzsyndroms zu verhindern und zweitens, um die Weiterentwicklung der Krankheit zu stoppen.“
Starke Schmerzen nicht einfach aushalten
Das Signal dürfe also nicht sein: Schmerzen sind normal, bleibt einfach zu Hause. „Wenn während der Menstruation sehr starke Schmerzen auftreten, dann sollten diese nicht ausgehalten, sondern entsprechend behandelt werden“, so Mechsner. Wichtig sei Aufklärung über Krankheiten wie Endometriose und eine bessere Begleitung bei Menstruationsschmerzen.
Menstruationsurlaub: Entlastung für Betroffene?
Im beruflichen Kontext seien diese Schmerzen viel zu selten ein Thema, finden Margot Chauderna und ihre Mitstreiterinnen. "Wegen des Tabus und der Unkenntnis rund um Menstruationsschmerzen neigen Betroffene eher dazu, einfach ein Medikament zu nehmen und zur Arbeit zu gehen", so Chauderna.
Der Beschluss mache die Stadt Freiburg zu einer "Pionierin", meint Chauderna.
Sorgt Menstruationsurlaub für Gleichberechtigung?
Anders sieht das Océane Gex, die für die Schweizer FDP im Freiburger Stadtparlament sitzt. Sie stimmte gegen den Antrag. Ein "weiteres Etikett", das Frauen aufgeklebt werde, sei der Extra-Urlaub. Dabei stünden diese am Arbeitsplatz schon jetzt unter einem höheren psychischen Druck als Männer, etwa wenn es um die Vereinbarkeit von Familie und Karriere gehe.
"Über ein intimes Thema wie die Menstruation zu sprechen, ist schon schwierig, wenn alles gut läuft. Darüber zu sprechen, wenn eine Frau unter stärkeren Schmerzen leidet als andere Frauen, ist umso schwieriger." Tabus brechen? "Ja", sagt Gex. "Aber nicht, indem man Frauen noch mehr stigmatisiert."
Die Mehrheit des Freiburger Stadtparlaments sieht das anders - der Antrag ist angenommen. Jetzt werden die Personalreglements der Stadt entsprechend geändert.
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Spanien: Menstruationsurlaub gesetzlich verankert
Eine Premiere für die Schweiz. In Zürich und Lausanne liegen ähnliche Vorschläge auf dem Tisch - die Städte testen den Menstruationsurlaub in einem Pilotprojekt. Spanien hat das Recht auf freie Tage bei starken Regelschmerzen seit letztem Juni gesetzlich verankert, in einigen asiatischen Länder gibt es den Menstruationsurlaub schon seit vielen Jahren.
In Deutschland gibt es keine entsprechende Regelung. Ändern möchten das zum Beispiel DIE LINKE und die baden-württembergische SPD, die sich für die Einführung eines Menstruationsurlaubs aussprechen.
ZDF-Reporterin Anna Gürth berichtet über die Schweiz.