Ex-Ukraine-Botschafter: Wurde oft als Verrückter dargestellt
Ex-Ukraine-Botschafter in Berlin:Melnyk: Wurde oft als Verrückter dargestellt
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Der ehemalige Deutschland-Botschafter der Ukraine bezeichnete Kanzler Scholz als "beleidigte Leberwurst". Andrij Melnyk blickt zurück – er sei stolz, aber räumt auch Fehler ein.
Andrij Melnyk, früherer ukrainischer Botschafter in Deutschland. Archivbild
Quelle: Michael Kappeler/dpa
Der frühere Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, hat "viele Fehler" während seiner Tätigkeit in Berlin eingeräumt. Er zeigte sich aber stolz, die Berliner Politik nach der russischen Invasion in der Ukraine vor zwei Jahren "aus ihrer Lethargie" geholt zu haben, wie Melnyk dem Berliner "Tagesspiegel" (Freitag) sagte.
Der heutige Botschafter in Brasilien schlug in dem Interview auch vor, dass die ukrainischen Verbündeten über "Sondierungsgespräche" mit Moskau vertraulich ausloten sollten, unter welchen Bedingungen Russland beispielsweise bereit wäre, aus den besetzten Gebieten abzuziehen.
Melnyk stolz auf Ukraine-Hilfe
Zu seiner Rolle in Berlin sagte Melnyk:
Doch sei es ihm gelungen, Diskussionen anzustoßen, sagte Melnyk. "Es liegen Welten zwischen der Hilfe, die wir heute erhalten und der zu Kriegsbeginn. Darauf bin ich stolz."
Melynk war von 2015 bis 2022 ukrainischer Botschafter in Deutschland. In der deutschen Öffentlichkeit wurde er durch seine verbalen Ausfälle unter anderem gegenüber Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bekannt.
Ex-Botschafter: Ukrainer werden Deutschland immer dankbar für Hilfen sein
Zu seinen Fehlern sagte Melnyk: "Ich hätte meine Rolle vielleicht ab und zu weniger leidenschaftlich ausfüllen können, um manche Menschen nicht vor den Kopf zu stoßen." Er sei in "einer Art emotionalem Ausnahmezustand" gewesen.
Dass er Scholz einmal eine "beleidigte Leberwurst" genannt habe, sei "grenzwertig" gewesen, räumte er ein.
"Mein Gradmesser ist, was am Ende rauskommt", fügte Melnyk hinzu. "Wer weiß, wie die Unterstützung Deutschlands heute ohne mein undiplomatisches Auftreten aussehen würde." Fakt sei aber, dass die Deutschen heute die zweitgrößten Unterstützer der Ukraine seien. "Dafür werden die Ukrainer ihnen für immer dankbar sein."
Deutschland liefert zum Teil komplizierte Waffensysteme in die Ukraine. Um diese Waffen bedienen zu können, werden viele ukrainische Soldaten zunächst daran geschult. 23.02.2024 | 1:30 min
Melnyk: Geht nicht um faule Kompromisse
Auf die Frage nach möglichen Verhandlungen sagte Melnyk: "Nach meiner persönlichen Überzeugung wäre es zumindest klug, wenn unsere Verbündeten diskret in Moskau ausloten könnten, ob echte Kompromissbereitschaft besteht." Sondierungsgespräche zu führen, heiße ja nicht, dass man seine Interessen aufgebe.
"Es geht nicht um faule Kompromisse oder darum, auf der Weltbühne eine falsche Ruhe wiederherzustellen, sondern darum, nichts unversucht zu lassen", sagte Melnyk. "Die Russen haben alles getan, um Vertrauen zu zerstören. Aus Sicht der Ukraine ist es unmöglich, einen Deal zu schmieden."
Dennoch sollten Partner ihre Diplomatie einsetzen.
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