Massentourismus in Europa: Wo es welche Maßnahmen gibt

    Maßnahmen gegen Übertourismus:Wenn Tourismus zum Problem wird

    Narin Sevin Dogan
    von Narîn Şevîn Doğan
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    Nach diversen Protesten gegen Massentourismus in Europa, wurden ortsspezifisch neue Regeln eingeführt oder Maßnahmen gegen den Übertourismus getroffen. Ein Überblick.

     Menschen nehmen an einem Protest gegen den Tourismus unter dem Motto „Genug! Lasst uns dem Tourismus Grenzen setzen“, der von verschiedenen Gruppen der Zivilgesellschaft in Barcelona, Katalonien, Spanien, am 06. Juli 2024 organisiert wurde.
    Rom, Venedig, Südtirol - überall drängen sich die Touristen. Und an vielen Orten wird es den Einwohnern zu viel und zu eng. Wie umgehen mit der zunehmenden Touristenmassen? 21.07.2024 | 2:43 min
    Volle Strände mit Sonnenanbetern aus nah und fern, Städte überflutet von Tourist*innen, die jede Sehenswürdigkeit abklappern: Einige Orte in Europa sind Magnete für Tourist*innen - oft zulasten der Einheimischen und der Natur. Bewohner*innen von Städten wie Athen oder Barcelona fordern "Tourists go home". Verschiedene Urlaubsziele in Europa reagieren mit neuen Maßnahmen gegen den Übertourismus.

    Südeuropa lockt Millionen Menschen aus dem Ausland

    Besonders Südeuropa mit seinen Stränden lockt Tourist*innen. Ein Beispiel: Mehr als 85 Millionen Menschen aus dem Ausland sollen im vergangen Jahr laut spanischem Statistikamt (INE) Urlaub in Spanien gemacht haben. Im ersten Halbjahr 2024 wurden bereits 42,5 Millionen internationale Tourist*innen gezählt, Spanien steuert damit auf ein neues Rekordjahr im Tourismusgeschäft zu.
    Teneriffa: Proteste gegen Massentourismus
    Die Einheimischen auf Teneriffa portestieren gegen das Modell des expansiven Tourismus, welches sie zunehmend einschränkt.23.04.2024 | 3:30 min

    Spanien: Einheimische protestieren gegen Massentourismus

    Seit Wochen protestieren Einheimische in Urlaubsregionen gegen die Massen an Tourist*innen, die die Mieten in die Höhe steigen lassen und die Umwelt belasten - zuletzt sogar mit Wasserpistolen. Barcelona hat nun beschlossen, dass es ab 2029 keine Ferienwohnungen mehr in der katalonischen Hauptstadt geben soll und sagt damit Kurrzeitvermietungen via Airbnb & Co. den Kampf an. Aus Ferienwohnungen sollen so wieder normale Wohnungen für Einheimische werden.
    Nach den letzten Protesten gegen Massentourismus auf Mallorca verspricht die Regionalregierung der Balearen den unzufriedenen Bürger*innen dort nun "mutige Maßnahmen".

    Wegen Wohnungsnot
    :Barcelona: Ferienwohnungen vor dem Aus

    Für Touristen praktisch, für viele Einheimische ein Problem: Wegen Wohnungsmangels und hohen Mietpreisen will Barcelona nun Ferienwohnungen abschaffen - und zwar alle, ab 2029.
    Archiv: Touristen fotografieren am 13. April 2024 mit der Basilika Sagrada Familia in Barcelona im Hintergrund.

    Venedig: Eintrittsgeld für Tagesbesuche

    Auch in Italien, etwa in Städten wie Rom, Florenz oder Venedig, drängen Besucher*innen dicht an dicht. Um besonders Tagestourist*innen fernzuhalten, hat Venedig im April 2024 eine 5-Euro-Gebühr eingeführt und hat damit bisher 2,2 Millionen Euro eingenommen. Mitte Juli war der letzte Tag der Testphase. Ab 2025 soll regelmäßig Eintrittsgeld erhoben werden. Wie das genau aussehen soll, wird anhand der Erfahrungen aus der Testphase entschieden.

    Griechenland: Teure Strandliegen sorgen für Unmut

    In Griechenland ist der Tourismus eine der wichtigsten Einnahmequellen. Davon wollen viele profitieren. Das zum Teil illegale Tourismusgeschäft mit teuren Liegestühlen am Strand sorgt für Unmut. Denn die Griechen und Griechinnen selbst wollen nicht für Liegen und Sonnenschirme zahlen.
    Die sogenannte "Handtuchbewegung" entstand, die den gesetzlich garantierten Zugang zum Strand auch für nicht zahlende Personen einfordert. Sie protestierten im Sommer 2023 gegen die verbotene Privatisierung von Stränden durch Tavernen an griechischen Stränden, die die Strände Badeplätze belegen. Nun gehen Behörden in Griechenland mit Drohnen und einer Melde-App dagegen vor.
    blick ueber athen
    Der Tourismus in Griechenland boomt und damit auch Airbnb. Die vielen kurzzeitig vermieteten Wohnungen erschweren es griechischen Bewohnern bezahlbaren Wohnraum zu finden. 03.01.2024 | 2:07 min

    Griechische Regierung will in Klimaschutz investieren

    Griechenland mit seinen vielen Urlaubsinseln leidet auch an den Folgen des Klimawandels mit massiver Hitze und Trockenheit. Zwei Milliarden Euro will die griechische Regierung nun in den Klimaschutz investieren und damit nachhaltigen Tourismus gewährleisten. Ein Paradebeispiel ist die Insel Tilos, auf der bereits 90 Prozent des Mülls recycelt wird.
    Alte Stadtmauer von Dubrovnik
    Dubrovnik wehrt sich erfolgreich gegen Touristenmassen. Die kroatische Stadt begrenzt die Zahl der anlegenden Kreuzfahrtschiffe, verbietet Ferienwohnungen in Mehrfamilienhäusern.12.07.2024 | 2:13 min

    Kroatien: Einschränkungen beim Tourismus

    Dubrovnik in Kroatien, bekannt aus der Fantasy-Serie "Game of Thrones", hat inzwischen einige Maßnahmen gegen den Übertourismus getroffen. Es darf nur eine begrenzte Anzahl von Kreuzfahrtschiffen anlegen, Autobusse mit Tagesausflügler*innen werden eingeschränkt und es herrscht inzwischen ein Rollkofferverbot in der Stadt, um den Anwohner*innen Lärm bei An- und Abreisen zu ersparen.
    Die Regierung will Tourist*innen außerdem von der Adriaküste ins Landesinnere locken, um die Küstenregionen zu entlasten. Der Wellness- und Gesundheitstourismus soll dafür ausgebaut werden.
    Bild Green Kayak
    Seit 2017 gibt es in Kopenhagen die Umweltinitiative "GreenKayak", die Flüsse von Müll befreien will.Touristen können kostenlos ein Kajak mieten, wenn sie Müll sammeln.11.09.2023 | 2:13 min

    Dänemark: Kopenhagen will nachhaltige Gäste belohnen

    Tourismus, aber umweltschonend - das will Kopenhagen. Die dänische Hauptstadt will zum nachhaltigen Städtetrip inspirieren. Die Initiative "CopenPay" ermöglicht in einer Testphase Belohnungen für Kopenhagen-Urlauber*innen in Bars, Museen und anderen Attraktionen der Stadt, indem die Tourist*innen beispielsweise das Fahrrad oder die Metro nutzen oder Abfall in städtischen Parks, an Stränden oder Gewässern aufsammeln.
    Kopenhagen versucht sich damit an einem konstruktiven Modell, nachhaltigen Tourismus zu etablieren. Hinter CopenPay steckt die Tourismusorganisation Wonderful Copenhagen. Die Initiative soll andere Städte weltweit inspirieren. Es sei ein wichtiger Schritt, heißt es, die Art und Weise zu ändern, wie man sich am Reiseziel fortbewege, was man konsumiere und wie man mit den Einheimischen in Kontakt trete.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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